Andrasch Starke hat nach seinem Titel-Hattrick in Deutschland über Winter auch Hong Kong im Sturm erobert. In Fernost hat er mit 7 Siegen und mehreren Platzierungen auch ein internationales Ausrufezeichen gesetzt. Seit März ist Deutschlands Ausnahmejockey wieder in Rennsätteln hierzulande unterwegs. GaloppOnline.de sprach mit Starke über sein Erfolgsrezept, die Ziele und auch die Schwächen des Champions.
GaloppOnline.de:
Sie reiten von Erfolg zu Erfolg auf sehr hohem Level. Gibt es ein Andrasch Starke – Geheimrezept?
Andrasch Andrasch Starke:
Jeder Jockey hat seinen eigenen Stil. Und ich habe halt meinen. Am Anfang guckst du dir bei anderen guten Jockeys etwas ab. Aber irgendwann hast du deinen eigenen Stil entwickelt und versuchst, diesen zu perfektionieren. Natürlich lernt man immer noch etwas dazu. Zum Beispiel bei meiner Zeit in Hong Kong, da habe ich sehr viel gelernt. Das hätte ich selbst nicht gedacht. Wer die wenigsten Fehler macht, der gewinnt die meisten Rennen.
GaloppOnline.de:
Hat man auf einem solchen Level überhaupt noch Vorbilder?
Andrasch Starke:
Nein, Vorbilder habe ich mittlerweile keine mehr. Früher war Frankie Dettori mein großes Vorbild. Auch heute halte ich ihn noch immer für den besten Jockey der Welt, aber ich gucke mir nichts mehr von ihm ab. Man guckt hin, aber nicht mehr ab. Ich bin Starke, er ist Dettori.
GaloppOnline.de:
Sie sind durch Ihren Vater zum Galopprennsport gekommen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung diesen Weg gegangen zu sein. Oder gibt es Momente, in denen Sie lieber etwas ganz anderes machen würden?
Andrasch Starke:
Nein, niemals. Ich übe meinen Traumjob aus. Ich bin meinem Vater sehr dankbar. Er hat mir sehr viel ermöglicht und mich an diesen Sport geführt. Mit seinen Beziehungen hat er mir einen erstklassigen Ausbildungsplatz besorgt und einen guten Einstieg ermöglicht. Schon früh lehrte mich mein Vater – "Richtig oder gar nicht!" Und so hat er mir ein Ultimatum gegeben und sich das ganze drei Jahre lang angeschaut.
GaloppOnline.de:
Wenn man so viele Pferde wie Sie reitet, baut man dann überhaupt noch eine Beziehung zu einem Pferd auf oder ist ein Pferd wie das andere?
Andrasch Starke:
Die Beziehung zum Pferd ist äußerst wichtig. Ich versuche immer, in der kurzen Zeit in der ich auf dem Pferd sitze, eine Beziehung aufzubauen und mich auf das Tier einzustellen. Das hat sehr viel mit Gefühl zu tun. Aber genau das macht einen Top-Jockey aus. Man muß sich in kürzester Zeit auf das Pferd einstellen. Nach so vielen Pferde, wie ich geritten habe, ist das aber schon eine Art Routine und man bekommt ein sehr gutes Gefühl dafür. Aber es macht jedes Mal wieder Spaß, denn jedes Pferd ist eine neue Herausforderung.
GaloppOnline.de:
Kennt ein Andrasch Starke überhaupt noch Angst vor irgendwelchen Pferden oder Ritten?
Andrasch Starke:
Nein, Angst habe ich keine. Das darfst du auch nicht. Sobald du Angst hast, kannst du aufhören zu reiten. Dann bringst du nur noch 40% deiner Leistung. Das ist wie in der Formel 1. Wenn sich die Lücke auftut, muß man den Mut haben, da rein zu fahren. Angst ist da völlig fehl am Platze.
GaloppOnline.de:
Wie halten Sie sich für dieses hohe sportliche Niveau körperlich fit?
Andrasch Starke:
Ich gehe täglich laufen und versuche so fit zu bleiben und mein Gewicht zu halten. In die Sauna gehe ich gar nicht mehr. Das macht keinen Spaß und raubt einem zu viel Kraft. Ausserdem geht da doch auch Lebensqualität verloren, wenn du ständig in der Sauna hängst. Da laufe ich lieber um den See.
GaloppOnline.de:
Eine der härtesten Aufgabe im Jockeleben sind die ständigen Gewichtsvorgaben. Wie gehen Sie mit dieser Problematik um?
Andrasch Starke:
Mit 22 Jahren hatte ich die größten Probleme mit meinem Gewicht. Aber mittlerweile hab ich das sehr gut in den Griff bekommen. Man muß natürlich schon aufpassen, wie man und was man isst.
GaloppOnline.de:
Und was isst man als Topjockey?
Andrasch Starke:
Das Frühstück lasse ich meistens ausfallen. Höchstens mal einen Apfel oder eine Banane. Zum Mittagessen gibt es dann nichts. Aber Abends esse ich meistens eine warme Malzeit. Ich esse sehr viel Fisch und Gemüse und koche in der Regel selbst.
GaloppOnline.de:
Wenn man so weit oben ist, wer hilft einem sein Niveau zu halten oder sogar noch zu verbessern?
Andrasch Starke:
Man hält sein Niveau vor allem durch die internationalen Herausforderungen. Wenn man im Ausland gegen die Top-Jockeys reitet, verbesserst du dich automatisch und bleibst auf hohem Niveau. Jeder internationale Ritt und jedes große Rennen bringt Erfahrung, die sehr wichtig ist. Auch ich werde immer dazu lernen können. Ich bin noch nicht perfekt. Auch ein Dettori ist nur zu 98% Prozent perfekt. Und an den letzten 2% muß jeder Topjockey immer arbeiten.
GaloppOnline.de:
In diesem Lernprozess, wo würden Sie da den Aufenthalt in Hong Kong einordnen?
Andrasch Starke:
Hong Kong war ungemein wichtig für mich. Ich habe dort auch und vor allem, auch wenn das komisch klingt, den europäischen Rennsport zu schätzen gelernt. In Asien wird das Pferd in erster Linie als Wett-Objekt gesehen. Da geht es rauf auf das Pferd und wieder runter und alles zack zack. Hier hast du mehr die Möglichkeit, die Beziehung zu einem Pferd aufzubauen, die ich schon beschrieben habe.
GaloppOnline.de:
Nachdem Sie in Paris den Zielpfosten verwechselt haben, sagten Sie, Sie wären am liebsten von der Rennbahn galoppiert und in ein großes Loch gesprungen. Was möchte man denn zum Beispiel nach einer solchen Alkohol-Geschichte wie in Hong Kong machen?
Andrasch Starke:
Das war schon sehr unglücklich und hätte mir nicht passieren dürfen. Ist aber nun mal passiert. Ich war mir selber nicht bewusst, dass ich noch Restalkohol haben könnte. Ich habe mich topfit gefühlt und hätte nie damit gerechnet. Aber es war wohl ein Glas Wein zu viel und ich hatte nichts gegessen und dadurch blieb der Alkohol länger im Körper.
GaloppOnline.de:
Welche Lehren haben Sie aus dem Vorfall gezogen und was waren die Erfahrungen?
Andrasch Starke:
Diese Zeit waren die schwersten Wochen meines bisherigen Lebens. Ich hatte es geschafft, an einem Rennplatz zu reiten, wo ich immer hin wollte und dann das. Während meiner Sperre habe ich mir gedacht, da brauchst du gar nicht mehr zurückkommen, das ist ja so furchtbar peinlich. Dann habe ich mir gesagt, dass ziehst du jetzt durch, habe die Zähne zusammengebissen und gekämpft. Durch diese Sache habe ich auch sehr viel Lebenserfahrung gewonnen. Wie man von Menschen behandelt wird, wenn man einen Fehler gemacht hat und wie viele Menschen dir so etwas gönnen. In einer solchen Phase merkt man, wer Freund und wer Feind ist.
GaloppOnline.de:
In Hong Kong werden die Jockeys wie Superstars behandelt und man wird auf den Strassen erkannt und angesprochen. Jetzt zurück in Köln kann man wieder Brötchen holen und wenige Menschen kennen einen. Hätten Sie es lieber anders?
Andrasch Starke:
Nein, das finde ich schon o.k. so, wie es ist. Natürlich ist es in Hong Kong etwas anderes und man genießt es. Aber es hat auch seine Schattenseiten. Solche Negativ-Schlagzeilen wie nach dem Alkoholdelikt möchte ich nicht mehr erleben. In Hong Kong ist man in einer solchen Position halt ein Star und hier genießt man die frische Luft.
GaloppOnline.de:
Wie motiviert sich ein Andrasch Starke für ein Ausgleich IV – Rennen?
Andrasch Starke:
Man darf als Profi keine Unterschiede zwischen den Rennen machen. Und es gibt ja schließlich auch Ausgleich IV – Pferde, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich reite in jedem Rennen, als wäre es ein Grupperennen. Denn nur so macht man wenig Fehler. Man muß immer 100% bringen. Ich habe ja auch eine Verantwortung dem Besitzern und Trainern gegenüber und vor allem bei den kleinen Trainern und Besitzern mit wenigen Pferden kann auch ein Ausgleich IV etwas ganz besonderes sein. Und deswegen gebe ich immer alles.
GaloppOnline.de:
Haben Sie schon eine Idee, was sie einmal nach Ihrer Karriere als Jockey machen wollen?
Andrasch Starke:
Nein, da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht irgendetwas mit Pferden, aber auf gar keinen Fall werde ich Trainer.
GaloppOnline.de:
Der Scheich von Dubai ruft bei Ihnen an und bietet Ihnen an, für Godolphin zu reiten. Wie reagieren Sie?
Andrasch Starke:
Ich sage ja. Sofort. Dann würde mich hier nichts mehr halten und ich wäre übermorgen weg. Bei so einer Chance wäre das keine Frage. Es würde mir wohl auch niemand übel nehmen und jeder verstehen.
GaloppOnline.de:
Welches waren Ihre bisher schönsten Rennen, ihre größten Erfolge und die besten Galopper, die sie gesteuert haben.
Andrasch Starke:
Den ersten Derbysieg vergisst man natürlich nicht und es war etwas ganz besonderes. Aber der Preis von Baden im letzten Jahr hatte noch mehr Atmosphäre. Das beste Pferd was ich geritten habe, ist natürlich Samum, aber auch Elle Danzig werde ich nicht vergessen.
GaloppOnline.de:
Mit wem gewinnt Andrasch Starke sein größtes Rennen in der Saison 2001 und wer sind seine Derbyhoffnungen?
Andrasch Starke:
Ich hoffe, das größte Rennen gewinne ich mit Samum. Der sollte sich dieses Jahr ein ganz großes Ding schnappen. Und der Derbyfavorit ist mein Geheimnis, aber ein Samum ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht dabei.