Während Kolumban die Karte in Amiens noch mit einem Erfolg eröffnen konnte, wurde die Veranstaltung nach dem vierten Rennen abgebrochen. Die Bahn in Amiens war – wie bereits im Vorfeld bekannt – extrem schwer und wurde durch anhaltenden Regen im Verlauf des Abends immer tiefer. Nach Angaben der Equidia-Reporter suchten nach jedem einzelnen Rennen zunehmend mehr Reiter die Rennleitung auf, äußerten Bedenken zur Sicherheit und beanstandeten das Geläuf.
Im vierten Rennen sagten die Jockeys Augustin Madamet und Eddy Hardouin ihre Ritte aus Sicherheitsgründen ab, sodass in dieser Prüfung Ersatzreiter zum Einsatz kamen. Auch nach dem vierten Rennen gab es erneut mehrere Reiter, die der Rennleitung ihre Sorgen mitteilten. Daraufhin entschied diese, die restliche Karte vollständig abzusagen.
Für die deutsche Equipe besonders bitter: Insgesamt vier weitere Deutschland-Starter wären in den Rennen fünf und sechs gelaufen. Wie inzwischen durch die neuen Regelungen von France Galop festgelegt, werden abgesagte Rennen – anders als früher – nicht mehr nachgeholt, sondern ersatzlos gestrichen.
Olivier Placais äußerte sich als Delegierter der Rennleitung am Equidia-Mikrofon wie folgt: „Seit Beginn der Veranstaltung war die einheitliche Aussage gegenüber den Jockeys, dass die Bahn sehr schwer sei. Die Innenseite war durch vorherige Renntage bereits stark beansprucht, aber grundsätzlich noch nutzbar. Zwischen den einzelnen Rennen kamen jedoch immer wieder Jockeys zu uns und sagten, dass es gefährlich sei. Wir haben ihnen erklärt, dass wir weitermachen, solange kein konkretes Anzeichen einer Gefahr für sie oder die Pferde besteht. Wir haben von Rennen zu Rennen geschaut, und genau so wurde es gehandhabt. Im vierten Rennen haben wir dann Pferde gesehen, die kurz vor dem Ziel deutliche Ermüdungserscheinungen zeigten. Bevor es zu einem ernsthaften Zwischenfall kommt, haben die Kommissare daher entschieden, die letzten drei Rennen zu streichen.“
Die Equidia-Kommentatoren und Moderatoren stellten auch die Frage, ob bei der Entscheidungsfindung die Tatsache, dass nun 1600 Meter-Rennen mit höherem Grundtempo anstehen, einen Einfluss auf die Entscheidung hatte. Daraufhin sagte der Ex-Jockey Placais: „Nein, nicht unbedingt. Auf den 1600 Metern kommt der erste Bogen nach dem Ziel zwar deutlich schneller, aber das Hauptproblem ist, dass die Bahn über die gesamte Breite hinweg stark abgenutzt ist. Wir haben Pferde gesehen, die in allen Richtungen wegrutschten – innen wie auch außen. Und je weiter der Renntag voranschritt, desto größer wurden die Abstände zwischen den Pferden, die sichtbar immer mehr zu kämpfen hatten. Nun, das Problem ist genau das: Testen wir und schicken die Pferde damit bewusst auf eine gefährliche Bahn? Oder wählen wir lieber die sichere Variante und sagen, gut, wir möchten für niemanden ein Risiko eingehen und streichen die letzten Rennen. Egal, welche Entscheidung man trifft – es wird immer Menschen geben, die dafür sind, und andere, die dagegen sind.“
Eine einstimmige Meinung herrschte auf der Rennbahn wohl nicht, denn die Trainer sprachen sich wohl für eine Weiterführung der Rennen aus, auch einige Reiter wollten weitermachen. Einige von ihnen begaben sich für das fünfte Rennen bereits zum satteln. Außerdem wurde auch damit argumentiert, dass es eine der letzten Grasbahn-Termine des Jahres sei. Auf diese Aussagen angespielt sagte Placais: „Natürlich, es waren nicht alle Jockeys und Trainer derselben Meinung. Seit Beginn der Veranstaltung kamen Jockeys zu uns, die sagten: „Es ist gefährlich, ich höre auf.“ Gut, dann sagten wir: „Dann hörst du auf“, und sie wurden ersetzt. Zwei sind tatsächlich ersetzt worden. Andere kamen und sagten ebenfalls, dass es gefährlich sei, ritten aber dennoch – und sagten uns sogar: „Sie werden sehen, es wird einen Unfall geben.“ In so einem Fall stellt sich die Frage: Gehen wir das Risiko ein, Pferde und Jockeys in ein Rennen zu schicken, bei dem es sehr wahrscheinlich zu einem Unfall kommt? Oder stoppen wir vorher? Die Kommissare haben entschieden, dass es besser ist, vorher zu stoppen. Erneut stellt sich die Frage: Gehen wir das Risiko ein? Wir haben gesehen, was vor wenigen Tagen passiert ist, als sechs Pferde zu Fall kamen. Auch wenn es hier nicht dieselben Bedingungen waren – wollen wir wirklich riskieren, dass so etwas erneut passiert? Oder handeln wir im Sinne der Sicherheit?“












