Deutschland hofft auf den World Series-Champion

Vor genau einem Jahr standen Trainer Andreas Schütz und Besitzer Gary Tanaka mit seiner Gattin auf dem Siegertreppchen. Wenige Minuten nach dem Hong Kong Cup, dem abschließenden Rennen der World Series Racing Championship durften sie einen der begehrtesten Ehrenpreise im internationalen Galopprennsport entgegenehmen. Dabei hatte ihr Lando-Sohn Epalo an dem 2000-Meter-Rennen gar nicht teilgenommen, auch wenn das seine Mannschaft eigentlich im längerfristigen Plan so vorgesehen hatte. ‚Ich wäre gerne damals nach Hong Kong gekommen, aber Epalo war nach einem vorherigen Auftritt in den USA nicht in der entsprechenden Verfassung‘, hatte Schütz damals gesagt.

Als ‚einen der größten Erfolge meiner Karriere‘, bezeichnete der Champion von 2004 allerdings den Triumph in der World Series. Die Wertung in der inoffiziellen Galopper-Weltmeisterschaft hatte Epalo auch in Abwesenheit in der Ex-Kronkolonie gewonnen, dafür wurden der Coach und der Eigner ausgezeichnet.

HONG KONG CUP:

Seither ist viel passiert. Tanaka wurde verhaftet, da ihm ein Verstoß gegen die Fondbestimmungen zur Last gelegt wurde, Schütz erklärte vor wenigen Wochen seinen Abschied aus Deutschland, wird im Sommer 2006 seine Karriere in Hong Kong fortsetzen. Da wäre es natürlich die beste Werbung für den Kölner, wenn er mit Epalo am Sonntag auf dem Sha Tin-Kurs eine tragende Rolle spielen könnte.
Denn diesmal ist der sechsjährige Hengst tatsächlich mit von der Partie, wenn die von der Fluglinie Cathay Pacific gesponserten Hong Kong International Races am 11. Dezember das finale Highlight der großen internationalen Saison 2005 bilden.

Epalo ist zugleich der einzige Vertreter aus Deutschland, nachdem Senex und Simonas, die länger noch im Aufgebot standen, keine Teilnahmeberechtigung zu den lukrativen Einladungsrennen mehr erhalten haben und die Super-Stute Gonbarda frühzeitig gestrichen wurde, ehe sie nun an den Stall Godolphin verkauft wurde.Auch ‚Galopper des Jahres 2004‘, Soldier Hollow, verzichtet auf eine Teilnahme.

Natürlich greift man mit Epalo im Hong Kong Cup an, der auf seiner Paradestrecke von 2000 Metern und auf voraussichtlich passend abgetrocknetem Boden ausgetragen wird. 18 Millionen HK-Dollar (rund 1,8 Millionen Euro) gibt es zu verdienen im wichtigsten der vier Top-Events, die in den Morgenstunden des Sonntags deutscher Winterzeit über den Rasen von Sha Tin gehen werden.

Bereits am vergangenen Wochenende traf Epalo in bester Verfassung in der Millionen-Metropole ein, präsentierte sich in bester Verfassung. Als frisches Pferd tritt der Gewinner des Singapoire Airlines International Cups 2004 an, hat er doch erst wenige Starts in diesem Jahr absolviert, da erneut gesundheitlich nicht alles glatt ging. Nach dem Erfolg im ersten deutschen Gruppe-Rennen der Saison in Bremen bezog Epalo im Audemars Piguet QE Cup und beim neuerlichen Auftritt in Singapur zwei deutliche Niederlagen.

Im Anschluss an eine halbjährige Abstinenz stellte er sich im Premio Roma (Gruppe I) in Rom wieder vor, verkaufte sich auf viel zu weichem Boden von der Spitze aus aber sehr teuer und landete auf Rang drei (der Sieg ging wie im Vorjahr an den Park Wiedinger Soldier Hollow).

Das war offenbar die ideale Vorbereitung für den natürlich wieder Stalljockey Andrasch Starke anvertrauten Epalo. Starke, der am Mittwoch Deutschland bei der International Jockeys´s Championship in Happy Valley großartig vertrat, könnte hier möglicherweise seinen letzten Ritt für Andreas Schütz absolvieren, wechselt er doch in Kürze an den Stall von Mario Hofer.

Am Mittwoch ging Epalo einen Galopp auf der Allwetterbahn, mit dem Schütz zufrieden war: ‚Wir hatten einige Probleme mit ihm, aber jetzt sieht er sehr gut aus, und hoffentlich ist er bereit, seine Bestform abzurufen. Nach dem Singapore Airlines International Cup habe man ihm Chips entfernt. ‚Wir haben ihm eine lange, langsame Vorbereitung gegeben. Zuletzt in Rom war der Boden viel zu schwer für ihn. Seither hat sich Epalo verbessert.‘

Einfach wird die Aufgabe sicherlich nicht. Auch wenn mit zehn Kandidaten das Feld diesmal etwas überschaubarer wirkt als in manchen Vorjahren, sind doch einige absolute Asse dabei. Man denke nur an die irische Klassestute Alexander Goldrun, die für Trainer Jim Bolger vor zwölf Monaten mit einer großartigen Kampfleistung den Hong Kong Cup gewann. Siege in den Pretty Polly Stakes und Nassau Stakes sowie Platzierungen in den Falmouth Stakes und den Irish Champion Stakes sowie dem Prix de l´Opera zeugen von den Qualitäten der Lady, die zuletzt in den englischen Champion Stakes keine Rolle spielte, aber auch auf die Elite der Hengste traf.

Mit Touch of Land ist ein weiterer Lando-Nachkomme im Feld. Und auch der bestens bekannte Schützling des französischen Trainers Henri-Alex Pantall besitzt eine Hong Kong-Empfehlung, flog er doch vor Jahresfrist als Riesenaußenseiter auf abgetrockneter Bahn noch auf den dritten Rang hinter Alexander Goldrun und Bullish Luck.

Ohnehin stehen die Chancen auf einen Stuten-Erfolg nicht schlecht, denn auch die Französin Pride aus dem Stall von Alain de Royer-Dupre ist glänzend in Schwung, war ausgezeichnete Zweite in den Champion Stakes, nachdem sie im Arc den Rennverlauf gegen sich hatte. Etwas weicher Boden wäre sicher von Vorteil. Sir Michael Stoutes Hoffnung Maraahel aus England endete in Newmarket als Dritter hinter Pride, der Engländer zeigte aber eine der besten Leistungen seiner Laufbahn.

Riesig verbessert ist in 2005 der Amerikaner Willow O Wisp, gewann vier seiner fünf diesjährigen Starts, auf allerdings etwas kürzeren Strecken, zuletzt das Del Mar Derby (Grade 2). Am liebsten bestreitet er seine Rennen von der Spitze aus, bevorzugt guten Boden und trägt Ohrenstöpsel. Allerdings: Auf 2000 Metern, Gruppe I-Ebene und auf einem Rechtskurs besitzt der Wallach noch keinerlei Erfahrung.

Die übrigen vier Teilnehmer vertreten das Gastgeberland, das gerade in der jüngeren Vergangenheit eine immer bessere Rolle gespielt hat. Vengeance Of Rain könnte die Nummer eins sein, wie nicht nur sein Sieg im Audemars Piguet QE II Cup beweist. Bei vier Auftritten über 2000 Meter ist er in Sha Tin noch ohne Niederlage.

River Dancer sorgte in jener Prüfung ein Jahr zuvor für ein Schock-Resultat, als er als großer Außenseiter alle Favoriten abblitzen ließ. Danach hatte er lange an den Folgen einer Kolik zu knabbern. Sein Comeback kann er sicher steigern. Mit Platz drei im QE Cup 2005 zu Vengeance Of Rain empfahl sich Russian Pearl, doch wird es angesichts einer Verletzungspause seit dieser Prüfung im April fürs erste sicher nicht ganz leicht.Im Cathay Pacific Sprint Trial vor wenigen Wochen landete Green Treasure als Zweiter nur unweit hinter dem Sieger Vengeance Of Rain, hat sich somit aktuell für den HK Cup hinreichend qualifiziert.

Vor dem Finallauf führt in der World Series-Wertung der hier nicht mehr vertretene Azamour mit 18 Punkten. Shirocco und Warrsan, beide 15 Zähler, folgen auf den Plätzen. Verbessern und sogar noch zum Champion aufsteigen könnten Vengeance Of Rain (12) und Alexander Goldrun (8), denn für den Sieg gibt es zwölf Punkte.

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