Das ungarische „Wunderpferd“ Overdose musste am Mittwochmorgen im Alter von zehn Jahren aufgegeben werden. Nach einer schweren Kolik war der einstige Superflieger, der erst in diesem Jahr als Deckhengst im Gestüt Lindenhof aufgestellt wurde, nicht mehr zu retten. Der Hengst, von der britischen Fachpresse „The Budapest Bullet“ genannt, sorgte in den Jahren 2007 bis 2011 für Aufsehen, als er unter Regie des ungarischen Trainers Sandor Ribarszki bei seinen ersten 14 Starts ungeschlagen blieb, und seine Konkurrenz dabei aus den Schuhen galoppierte.
Der im April 2005 geborene Starborough-Sohn gewann gleich sein erstes Rennen im heimatlichen Kincsem-Park mit 18 Längen Vorsprung. In seiner ersten Saison als Zweijähriger lief er noch weitere viermal und gewann alle Rennen mit hochüberlegenem Vorsprung. Als Dreijähriger ging die Erfolgssträhne nahtlos weiter, wobei Overdose vor allem bei seinem Erstauftritt in Baden-Baden beim Frühjahrs-Meeting im Scherping-Rennen gegen Laokoon mit neun Längen Vorsprung im Vorteil blieb. Im gleichen Jahr gewann er dann auf Gruppe III-Ebene in Hamburg die Lotto-Hamburg-Trophy, und wiederum in Iffezheim mit der Goldenen Peitsche das wichtigste Fliegerrennen des deutschen Turfs unter Andreas Suborics jeweils gegen Abbadjinn. Selbst unter Topweight ging er später im Jahr in Rom mit zehn Längen auf und davon.
Unvergessen bleibt aus seiner Dreijährigensaison der Auftritt im Prix de l‘Abbaye de Longchamp, dem wichtigsten europäischen Fliegerrennen der Herbstsaison. Mit Andreas Suborics im Sattel zählte Overdose auch in dieser Gruppe-I-Prüfung zu den Mitfavoriten, als sich bei einem Teil der Konkurrenten die Boxentüren nicht öffnete. Andreas Suborics nahm das Rückrufsignal nicht wahr, wie auch weitere Konkurrenten, die das Rennen aufnahmen, und Overdose siegte. Doch der rößte Triumph des ungarischen Wunderpferdes war nichts wert. Das Rennen wurde annulliert. Man machte das Angebot, die Gruppe-Prüfung als letztes Rennen des Tages neu starten zu lassen. Die Verantwortlichen von Overdose sagten Nein! Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, denn Overdose hatte schließlich sein Rennen gelaufen. Dass Overdose die 1000 Meter der Innenbahn von Longchamp in einer schnelleren Zeit als der spätere Sieger Marchand d‘Or zurückgelegt hatte, sollte nicht unerwähnt bleiben.
Bedingt durch diverse Hufprobleme, die ihn während seiner gesamten Karriere begleiteten, musste Overdose immer wieder einige Kunstpausen einlegen, seine erste Niederlage bezog er in der Goldenen Peitsche 2012, als er unter Christophe Soumillon nur auf dem siebten Platz landete. Das letzte Rennen seiner Karriere, den Premio Umbria in Rom im Jahr 2011, gewann er trotzdem auf Gruppe III-Ebene, um dann in diesem Jahr als Deckhengst im Gestüt Lindenhof aufgestellt zu werden. In seiner Karriere bestritt Overdose insgesamt 19 Rennen, von denen er 16 gewann, darunter vier Grupperennen. Seine Gewinnsumme belief sich auf knapp 265.000 Euro.