Lilli-Marie Engels

GaloppOnline.de: Glückwunsch zum bereits feststehenden Erfolg der Weltmeisterschaft der Amateurrennreiterinnen! Haben Sie damit am Anfang des Jahres gerechnet, dass Sie Weltmeisterin werden?

Lilli-Marie Engels: Nein, absolut nicht. Ich bin einfach an die Sache herangegangen, ohne mir großartig Gedanken zu machen, wie es letztendlich läuft. Ich war dankbar, dass ich die Chance erhalten habe, so viel von der Welt zu sehen und weltweit in den Rennsattel steigen zu können. Ich habe nicht einmal im Traum daran gedacht, in die Nähe einer Platzierung zu gelangen.

GaloppOnline.de: Und schon jetzt, drei Rennen vor Ende der Weltmeisterschaft, haben Sie den Titel sicher. Was ist das für ein Gefühl?

Lilli-Marie Engels: Es ist einfach unfassbar! Ich kann es noch gar nicht realisieren, dass ich wirklich jetzt schon Weltmeisterin bin. Ich weiß auch nicht, wie lange es noch dauert, bis ich das begreife.

GaloppOnline.de: Wo finden die drei letzten Läufe der Fegentri in diesem Jahr statt?

Lilli-Marie Engels: In Oslo, Pisa und zum Abschluss in Mauritius werde ich noch in den Sattel steigen.

GaloppOnline.de: Welcher Sieg war für Sie der schönste? In diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft,und auch generell?

Lilli-Marie Engels: Beide Siege in Amerika waren wirklich toll, aber der erste war vielleicht sogar noch etwas schöner. Der Treffer kam sehr überraschend, zudem war es noch mein erster überhaupt in der Weltmeisterschaft. Alleine schon, dass ich nach Amerika fliegen durfte, war für mich großartig. Die Atmosphäre dort ist noch einmal komplett anders als hier. In Deutschland war mein schönster Sieg der in Köln mit Intenso. Auch wenn es nur ein kleines Rennen war, hat es sich angefühlt, als hätte ich ein Grupperennen gewonnen. Ich war und bin immer noch so unfassbar stolz auf dieses Pferd. Wir haben ihn vor einem Jahr gekauft und ihm sehr viel Zeit gegeben, damit er sich entwickeln kann. Selbst heute steckt er noch in der Entwicklung. Es macht einfach nur Spaß, wenn man dabei zusehen kann, wie ein Pferd Schritt für Schritt Fortschritte macht.

GaloppOnline.de: Sie sind mit 18 Jahren noch ziemlich jung. Wie lässt sich Ihr Privatleben mit den vielen Reisen auf der ganzen Welt kombinieren?

Lilli-Marie Engels: Das ist wirklich schwierig. Wenn mich Freunde fragen, ob wir mal eine Woche in den Urlaub fahren oder am Wochenende etwas unternehmen, muss ich meistens absagen. Denn es kommt eigentlich nie oder nur sehr selten vor, dass ich am Wochenende mal zuhause bin.

GaloppOnline.de: Und wie stehen Ihre Freunde außerhalb vom Rennsport dazu? Haben sie Verständnis für so ein zeitintensives Hobby?

Lilli-Marie Engels: Meine wirklich guten Freunde haben zumindest generell etwas mit Pferden zu tun, auch wenn es nicht direkt mit dem Rennsport ist. Andere können das gar nicht richtig nachvollziehen. Diese Leidenschaft, die dahinter steckt und dass der Sport so zeitintensiv ist, verstehen nur Leute, die auch selbst diese Leidenschaft haben.

GaloppOnline.de: Kommt auch eine Lehre im Rennsport für Sie in Frage oder haben Sie andere berufliche Pläne?

Lilli-Marie Engels: Ja, ich würde gerne im nächsten Jahr meine Ausbildung zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt Rennreiten beginnen. Allerdings weiß ich noch nicht genau, bei welchem Trainer.

GaloppOnline.de: So lange bleiben Sie den Amateuren aber noch weiterhin erhalten? Die Titelverteidigung in der Weltmeisterschaft werden Sie dann vermutlich im nächsten Jahr nicht mehr angehen, oder?

Lilli-Marie Engels: Ja klar, so lange ich noch nicht die Ausbildung begonnen habe, werde ich weiterhin als Amateur in den Sattel steigen. Den Titel Weltmeisterin zu verteidigen, würde ich normalerweise gerne versuchen, aber da es beruflich bei mir auch irgendwie weitergehen muss und ich mich für die Lehre im Rennsport entschieden habe, fällt das leider flach.

GaloppOnline.de: Letztes Jahr konnten Sie Ihr erstes Championat gewinnen. Momentan kommen Sie in Deutschland auf zehn Siege und führen damit die Statistik der Amateurreiterinnen wieder an. Wie sehen Sie Ihre Chancen auf die Titelverteidigung?  

Lilli-Marie Engels: Ich denke, es ist machbar, den Titel zu verteidigen. Aber ich gehe die Sache weiterhin, ohne mir Druck zu machen, an und bleibe ruhig, so wie ich es auch bei der Weltmeisterschaft gemacht habe. Trotzdem wären zwei Championate in einem Jahr natürlich der Wahnsinn. Ich warte einfach mal ab. Meine Verfolgerin Olga Laznovska (Anm. d. Red. sechs Siege) muss momentan pausieren. Aber auch von den Plätzen dahinter könnte mich auch noch eine Kollegin einholen. Wir wissen schließlich, wie das manchmal ist, wenn man auf einmal einen Lauf bekommt.

GaloppOnline.de: Welche Ziele haben Sie für das nächste Jahr?

Lilli-Marie Engels: Mir fehlen noch sechs Siege bis zu meinem 50. Treffer. Wenn ich es in diesem Jahr nicht schaffe, ist das auf jeden Fall mein Ziel für die kommende Saison.

GaloppOnline.de: Wie viele Pferde trainiert Ihre Mutter, und reiten Sie jeden Tag bei ihr im Training? Haben Sie ein Lieblingspferd?

Lilli-Marie Engels: Also im Training haben wir im Moment Intenso und Leonarda, die ich auch täglich im Training reite. Für Henry Morgan suchen wir aktuell noch einen schönen Platz, wo er seine Rente genießen kann. Zudem haben wir noch zwei Ponys. Das eine ist aber schon so gut wie verkauft, weil wir sonst nicht allen Pferden zeitlich gerecht werden können. Nur mein Shetlandpony, das mittlerweile ein stolzes Alter von 40 Jahren erreicht, wird immer bei uns im Stall bleiben. Auf ihm habe ich auch das Reiten gelernt. Ein konkretes Lieblingspferd habe ich nicht, ich habe aber natürlich alle unsere Pferde lieb.

GaloppOnline.de: Ihre Eltern sind schon lange im Rennsport aktiv. Ist Ihre gesamte Familie Rennsport-begeistert?

Lilli-Marie Engels: Nein, überhaupt nicht. Meine Eltern haben beide im Rennsport gelernt, aber meine Geschwister haben absolut kein Interesse am Rennsport. Mein Bruder kam zwar schon mal mit auf die Rennbahn, aber mit in den Stall kommt er nie. Meine jüngere Schwester hat sich anfangs ab und zu aufs Pferd gesetzt, nun ist sie aber vom Fußball begeistert und spielt auch im Verein. Ich bin also das einzige von drei Kindern, das sich zu hundert Prozent von Anfang an für den Rennsport interessiert hat und diesen in vollen Zügen lebt. Das ist aber eigentlich auch nicht so ganz verkehrt, so habe ich wenigstens keine Konkurrenz von meinen Geschwistern (lacht).

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