GaloppOnline.de:
Fangen wir mit der wahrscheinlich zukunftsweisenden Frage an: Wie lange bleiben sie in Deutschland?
Jimmy Quinn:
Ich bleibe, so lange ich einen Job habe, so lange sie mich wollen. Ich bin sehr glücklich hier in Deutschland ich habe ein sehr gutes Team. Peter Schiergen ist ein wirklich guter Mann. Alle halten zusammen, was ich unheimlich toll finde. Ich bleibe also, so lange wie sie mich wollen.
GaloppOnline.de:
Also auch, wenn es 10 Jahre sind?
Jimmy Quinn:
Ja, auch wenn es 10 Jahre sind.
GaloppOnline.de:
Gab es während Ihrer Zeit hier einen Moment, eine Sekunde oder ein Ereignis, wo sie die Entscheidung, nach Deutschland gekommen zu sein, vielleicht bereut haben?
Jimmy Quinn:
Nein, niemals. Am Anfang der Saison wusste ich, dass unsere Pferde ein wenig Zeit brauchen würden. Ich hatte aber niemals Zweifel, dass das besser werden würde. Die Pferde haben ihre Zeit bekommen und jetzt läuft es ja.
GaloppOnline.de:
In den letzten Jahren mussten einige Jockeys den Asterblüte-Stall verlassen. Da wird natürlich auch spekuliert, wie lange Sie sich in dieser Position halten können. Wie geht man mit einer solchen Situation um?
Jimmy Quinn:
Ich habe damit überhaupt kein Problem und mache mir darüber gar keine Gedanken. Ich mache einfach nur meinen Job, so gut ich kann. Das ist auch das, was Peter Schiergen will: einen Mann, der sich zu 100 Prozent auf seinen Job konzentriert. Und ich versuche immer mein Bestes.
GaloppOnline.de:
Als Sie sich für Deutschland entschieden hatten, was haben ihre Kollegen und Freunde in England zu dieser Entscheidung gesagt?
Jimmy Quinn:
Wir haben ein große Party gefeiert und sie haben "good bye" gesagt. Ich meine, wenn du die Chance hast für den größten Stall in Deutschland zu reiten, musst Du die Chance natürlich nutzen.
GaloppOnline.de:
Was vermissen Sie am meisten an Ihrer Heimat?
Jimmy Quinn:
Die englischen Soaps. Ja, die vermisse ich schon wahnsinning. Ich schaue schon die deutschen, aber da verstehe ich momentan noch nicht so viel. Und dann natürlich meine Frau. Aber sie kommt im Juli mit unserem fünfjährigen Sohn nach Deutschland. Was ich überhaupt nicht vermisse, ist die ständige Rumreiserei in England.
GaloppOnline.de:
Was machen Sie in hier in Deutschland in Ihrer Freizeit?
Jimmy Quinn:
Ich koche, gehe Einkaufen und gucke Fernsehen. Viel Zeit kostet es mich auch, die Rennen zu studieren. Ich sitze dann immer mit einem Wörterbuch da und studiere meine Gegner. Ich analysiere jedes Rennen mit dem Lexikon, überlege mir, wer vorne geht und schaue mir die anderen Pferde genau an. Da braucht man für so ein Meeting schon mal einen ganzen Tag.
GaloppOnline.de:
Sie sagten, sie bleiben so lange man sie will. Werden Sie deutsch lernen?
Jimmy Quinn:
Das will ich auf jeden Fall machen. Momentan ist es natürlich noch einfach, weil jeder englisch mit mir redet. Aber ich werde auf jeden Fall Deutsch-Stunden nehmen. Ich verstehe schon ein bisschen, zum Beispiel die Anweisungen des Trainers, sprechen kann ich allerdings noch nicht viel.
GaloppOnline.de:
Was ist der größte Unterschied zwischen dem britischen und deutschen Rennsport?
Jimmy Quinn:
Das ist ganz klar die Reitweise. Es hat mich längere Zeit gekostet, mich an die Reitweise hier zu gewöhnen. Du kannst einfach kein deutsches Pferd mit englischem Stil reiten, das geht nicht. Die Reitweise in Deutschland ist eine Mischung zwischen der englischen und französischen. Jetzt ist der Knoten so allmählich geplatzt, aber ich lerne immer noch.
GaloppOnline.de:
Wer ist der für Sie der beste deutsche Jockey und wo sehen Sie den deutschen Rennsport international?
Jimmy Quinn:
Der beste Jockey ist für mich Andrasch Starke. Der hat sich auch international mittlerweile durchgesetzt. Er ist für mich der Beste. Danach dann Suborics und Boschert, aber Deutschland hat sehr viele talentierte Reiter, die ich alle noch viel zu wenig gesehen habe. Der deutsche Rennsport hat sich im internationalen Vergleich sehr verbessert. Was da in den letzten rund 6 Jahren passiert ist, ist schon sehr gut. Wie zum Beispiel zuletzt in Rom mit Iberus und Anthyllis. Wir sind nicht hingefahren, um mitzulaufen, sondern um zu gewinnen. Dass das mittlerweile so ist, hat ja auch Silvano bei seinen Siegen gezeigt.
GaloppOnline.de:
Was ist Ihr größtes Ziel im Rennsport?
Jimmy Quinn:
Es ist der Traum eines jeden Jockeys, einmal ein Derby zu gewinnen. Und so auch bei mir. In erster Linie geht es mir aber darum, konstant erfolgreich zu sein und einen guten Job zu machen. Ich will von Rennen zu Rennen mein Bestes geben.
GaloppOnline.de:
Thema Derby: Wir gehen einmal davon aus, dass Sie im Derby Iberus reiten werden. Ist er der Beste von Peter Schiergen und liegt viel zwischen ihm und den anderen?
Jimmy Quinn:
Das ist eine wirklich schwere Entscheidung, aber ich glaube, Iberus ist der Beste. Ob er besser als Tareno ist, kann ich nicht sagen. Die beiden haben noch nie zusammen gearbeitet. Ich kann auch noch nicht sagen, wer die Gegner sind. Krombacher hat mir in Hannover und München schon sehr gefallen.
GaloppOnline.de:
Welches sind die besten deutschen Pferde, die sie bisher geritten haben. Und welches die internationalen?
Jimmy Quinn:
Ich habe schon ein paar wirklich gute Pferde geritten. Iberus und Tareno sind, glaube ich, schon zwei wirklich gute Rennpferde. Und auch Catella kommt langsam wieder, sie ist eine schöne Stute. International war Ramuma das beste Pferd. Ich habe sie nicht im Rennen geritten, aber bei 90% ihrer Arbeit bei Henry Cecil. Sie hat dann immerhin die englischen und irischen Oaks gewonnen.
GaloppOnline.de:
Wie sind Sie hier in Deutschland von Ihren Jockey-Kollegen aufgenommen worden. Gibt es große Rivalität?
Jimmy Quinn:
Nein, überhaupt nicht. Die Jungs sind alle toll und helfen mir, wo sie nur können. Ich brauche sie nur anzurufen und sie beschreiben mir zum Beispiel den Weg auf die Rennbahn oder einfach alles.
GaloppOnline.de:
Wen ruft Jimmy Quinn denn zuerst an, wenn etwas abseits des Rennsports passiert und er Hilfe braucht? Wer ist die Person, welche er anruft, wenn er auf der Autobahn liegengeblieben ist?
Jimmy Quinn:
Das ist Terry Hellier. Er hilft mir sehr viel. Natürlich ist es auch ein großer Vorteil, dass wir die selbe Landessprache haben. Und Gisela und Peter Schiergen natürlich.