Vergangene Woche erschien in der Sport-Welt ein Interview mit Henk Grewe. Natürlich ging es vor allem noch einmal um den Diana-Sieg, aber auch andere Themen wurden angesprochen. Hier können Sie das Interview nachlesen.
Sport-Welt: Gratulation noch einmal zum Diana-Sieg. Ein denkwürdiger Tag…
Henk Grewe: …es war ein toller Tag.
Sport-Welt: Sie haben die Diana gewonnen und davor noch den Fritz Henkel-Preis. Sportlich lief es wie am Schnürchen. Der Renntag selbst war eher kurios. Beide Grupperennen wurden vorverlegt. Stimmt es, dass Sie beinahe zu spät gekommen wären?
Henk Grewe: Ich war im Auto, als mich Andreas Suborics angerufen hat und mir sagte, dass die Rennen verschoben werden. Ich hatte geplant, 45 Minuten vor meinem ersten Starter an diesem Tag da zu sein. Das wäre Willibald im Auktionsrennen gewesen. Es war alles ein wenig hektisch, aber am Ende hat alles gepasst. Ich konnte mich auf mein Team verlassen.
Sport-Welt: Alles hat gepasst, das kann man wohl meinen. Sie haben erstmals die Diana gewonnen, zwei Jahre nach ihrem ersten Derbysieg. Können Sie die beiden Ereignisse miteinander vergleichen?
Henk Grewe: Im Gegensatz zum Derby war ich vor der Diana sehr angespannt. Ich kann jetzt auch gar nicht sagen warum, aber selbst meine Freundin fand es merkwürdig. So kannte sie mich noch nicht.
Sport-Welt: Muskoka schien die ganze Hektik im Vorfeld wenig auszumachen. Sie zeigte eine Klasse-Leistung. Meinung von der Stute hatten Sie ja schon immer…
Henk Grewe: …wir hatten immer viel Meinung und wir waren uns auch sicher, dass sie den Boden kann. Einzig die Distanz war die Frage, obwohl sie die vom Pedigree können musste. Lukas Delozier hat ihr dann ein gutes Rennen gegeben. Sie war am Anfang sehr gängig, hat sich dann aber schön beruhigt.
Sport-Welt: Viele hatten ein Fragezeichen hinter die Distanz gemacht, auch weil die Stute bis dahin nie weiter als 1600 Meter gelaufen ist. Warum?
Henk Grewe: Wir wollten die Distanz eigentlich im Hamburger Steher-Auktionsrennen testen, aber dann erschien uns das Grupperennen (Anm.d.Red.: Brümmerhofer Stutenmeile) sehr leicht für sie.
Sport-Welt: Wo liegt denn nun Muskokas Idealdistanz?
Henk Grewe: Ideal sind wahrscheinlich 2000 Meter.
Sport-Welt: Wie stehen Sie zu der Entscheidung, dass man den Diana-Renntag vorzeitig beendet hatte?
Henk Grewe: Ich selbst hatte keine Gelegenheit auf die Bahn zu gehen. Lukas sagte mir nach dem ersten Rennen, dass der Boden okay ist. Aber nach der Diana stand das Wasser zum Teil auf der Bahn. Es war die richtige Entscheidung. Wir müssen immer an das Tier- und auch Menschenwohl denken. Der Sport ist gefährlich genug und man muss ja nichts heraufbeschwören.
Sport-Welt: Wurde der Diana-Sieg denn schon gefeiert?
Henk Grewe: Am Sonntag haben wir mit den Besitzern um Lars-Wilhelm Baumgarten beim Griechen gefeiert und am Montag (nach dem Rennen) dann hier im Stall.
Sport-Welt: Nach dem Derby durften Baumgarten und seine Mitstreiten auch schon feiern. Dieses Mal waren Sie aber Zweiter…
Henk Grewe: …so ist der Rennsport. Ich freue mich riesig für Lars und sein Team. Sie haben eine fantastische Saison.
Sport-Welt: Kommen wir noch einmal zurück zu Muskoka. In einem ersten Statement gaben Sie den Breeders‘ Cup als Ziel aus. Und davor? Wo könnte die Stute laufen?
Henk Grewe: Richtig. Der Breeders‘ Cup ist ein Ziel, aber auch das Arc-Wochenende und Kanada sind Optionen.
Sport-Welt: Sie meinen den Prix de l’Opera in Paris?
Henk Grewe: Ja. Ein schwieriges Rennen, in dem sich natürlich schon andere Diana-Siegerinnen die Zähne ausgebissen haben.
Sport-Welt: Klingt so, als wäre Deutschland keine Option mehr?
Henk Grewe: In Deutschland haben wir ja keine Gruppe I-Rennen über 2000 Meter mehr. Was sollen wir mit ihr in einem Gruppe II-Rennen? Wenn sie da verlieren sollte, macht das einen Unterschied von einer Million.
Sport-Welt: Soll heißen, man beschäftigt sich mit einem Verkauf?
Henk Grewe: Ein Verkauf ist sicher nicht vom Tisch. Es geht um verdammt viel Geld.
Sport-Welt: An dem Tag, als Muskoka in Hamburg gewann, holte Princess Zelda das Gruppe III-Rennen über 2200 Meter. Wurde mit dem Gedanken gespielt, sie für die Diana nachzunennen?
Henk Grewe: Sie ist eine richtige Steherin und die Bahn in Düsseldorf wäre ihr nicht entgegengekommen, auch weil ihr noch die Routine fehlte. Das Risiko einer Nachnennung wäre zu groß gewesen. Es gibt noch viele schöne Rennen, in denen sie ihre Klasse zeigen kann.
Sport-Welt: Wie können Sie die beiden Stuten, auch im Vergleich mit anderen Top-Stuten, die Sie bereits trainiert haben, einordnen?
Henk Grewe: Am Ende des Jahres sollten beide Stuten ganz weit oben stehen und zu den Besten zählen, die ich bisher in meinem Stall hatte.
Sport-Welt: Der Diana-Sieg war das bisherige Highlight in einer tollen Saison. Den Derbysieg haben Sie zudem mit Mr Hollywood nur knapp verpasst. Sie können zufrieden sein…
Henk Grewe: …das sind wir. Dass wir das Derby nicht gewonnen haben, habe ich verkraftet. Aber die Tatsache, dass ich die Chance hatte, in Hamburg drei aufeinanderfolgende Grupperennen zu gewinnen, macht mich schon ein wenig traurig. So eine Gelegenheit wird wohl nicht wieder kommen.
Sport-Welt: Aktuell sind Sie auf Kurs für Ihr drittes Trainer-Championat. Das langfristige Ziel für dieses Jahr?
Henk Grewe: Das Championat ist natürlich das Ziel. Und das sollten wir auch schaffen. Es war uns wichtig, dass wir wieder vorne mitmischen und ein Ausrufezeichen setzen.
Sport-Welt: Sie spielen damit auf die letzten beiden Jahre an. Es lief nicht alles nach Plan…
Henk Grewe: …2021 war schon noch gut mit dem Derbysieg und der Gewinnsumme. Aber im vergangenen Jahr gab es einfach zu viele zweite Plätze und es war allgemein sehr durchwachsen. Ein paar Dinge haben hier einfach nicht gepasst.
Sport-Welt: Unter anderem die Verpflichtung von Stalljockey Alberto Sanna?
Henk Grewe: Auch. Er hat nicht so in unser Team gepasst und es gab unterschiedliche Auffassungen. Trotzdem danken wir ihm für die Zusammenarbeit. Wir haben daraufhin reagiert und jetzt mit Lukas einen Jockey, mit dem wir auch vorher schon einmal viel Erfolg hatten.
Sport-Welt: Das stimmt. Der Erfolg spricht für sich. Allerdings ist Deloziers Stil in der Szene oft Anlass zur Kritik. Wie sehen Sie das?
Henk Grewe: Jeder hat seinen eigenen Stil, von daher interessiert mich das eher nicht. Für mich werden die Rennen unterwegs gewonnen, und da macht Lukas verdammt viel richtig.
Sport-Welt: Kommen wir noch einmal zu Mr Hollywood, ihrem Derby-Zweiten. Wie geht es ihm?
Henk Grewe: Es geht ihm gut und er soll als Nächstes im Großen Preis von Baden laufen. Bisher ist er hierfür voll im Plan. Er hatte eine kleine Pause, da er vor dem Derby ein hartes Programm hatte. In Baden-Baden läuft er allerdings nur, wenn der Boden nicht fest ist. Ansonsten gehen wir in den Prix Niel.
Sport-Welt: Sein Bezwinger aus Hamburg, Fantastic Moon, wurde zuletzt Zweiter im Großen Dallmayr-Preis. Hat Sie seine Leistung in der Meinung über Mr Hollywood bestätigt?
Henk Grewe: Auf jeden Fall. Fantastic Moon ist in München ein super Rennen gelaufen. Ich denke, dass der Sieger zu den besten älteren Pferden von Godolphin zählt. Fantastic Moon hätte also kaum besser laufen können, zumal er nicht seinen Boden hatte, und William Buick das Rennen an der Spitze geklaut hat.
Sport-Welt: Wie schätzen Sie den Dreijährigen-Jahrgang bei den Hengsten ein?
Henk Grewe: Das kann ich noch nicht zu einhundert Prozent sagen, aber Fantastic Moon und Mr Hollywood werden die Spitze bilden.