Jiri Palik

GaloppOnline.de: Seit ein paar Monaten sind Sie schon zurück in Deutschland? Drei Siege haben Sie schon eingefahren. Wie ist die Gefühlswelt?

Jiri Palik: Aktuell sehr gut. Es läuft und ich freue mich natürlich, wieder hier zu sein. Und dass ich jetzt fest an so einem großen Stall arbeiten kann, ist natürlich auch eine tolle Sache.

GaloppOnline.de: Das heißt, Sie fühlen sich rundum wohl in ihrem neuen Job?

Jiri Palik: Na klar. Die Leute sind alle gut drauf, ich kann tolle Pferde reiten und die Anlage in Heumar ist einfach traumhaft. Was will man mehr…

GaloppOnline.de: Sie haben ihren ersten Ruf an Besitzer Holger Renz vergeben. Wie kam es dazu?

Jiri Palik: Ich kenne ihn schon sehr lange und hatte in der Vergangenheit schon schöne Erfolge mit ihm zusammen. Vor allem Muriel wird uns beiden natürlich immer in Erinnerung bleiben. Er hat mich gefragt, und ich habe nicht lange überlegen müssen, hab‘ einfach zugesagt.

GaloppOnline.de: In der Arbeit reiten Sie aber nicht nur die Pferde von Herrn Renz?

Jiri Palik: Nein, wir teilen uns das hier alles gut auf. Am Tag sind es meist vier bis fünf Lots, die ich reite.

GaloppOnline.de: Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie zurückgekommen sind?

Jiri Palik: Deutschland hat mir schon immer gut gefallen. Ich kenne den Klug-Stall ja auch schon länger. Wenn in meiner Heimat über Winter nichts los war, habe ich in den letzten Jahren dort immer als Arbeitsreiter gearbeitet. Das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Dabei habe ich wieder so richtig Lust bekommen.

GaloppOnline.de: Sie hatten also auch mal keine Lust?

Jiri Palik: In den letzten Jahren nicht. Aber als ich damals hier meine Zelte abgebrochen habe und nach Hong Kong gegangen bin, hatte ich schon einige Probleme hier. Mein Körper war müde. Ich konnte mich auch zeitweise nur sehr schwer für meinen Job motivieren, hatte viel zu oft schlechte Laune. Das spiegelt sich dann natürlich auch in den Leistungen wieder.

GaloppOnline.de: Und wie kommt man dann darauf, ausgerechnet in das tausende Kilometer entfernte Hong Kong zu gehen?

Jiri Palik: 2012 hatte ich nach der Zeit in Deutschland noch Kontakt zu Trainer Andreas Schütz, der zum damaligen Zeitpunkt in Hong Kong trainiert hat. Die Möglichkeit, für ihn im Rennsport-Paradies Hong Kong als Arbeitsreiter zu arbeiten, erschien mir damals als Glücksfall.

GaloppOnline.de: Und wie war es?

Jiri Palik: Alles in allem war es eine tolle Zeit. In den dreieinhalb Jahren habe ich viele tolle Erfahrungen gemacht und hatte wieder richtig Spaß an der Sache. Ganz nebenbei hatte ich einiges an Freizeit, so dass ich auch das Land kennenlernen konnte.

GaloppOnline.de: Und weshalb sind Sie dann wieder zurück nach Europa?

Jiri Palik: Der Hauptgrund war sicher meine Freundin, mit der ich während meines Hong Kong-Aufenthaltes zusammengekommen bin. Wir kannten uns schon von früher aus der Schule, hatten uns dann aber irgendwie aus den Augen verloren. Da ich in Hong Kong viel Zeit für soziale Medien hatte, sind wir wieder in Kontakt gekommen und es hat gefunkt. Sie lebt aber in Tschechien, und eine Fernbeziehung wollten wir beide auf Dauer nicht.

GaloppOnline.de: Seit ihrer Rückkehr aus Hong Kong hat man Sie dann hierzulande aber nur sehr selten im Rennsattel gesehen. Was haben Sie sonst so gemacht?

Jiri Palik: Ich habe hauptsächlich am Stall für Lubos Urbanek gearbeitet, bin neben Engagements in meiner Heimat auch in der Slowakei und Ungarn aktiv gewesen.

GaloppOnline.de: Mit Erfolg?

Jiri Palik: Klar. In der Slowakei bin ich mit 26 Siegen sogar Champion geworden. Ich habe schon ein paar schöne Rennen gewonnen.

GaloppOnline.de: Und viel Zeit für die Freundin gehabt…

Jiri Palik: Das war natürlich ein schöner Nebeneffekt und beflügelt ja auch, wenn du deine Lieben um dich hast.

GaloppOnline.de: Und jetzt pendeln Sie wieder?

Jiri Palik: Ja, ich wohne direkt in Heumar, kann zu Fuß zur Arbeit gehen. Am Wochenende fliege ich oft nach Hause, reite auch viel in Wien oder Prag, aber natürlich nur, wenn ich nicht für meinen Arbeitgeber reiten muss. Ich versuche dann auch schon mal ein paar Tage Urlaub dranzuhängen, das passt dann so.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie eigentlich zum Rennsport gekommen?

Jiri Palik: Das fing schon als kleiner Junge an. Im Nachbarort gab es viele Pferde und ich bin auf einem Reiterhof regelmäßig geritten. Von da an hatte ich nur noch einen Traum, ich wollte Jockey werden. Mein Vater hatte zwar mit dem Rennsport nichts zu tun, kannte aber viele Leute aus dem Sport. Mit 15 Jahren bin ich dann auf die Jockeyschule gegangen.

GaloppOnline.de: Und dann?

Jiri Palik: Mit 19 Jahren dachte ich, dass ich mich weiterentwickeln muss und es hat mich irgendwann nach Deutschland gezogen. Meine erste Station war damals Hoppegarten, der Stall von Wilfried Schütz, später bin ich dann nach Köln zu Andreas Löwe gewechselt.

GaloppOnline.de: Noch einmal zurück nach Tschechien. Wie muss man sich den Rennsport in Ihrer Heimat eigentlich vorstellen?

Jiri Palik: Qualitativ sehr gut. Es wird von offizieller Seite sehr viel investiert und die Besitzer kaufen teilweise sehr gute Pferde aus dem Ausland. Leider herrscht aber auch dort das Problem, dass es immer weniger solche Menschen gibt.

GaloppOnline.de: Wie viele Rennbahnen gibt es in Tschechien denn?

Jiri Palik: Fünf. Prag ist der Haupt-Rennplatz.

GaloppOnline.de: Und wie oft wird veranstaltet?

Jiri Palik: Einmal die Woche, in der Regel samstags oder sonntags.

GaloppOnline.de: Und? Kann man dort genug Geld verdienen?

Jiri Palik: Das geht mittlerweile schon ganz gut. In der Regel werden pro Renntag acht bis zehn Rennen ausgetragen. Im Rahmenprogramm gibt es meistens umgerechnet so um die 1000 Euro für den Sieger. Die Hauptrennen sind dann schon deutlich höher dotiert, zwischen 7.000 und 10.000 Euro. Und dann gibt es dann noch ein paar Super-Renntage.

GaloppOnline.de: Super-Renntage?

Jiri Palik: Es gibt ja keine Grupperennen, aber trotzdem werden natürlich die Klassiker entschieden. Das Derby ist zum Beispiel mit ungefähr 30.000 Euro dotiert. Gerade letzte Woche habe ich von einem neu initiierten Renntag gehört, bei dem es im Hauptrennen 200.000 Euro zu verdienen geben soll. Da bin ich mal gepannt.

GaloppOnline.de: An diesem Wochenende sind Sie auch mal wieder in der Heimat zu Gast.

Jiri Palik: Richtig. Am Samstag reite ich in Prag, am Sonntag in Bratislava. Beide Male in mit den 2000 Guineas zu vergleichenden Rennen.

GaloppOnline.de: Und wie sind die Chancen?

Jiri Palik: Ich rechne mir vor allem in Prag etwas aus. Da reite ich für einen der besten Trainer des Landes.

GaloppOnline.de: Auch sonst waren Sie in der Vergangenheit viel international im Einsatz. Können Sie sich noch erinnern, wo Sie schon überall geritten sind?

Jiri Palik: Ich denke schon. Auf jeden Fall in der Slowakei, Italien, Frankreich, Macau, Schweiz, Österreich, Ungarn, Serbien, Kroatien, England, Polen, natürlich in Tschechien und in Deutschland.

GaloppOnline.de: Viel herumgekommen könnte man sagen. Sie sind jetzt 46 Jahre alt, haben Sie eigentlich schon mal ans Aufhören gedacht?

Jiri Palik: Als Jockey denkt man immer an viele mögliche Szenarien. Im Moment geht’s mir mit dem, was ich tue, sehr gut. Ich habe viel Spaß bei der Arbeit, und was noch wichtiger ist, die Gesundheit spielt voll mit. Sollte das irgendwann nicht mehr so sein, werde ich die Reitstiefel wohl an den Nagel hängen.

GaloppOnline.de: Stichwort Gesundheit. Wie sieht es mit Gewichtsproblemen aus?

Jiri Palik: Habe ich keine. 55 Kilo gehen immer. Für besonders gute Ritte schaffe ich auch 54 problemlos.

GaloppOnline.de: Besorgen Sie sich ihre Ritte eigentlich selbst?

Jiri Palik: Ja, so viele sind es ja auch nicht mehr. Anfangs war es etwas schwer, aber so langsam ist das richtig gut angelaufen. Ich versuche, mir meine Engagements mittlerweile aber auch sehr gezielt auszusuchen, fahre nicht mehr wie früher auf jede Rennbahn.

GaloppOnline.de: Welche Ziele verfolgen Sie noch?

Jiri Palik: Erst einmal möchte ich gerne gute Arbeit leisten und meinem Arbeitgeber, der mir eine tolle Chance gegeben hat, damit etwas zurückgeben. Ansonsten würde ich gerne noch einmal ein Grupperennen gewinnen. Nochmal was Großes schnappen.

GaloppOnline.de: Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Jan?

Jiri Palik: Sehr gut. Er lebt mit seiner Familie aktuell in Hong Kong, arbeitet dort genau wie ich damals als Arbeitsreiter. Im Winter ist er zum ersten Mal Vater geworden, es könnte ihm nicht besser gehen.  

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