Der Dachverband Deutscher Galopp hat einen sogenannten Kompressions-Schuh für Pferde angeschafft, der von Experten als „großer Schritt für das Tierwohl“ gewertet wird. Der Schuh hilft dabei, das Ausmaß von Verletzungen im Training oder auf der Rennbahn entscheidend zu minimieren, indem er dem Pferd schnell Halt und Stabilität liefert.
Der entscheidende Vorteil des Kompressions-Schuhs ist aber, so sagt es Tierarzt Dr. Thomas Weinberger, der den Dachverband berät, dass sich die erlittene Verletzung durch spätere Belastung und den Transport in die Klinik nicht verschlimmert. „Aus einer Fessel- oder Röhrbeinfissur kann schnell ein Bruch werden, wenn das Bein nicht richtig geschützt wird“, so Weinberger. „Ziel eines jeden Transportschutzes muss es daher sein, dass aus einer Fissur oder einem Haarriss keine einfache Fraktur wird bzw. aus einer einfachen Fraktur keine komplizierte.“
Statistiken zeigen, dass 80 Prozent der Pferde mit einer Fissur – das heißt, mit einem Riss im Knochen – nicht nur wieder genesen, sondern sogar aktiv auf die Rennbahn zurückkehren können. Bei einer einfachen Fraktur sinken diese Erfolgschancen schon auf 63 Prozent. Weinberger sagt, Pferde mit einer Fissur haben eine dreifach bessere Chance als Pferde mit einer Fraktur.
Entwickelt wurde das „Racecourse Fracture Support System“ von Dr. Ian Wright in England, dem Mutterland des Galopprennsports. Genauer gesagt im englischen Newmarket, das als „Wiege des Galoppsports“ gilt. Nach Meinung Weinbergers zählt Wright zu den angesehensten Vollblüter-Chirurgen weltweit und er habe den Schuh aus Frust entwickelt – Frust darüber, dass sich die Verletzungen vieler seiner Patienten auf dem Weg in die Klinik deutlich verschlechtert hätten. In England sollen deshalb alle Rennbahnen mit dem System ausgestattet werden.
„Der Kompressions-Schuh ist keine Wundermaschine, aber ein sehr durchdachtes Konzept“, betont Weinberger. Er hofft, dass sich Trainer und Rennveranstalter zusammentun, um sich den „Kompressions-Schuh“ anzuschaffen, der rund 6.000 Euro kostet. „Eine Menge Geld für einen Einzelnen, aber wenn sich mehrere zusammentun, ist es finanzierbar“, sagt Weinberger und gibt zu bedenken, dass beispielsweise das Anlegen eines Gipses für den Transport in die Klinik auch schnell 400 Euro kosten kann.
Deutscher Galopp ist mit dem ersten „Kompressions-Schuh“ in Deutschland in Vorleistung gegangen. Er wurde beim mehrfachen Championtrainer Peter Schiergen untergebracht, steht aber allen Trainern in Köln-Weidenpesch – dort werden rund 350 Vollblüter täglich trainiert – und an den Renntagen dem Kölner Rennverein im Notfall zur Verfügung.
„Neuen Innovationen für das Wohl unserer Rennpferde stehen wir stets offen gegenüber und freuen uns sehr, dass der Verband den Kompressions-Schuh nach Deutschland holen konnte. “, sagt Deutscher Galopp-Geschäftsführer Daniel Krüger. „Wir hoffen natürlich darauf, dass – nach einer bewährten Testphase – Trainer, Besitzer und Rennvereine nachziehen.“