„Das Saisonziel ist natürlich schon längst überschritten‘

Vor Jahren war er maßgeblich beteiligt am Trainer-Championat von Hans Walter Hiller, bildete mit ihm und Besitzer Helmut Kappes ein hocherfolgreiches Team. Seriensiege bei Rennveranstaltungen waren für Axel Kleinkorres keine Seltenheit. Aber auch als Trainer, der die allenige Verantwortung trägt, gilt der bald 47-jährige als absoluter Profi, der die Früchte seiner Arbeit ernten kann. Wie am vergangenen Sonntag, als er sogar vier Sieger vom Geläuf abholen durfte.

„Ich hatte mir schon erwartet, dass die Pferdem, die schließlich gewonnen haben, auch mit allerersten Chancen an den Start kommen würden“, berichtet Kleinkorres. „Wenn sie dreimal Zweiter geworden wären und ein Rennen gewonnen hätten, wäre ich auch zufrieden gewesen, sie standen im Vorfeld ja nicht so raus.“

In der Stute Solani, die sich im Ausgleich III durchsetzte, sieht er „ein besseres Pferd. Sie hatte zuvor in Hannover Pech, fand bei weichem Boden keinen passenden Rennverlauf vor, Mit ihrer aktuellen Marke musste es eigentlich gehen. Danny belle war bei den letzten sechs Starts immer unter den ersten Dreien. Und die Debutantin Arlanda als als Lando-Tochter und Halbschwester von Apianus auch sehr gut gezogen. Der Besitzer hatte ihr sehr viel Zeit gelassen. Jetzt konnte sie vernünftig durcharbeiten. So etwas sollte dann schon reichen in der Sieglosen-Klasse um diese Jahreszeit.“

Ein besonderes Kunststück gelang Axel Kleinkorres mit Major Roi, der nach vielen Fehlversuchen nun sogar zwei Treffer in Folge schaffte. „Er hatte dreijährig einen Ansatz gezeigt, dann muss etwas nicht in Ordnung mit ihm gewesen sein. Er kam mit einem GAG von 45 Kilo zu mir, gewann in Hannover ein +6-Handicap und in Frankfurt ein Amateurreiten mit einer Skala von +10. Da wurde nicht viel verlangt, aber zwei Siege sehen schon gut aus. Vielleicht schafft er ja den Sprung in den Ausgleich III.“

Deutlich bessere Klasse vertritt allerdings Shinko´s Best, der Sprinter ist sicherlich die Nummer eins in dem Neusser Quartier, das aktuell 23 Pferde beherbergt, aber noch Platz für weiteren Zuwachs hat, bereits 22 Saisontreffer eingefahren hat und damit vor etlichen Renommier-Ställen (nach Siegzahl) rangiert. „Er ist ein spätes Pferd, das lange gebraucht hat“, versichert der Trainer.

„Ich halte ihn für ein Sommerpferd. Bei Andreas Wöhler gewann er im vergangenen jahr vier Rennen bis in den Ausgleich I, war dann drei Wochen später in Baden-Baden auf Gruppe-Ebene wohl über die Form hinweg. Anfang März wechselte er zu mir, stand lange im Haarwechsel. Das erste Rennen haben wir ihn nur als Aufgalopp gegeben, dann holte er sich ein Altersgewichtsrennen und ein Listenrennen in Bremen, war Dritter in München und schließlich knapp geschlagener Vierter zu Lucky Strike im Gruppe-Rennen in Hannover. Wir planen nun einen Start am 11. September im Riemer Sprint Cup. Er ist das beste ältere Pferd, mit Abstand.“

Bei den Dreijährigen des Stalles haben – von zwei Ausnahmen abgesehen – alle Kandidaten bereits gewonnen. Auch das spricht für Axel Kleinkorres. „In Solani setzte ich noch Erwartungen, mit Sicherheit gilt das auch für König Speed, der sich von drei- auf vierjährig weiter verbessern sollte.

Salontiger hatte zu Beginn etwas Startschwierigkeiten, das ist aber längst überwunden. Auch er sollte einen weiteren Sprung im nächsten Jahr machen“, glaubt der Betreuer, der einen Abgang verkraften musste, da Smart Tiger nach England verkauft wurde.

Bei den Zweijährigen sieht es etwas dünner aus, stehen nur zwei Vertreter des jüngsten Jahrgangs zur Verfügung. „Bostella war schon platziert. Wir hoffen auf eine kleine Prämie im Ferdinand Leisten-Memorial in Baden-Baden. Alles weitere wäre ein Sahnehäubchen. Der andere Zweijährige, ein Roi Danzig-Sohn, ist etwas später zur Hand.“ Bei der bevorstehenden Großen Woche hält sich sein Engagement in Grenzen, werden drei Pferde gesattelt. „Hier ist es immer sehr schwer“, gibt sich Axel Kleinkorres zurückhaltend.

Sein Arbeitgeber ist der Stall Ampuria, Betreiber des Quartiers am Hessentor in Neuss. „Der Stall gehört Dieter Franken aus Meerbusch, einem Unternehmer aus dem Steuerwesen. „Wir hatten uns ein Jahr vorher in Baden-Baden kennengelernt, waren zusammen mit seinem Cousin, Herrn Theissen, essen.

Wir haben uns gegenseitig signalisiert, im Gespräch zu bleiben. Herr Franken hat für alles Verständnis, ich bekomme sämtliche Entscheidungsfreiheiten. Er hält mir den Rücken frei, wir können hier auf ein Top-Team bauen mit Philipp Müller als Futtermeister und Eve Meutzner als Arbeitsreiterin, die auch beim Stall Ampuria angestellt ist“, erläutert Kleinkorres.

Auf dem Jockey-Sektor ist Alessandro Schikora der Mann des Vertrauens. „Es gibt keinen festen Vertrag, aber eine mündliche Zusage. Auch mit Leuten, denen man vertraut, braucht man keinen Vertrag. Wenn er das Gewicht bringen kann, reitet er die Pferde im Rennen, ist auch zweimal in der Woche mittags bei mir im Training, wenn er seine andere Arbeit erledigt hat. Seit Jahren verstehen wir uns sehr gut. Es ist wichtig, dass das Verhältnis stimmt.“

Freilich lassen sich Seriensiege nicht planen. „Ich möchte schon, dass die besseren Pferde regelmäßig laufen, nach Möglichkeit in einem 14-Tage-Rhythmus. Wenn man irgendwo hinfährt, stellt man die Rennen schon etwas zusammen, so dass man mehrere Starter hat und es sich rechnet. Man muss die Pferde managen, Alternativen suchen, wie Frankfurt.“

Bei der Frage nach Auslandsstarts sieht Axel Kleinkorres ein Problem: „Das ist natürlich eine Sache der Qualität. Wenn man ein junges Pferd zum Beispiel nach Italien schickt, um ein Handicap zu bekommen, ist das mit einem Risiko verbunden. Außerdem handelt es sich um eine sehr kostspielige Angelegenheit. Wer einen kleinen Rennstall mit vier oder fünf Leuten hat, darf die Heimatarbeit nicht vernachlässigen. Außerdem wollen die Besitzer ihre Pferde auch gerne hier bei uns laufen sehen.“

Er selbst hat die Pferde früh laufen sehen. „Ich bin in Dinslaken geboren, war als Kind schon auf der Trabrennbahn. Ich habe eine Lehre zum Fahrer und später die Trainer-Prüfung gemacht, war bis 1994 aktiv.“ Rund 300 Siege stehen als Fahrer wie als Trainer zu Buche.

„Danach bin ich ins Galopper-Lager gewechselt, war Co-Trainer bei Werner Baltromei und Hans Walter Hiller. Nach meiner Trainer-Prüfung 2001 habe ich den Rennstall in Mülheim von Herrn Kappes übernommen.“ Ein halbes Jahr trainierte Kleinkorres für den Stall oneXtwo.de von Buchmacher Simon Springer. Im Dezember 2004 begann das Ampuria-Engagement.

Die früheren Weggefährten schätzt unser Gesprächspartner unverändert. „Zu Herrn Kappes habe ich weiterhin ein gutes Verhältnis. Auch Herrn Hiller habe ich sehr viel zu verdanken. Es besteht nach wie vor ein sehr enger Kontakt. Es war damals eine Zeit, die ich nicht missen möchte.“

In die „Stall Juka“-Zeit (unter diesem Namen traten die Kappes-Pferde an) fielen ein Listensieg mit Ingeburg in Maisons-Laffitte, ein Listentreffer mit Arucas in Hoppegarten, der Erfolg im Leisten-Memorial mit Irish Eagle, um nur einige wichtige Siege zu nennen. Der Triumph mit Shinko´s Best im Bremer Sprint-Cup war der bedeutendste im aktuellen Job.

„Das Nahziel ist ein Gruppe-Sieg“, hofft der Trainer. „Platziert waren wir schon öfter. Mit Sicherheit wäre der Dallmayr-Preis ein Rennen in Deutschland, von dem man einmal träumen würde. Die Resonanz der Zuschauer an diesem Tag in München hat mich sehr beeindruckt. In dieser Saison war mein Ziel zwanzig Siege. Das ist schon jetzt überschritten. Jeder weitere ist ein Bonus.“

In seiner Freizeit möchte Axel Kleinkorres „ganz von der Rennbahn abschalten, den Kopf frei haben.“ Konzertbesuche stehen bei ihm hoch im Kurs. Doch erst einmal konzentriert er sich auf seine Arbeit, und die macht er gut. Nicht erst seit den Glanztagen aus der Kappes/Hiller/Kleinkorres-Zeit.

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