Leon Wolff ist als Azubi aktuell, wie schon im letzten Jahr, in der Top5 der Jockeys. Die Sport-Welt hat mit Leon Wolff über die aktuelle Situation und seine Ziele gesprochen.
Sport-Welt: Als Azubi haben Sie im vergangenen Jahr Platz drei in der Gesamtstatistik belegt. Wie zufrieden waren Sie insgesamt mit der Saison 2021?
Leon Wolff: Sehr zufrieden natürlich. Den dritten Platz hatte ich angepeilt, dass das dann letztlich so geklappt hat, ist toll. Direkt hinter Bauyrzhan Murzabayev und Andrasch Starke das Jahr abzuschließen, darauf bin ich schon auch ein bisschen stolz. An die Derbywoche mit vier Siegen erinnere ich mich auch sehr gerne zurück.
Sport-Welt: Bei den Azubis standen Sie bereits wieder früh als Champion fest. Denkt man da im Verlauf der Saison eigentlich noch dran?
Klar, solange ich meine Ausbildung absolviere, ist ein festes Ziel immer das Championat in dieser Kategorie. Und dass man am Ende oben steht, ist ja nicht selbstverständlich, es gibt da schon auch gute Konkurrenz wie Sean Byrne zum Beispiel, der sicher auch in diesem Jahr wieder alles geben wird.
Sport-Welt: Das Azubi-Championat mal ausgenommen. Wie lauten Ihre weiteren Ziele für das laufende Jahr?
Als messbares Ziel möchte ich gerne den oben angesprochenen dritten Platz verteidigen, zumindest aber in den Top 5 landen. Dann hoffe ich, wie jeder Nachwuchsreiter weiter dazuzulernen und nicht zuletzt deswegen auch wieder möglichst viele Ritte in Frankreich auszuführen.
Sport-Welt: Frankreich ist ein gutes Stichwort. Es fällt auf, dass Sie dort in letzter Zeit öfter unterwegs sind. Wie kommt das?
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen kümmere ich mich selbst um Ritte dort, teilweise werde ich aber auch angefragt. Mir gefällt die dortige Reitweise und im Rennen dann neben so Weltklasse-Jockeys wie Christophe Soumillon oder Maxime Guyon reiten zu können, ist natürlich auch immer wieder ein positives Erlebnis. Man kann dabei viel lernen.
Sport-Welt: Mehr als hierzulande?
Das nicht, aber andere Dinge. Im Ausland, egal ob in Frankreich oder in England, hat der Sport einen anderen Stellenwert. Die Menschen gehen anders mit dir um und in der Breite gibt es auch mehr Spitzenjockeys, bei denen man sich etwas abschauen kann. Das ist für einen jungen Mann wie mich enorm wichtig.
Sport-Welt: Haben Sie Vorbilder, auf die Sie ganz besonders schauen?
Ich orientiere mich sehr viel an Bauyrzhan Murzabayev, mit dem ich mich auch sonst hervorragend verstehe. Seine Art, sich auf Rennen vorzubereiten, hat hierzulande glaube ich Seltenheitswert und im Sattel ist er einfach bärenstark.
Sport-Welt: Wie sieht Ihre eigene Vorbereitung auf ein Rennen aus?
Ich schaue mir viele Rennfilme der Pferde an, die ich reite. Zusätzlich hole ich mir oft Informationen von anderen Jockeys ein, die vorher auf dem Pferd gesessen haben. Einen genauen Plan gibt es nicht, das ist von Ritt zu Ritt verschieden, einige Pferde kennt man ja auch schon und weiß um ihre Eigenarten.
Sport-Welt: Gibt es Pferde oder Ritte, an die Sie sich ganz besonders gerne zurückerinnern?
Da gibt es viele. Ich denke das beste Pferd, das ich bis jetzt in einem Rennen geritten habe, war Hout Bay. Wir sind damals Dritter in einem Hamburger Ausgleich I geworden, das war schon ein tolles Erlebnis.
Sport-Welt: Gibt es Trainer oder Besitzer, für die Sie besonders gerne in den Sattel steigen?
Grundsätzlich nicht, ich versuche in jedem Rennen den bestmöglichen Ritt zu bekommen, unabhängig vom Besitzer oder Trainer. Einen großen Dank möchte ich an dieser Stelle aber an Waldemar Hickst richten. Er hat mich immer gefördert und im letzten Jahr mit vielen Siegritten toll unterstützt. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei meinem Lehrherrn Hans-Albert Blume, der mich regelmäßig für Frankreich-Einsätze freistellt, das ist nicht selbstverständlich.
Sport-Welt: 323 Engagements, davon 47 Siege im In- und Ausland im letzten Jahr. Wer hilft Ihnen bei Management und Organisation?
Viel mache ich inzwischen selbst. Ansonsten arbeite ich von Anfang an mit Patrick Börnicke zusammen. Wir verstehen und super und die gemeinsame Arbeit macht viel Spaß. Ich bin stolz so tolle Menschen hinter mir zu haben, die mich immer unterstützen, gerade meine Familie.
Sport-Welt: Haben Sie eigentlich eine Lieblingsbahn?
Hannover gefällt mir sehr gut.
Sport-Welt: Warum genau?
Das Flair, das Geläuf, die Stimmung dort, das passt alles. Auch für die Aktiven wird dort sehr viel getan.
Sport-Welt: Gibt es eine Bahn, auf der Sie noch nicht geritten sind, was sich aber schnellstmöglich ändern soll?
In Deutschland eigentlich nicht. In Frankreich will ich unbedingt noch in Longchamp reiten, auch die Grasbahn in Deauville steht auf meiner To Do-Liste weit oben.
Sport-Welt: Welches Rennen will Leon Wolff in seiner Karriere unbedingt irgendwann gewinnen?
Da brauche ich nicht lange überlegen. Das sind die englischen 2000 Guineas.
Sport-Welt: Was ist so Besonderes an diesem Rennen?
Die Stimmung in Newmarket ist einfach einzigartig. Dort ein klassisches Rennen zu gewinnen, ist für jeden Jockey ein großer Traum.
Sport-Welt: Was steht noch drauf, auf der ToDo-Liste?
Viel (lacht). Das nächste große Ziel ist es, meine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Danach wird man weitersehen.
Sport-Welt: Das heißt, Pläne haben Sie darüber hinaus noch keine?
Im Kopf natürlich schon, aber nichts, was jetzt schon spruchreif wäre.
Sport-Welt: Lassen Sie uns trotzdem teilhaben?
Als erstes hoffe ich natürlich, dass ich gesund bleibe und mich so weiterentwickele, wie ich mir das vorstelle. Da ich so lange wie möglich den hiesigen Rennsport unterstützen möchte, strebe ich langfristig einen Job als Stalljockey an einem großen deutschen Rennstall an.
Sport-Welt: So lange wie möglich heißt?
So lange wie möglich.
Sport-Welt: Im Umkehrschluss heißt das durch die Blume gesagt, irgendwann kommt für Sie auch ein Abschied aus der Heimat in Frage?
So weit in die Zukunft schauen kann und will ich aktuell nicht. Aber ausschließen kann man so etwas als junger Mensch nie. Ich versuche immer, mein Bestmögliches zu geben und hoffe, dass das registriert wird. Ob in Deutschland oder aktuell auch in Frankreich, spielt dabei keine Rolle. Im Fokus zu sein ist nie verkehrt, egal wo.
Sport-Welt: Viele der deutschen Jockeys verbringen den Winter über im Ausland. Kommt das für Sie auch in Frage?
Das ist sogar der Plan. Am Ende ist es immer eine Frage des Geldes und hier den Winter über auf der Sandbahn zu reiten, ist nicht wirklich lukrativ. Ich arbeite dran und bin gespannt welche Möglichkeiten sich da in der Zukunft auftun werden.
Sport-Welt: Apropos Zukunft. Heißt der deutsche Jockey-Champion irgendwann Leon Wolff und wenn ja wann?
Das hoffe ich doch stark. Je schneller, umso besser. Es ist auf jeden Fall mein großes Ziel, Champion zu werden. Das treibt mich jeden Tag aufs Neue an.
Sport-Welt: Gibt es bei so einem ambitionierten Ziel eigentlich noch Zeit zum Ausspannen?
Wenig, sehr wenig. Bis mittags bin ich im Stall oder in der Berufsschule. Danach muss ich noch viel Bürokram machen und mich mit den Rennen beschäftigen. Das bisschen Freizeit, was ich habe, verbringe ich so oft es geht mit den wichtigen Personen in meinem Leben oder mache Sport.
Sport-Welt: Wer gewinnt das Deutsche Derby?
Ardakan. Das letzte laufen in Paris war schon sehr stark.