Mit Andreas Boschert

GaloppOnline.de:
Sie treten im kommenden Jahr einen neuen Job an, bei Andreas Wöhler in Bremen als Jockey der Pferde des Gestüts Ittlingen. Wie sieht eine typische Boschert- Woche im kommenden Jahr aus?
Andreas Boschert:
Ich werde von Montag bis Mittwoch in Bremen sein, um dort mit den Pferden bei Andreas Wöhler zu trainieren. Dort werde ich natürlich in erster Linie Ittlinger reiten, aber auch andere. Den Donnerstag und Freitag nutze ich dann für Fitnesstraining. Es könnte auch sein, dass ich an diesen Tagen bei Peter Rau einen Ittlinger schon einmal im Training reite, den ich im Rennen reiten werde, weil Torsten Mundry verhindert ist. Am Samstag und Sonntag bin ich dann auf der Rennbahn. Und schon ist eine Woche wieder vorbei. Das geht sehr schnell bei uns.

GaloppOnline.de:
Wann fangen Sie in Bremen an?

Andreas Boschert:
Ich werde Anfang November anfangen, in Bremen zu reiten. Das wird dann erst einmal bis Ende Dezember sein, bevor ich in den Urlaub gehe. Im Januar werde ich mir Zeit für die Sonne und das Skifahren nehmen. Wo es genau hingeht, steht noch nicht fest. Aber ich wollte in den Ferien auf jeden Fall Tauchen gehen. Im Januar werde ich somit auf keinen Fall reiten, im Februar aber wieder in den Sattel steigen.

GaloppOnline.de:
Warum ging Ihre Zusammenarbeit mit Mario Hofer, für manche doch recht plötzlich, zu Ende?

Andreas Boschert:
Zum einen war es bei Mario Hofer fraglich, ob dieser im nächsten Jahr überhaupt mit einem Stalljockey arbeiten würde. Die Situation in seinem Stall hat sich ein wenig verändert, es sind weniger Pferde als noch zu Beginn der Saison. Dadurch habe ich mich nach anderen Optionen umgesehen, hatte das Angebot von Herrn Ostermann bereits seit längerer Zeit vorliegen. Ein Grund für die Trennung mit Mario Hofer waren mit Sicherheit auch die mangelnden Erfolge in einer eher durchwachsenen Saison.

GaloppOnline.de:
Welche Ziele setzen Sie sich nun?

Andreas Boschert:
Die Ziele sind zunächst einmal nur schwer zu definieren, da es eine solche Situation im deutschen Rennsport noch nicht gegeben hat und man keine Vergleiche ziehen kann. Ich habe zwar bereits für beispielsweise zwei Trainer gleichzeitig geritten, aber eben noch nicht für einen Besitzer alleine. Es könnte sein, dass sich immer erst kurzfristig entscheidet, auf welcher Rennbahn ich am Wochenende sein werde und dass ich daher vielleicht nur wenige Ritte haben werde. Das Ziel ist es aber, an die erfolgreichen Jahre anzuknüpfen und vor allem mit den jungen Pferden im Hinblick auf das Derby gute Arbeit zu leisten. Zudem möchte ich im nächsten Jahr meinen 1000. Sieger reiten.

GaloppOnline.de:
Wie kommen Sie mit Andreas Suborics klar? Es werden in Bremen zwei Top-Jockeys an einem Stall arbeiten. Geht so etwas?

Andreas Boschert:
Ich bin mir sicher, dass die Zusammenarbeit mit Andreas sehr gut klappen wird. Das wird harmonieren. Ganz sicher. Ich habe auch privat ein sehr gutes Verhältnis zu ihm und wir haben vorher alles durchgesprochen. Er wurde vorher zu der Situation befragt und hat sich mit der Konstellation einverstanden erklärt. Zwar muss man Privates und Berufliches immer auseinander halten, doch war mir im Vorfeld sehr wichtig, dass Subi und ich alles geklärt haben und es nicht zu Streitereien kommen wird.

GaloppOnline.de:
Reiten Sie Ittlinger auch bei Auslandsstarts? Da wurden in der Vergangenheit zumeist ausländische Jockeys verpflichtet.

Andreas Boschert:
Es gibt eine Vereinbarung in meinem Vertrag, welche besagt, dass bei Ritten in Frankreich oder England auch ausländische Jockeys für die Ittlinger Pferde gebucht werden können. Aber im Grunde genommen ist es zunächst schon einmal so vorgesehen, dass ich die Pferde auch im Ausland reiten soll.

GaloppOnline.de:
Wie ist der Kontakt zu Manfred Ostermann entstanden?

Andreas Boschert:
Zum einen hat Herr Ostermann ja Pferde bei meinem ehemaligen Trainer Mario Hofer gehabt. Auch über Herrn Wöhler ist der Kontakt entstanden. Eigentlich kenne ich ihn aber schon länger. Nach der Derbywoche hat er mich angesprochen, mir die Idee präsentiert und mich nach meiner Meinung dazu befragt.

GaloppOnline.de:
Haben Sie keine Angst vor dem Erfolgsdruck, der bei Ittlingen sicherlich vorhanden ist?

Andreas Boschert:
Nein, mit diesem Druck kann ich sehr gut umgehen. Das bringt der Beruf nun einmal mit sich und er gehört einfach dazu. Ich habe auch in der Vergangenheit für große Ställe geritten und auch da gab es Druck. Herr Ostermann investiert viel Geld und möchte daher auch entsprechenden Erfolg sehen. Das ist ganz selbstverständlich. Ich freue mich auf die neue Herausforderung.

GaloppOnline.de:
Sie sind, vor einigen Jahren, in Mülheim einmal schwer gestürzt. Denken Sie beim Reiten noch an seinen Sturz und reiten dadurch gehemmter?

Andreas Boschert:
Ich denke nicht an die Stürze und reite auch nicht gehemmter, als es vor den Stürzen der Fall war. Mit Sicherheit muss man solche Ereignisse erst einmal verarbeiten und braucht ein paar Rennen, um wieder richtig drin zu sein. Das liegt mittlerweile mehrere Jahre zurück und ich denke nicht mehr daran. Wenn ich daran denken müsste, würde ich sofort aufhören. Ich bin mir aber des Risikos bewusst. Denn auch das bringt der Job mit sich.

GaloppOnline.de:
Sie haben zu Karrierebeginn bei Heinz Jentzsch gearbeitet, einem der ganz Großen dieses Sports. Wie war diese Zeit?

Andreas Boschert:
Ich war nur drei Jahre dort und hatte direkt nach meiner Ausbildung ein Angebot. Es waren sehr gute Reiter am Stall und man konnte sehr viel lernen. Der Name Jentzsch hat mir in meiner Karriere am Anfang mit Sicherheit geholfen, nach oben zu kommen, ich habe aber auch selbst viel dazu beigetragen.

GaloppOnline.de:
Ganz früher sind Sie in Ponyrennen geritten. Haben Sie da schon von größeren Rennen geträumt?

Andreas Boschert:
Ich habe sehr jung mit dem Reiten angefangen und habe früh Ponyrennen geritten. Zudem bin ich mit dem Galopprennsport groß geworden. Da träumt man dann natürlich von großen Erfolgen in Hamburg und in Baden-Baden und hofft, dass man da auch mal auf dem Treppchen steht. Es hat ja auch glücklicherweise geklappt und ich habe es nie bereut, Jockey geworden zu sein. Natürlich habe ich auch die Schattenseiten, vor allem durch die Stürze, kennen gelernt, aber trotzdem bereue ich heute nichts an meinem Job.

GaloppOnline.de:
Bei wem hat er am meisten gelernt?

Andreas Boschert:
Was das Training und die Arbeit mit Pferden angeht, habe ich bei Andreas Wöhler am meisten gelernt. Das liegt aber mit Sicherheit auch daran, dass ich ganze acht Jahre dort war. Heinz Jentzsch und Andreas Wöhler arbeiten meiner Meinung nach nicht sehr unterschiendlich. Sie unterscheiden sich in ihrem Trainingsstil nicht groß.

GaloppOnline.de:
Sie stehen vor dem 1000. Sieg. Das ist schon eine Hausnummer. Was war der schönste Sieg? Welches war das beste Pferd, was Sie je geritten haben?

Andreas Boschert:
Von der Erfolgsschiene her war der schönste Sieg das Italienische Derby mit Kallisto. Das war ein ganz spezieller Erfolg. Aber auch der Sieg mit Tryphosa im Henkel-Rennen war toll. Das beste Pferd, was ich je geritten habe, war Lomitas. Und dann natürlich sein Sohn Silvano.

GaloppOnline.de:
Zwei Nachwuchsreiter sind in aller Munde: was halten Sie von den Nachwuchsreitern Clös und Wesselmann?

Andreas Boschert:
Wir müssen froh sein, dass wir diese Jungs haben. Und ich bin mir auch sicher, dass sie ihren Weg gehen werden. Viele Ritte sind wichtig, um die entsprechende Routine zu gewinnen und Erfahrungen zu sammeln. Sie werden beide ihren Weg gehen und könnten sich durchaus zu etablierten Jockeys entwickeln. Dabei müssen sie aber natürlich auf dem Teppich bleiben und lernen, mit dem Erfolg umzugehen.

GaloppOnline.de:
Das Jockey-Karussell dreht sich. Manche Ställe wollen ohne Stalljockey ins kommende Jahr gehen. Sie reiten nicht für einen Stall, sondern für einen Besitzer. Glauben Sie, dass die Tendenz weggeht vom festen Stalljockey?

Andreas Boschert:
Bei großen Ställen glaube ich nicht, dass sie in Zukunft dauerhaft ohne Stalljockey arbeiten werden. Bei den kleineren Ställen ist das schon eher vorstellbar. Was ich mir aber auch vorstellen kann ist, dass der Weg, den jetzt Ittlingen geht, in Zukunft auch von anderen großen Besitzern genutzt wird. Ich meine, der Trend könnte durchaus dahin gehen, dass sich zum Beispiel Schlenderhan, Röttgen oder der Fährhof ihren eigenen Jockey anstellen.

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