Cash Asmussen: Wieder in Texas angekommen

Keith Asmussen hatte es irgendwie im Gespür, als er vor fast genau 43 Jahren seinen auf den Namen Brian Keith getauften Sohn schnell den „Spitznamen“ Cash, den er 1977 legalisieren ließ, gab. Denn aus Cash wurde in der Tat „Bargeld“. Der in Texas geborene Sohn einer rennsportlich höchst engagierten Familie stieg in den achtziger und neunziger Jahren vor allem in Europa zu einem der besten Jockeys der Welt auf. Ende 2000 hängte Cash Asmussen seine Reitstiefel an den berühmten Nagel, sagte der Alten Welt adieu und verschwand dorthin, woher er kam: nach Texas.

Es sind nicht wenige Rennsportfans, die Asmusssen in seinen Glanzzeiten feierten und sich in letzter Zeit häufiger die Frage stellten, was macht er eigentlich aktuell. In den Rennsattel ist er auch in den USA nicht mehr gestiegen, aber den Vollblütern natürlich treu geblieben. Da, wo er aufwuchs, dort spielt sich jetzt sein Leben ab.

Auf der Farm seiner Eltern in Laredo/Texas, nahe der mexikanischen Grenze. Angeschlossen ist das El Primero Trainings Center. Und er macht genau das, was sein Vater Keith bereits seit Jahrzehnten mit großem Erfolg ausübt: Er berät Besitzer beim Kauf von jungen Pferden, reitet sie auf seiner Farm ein und trainiert sie so, dass sie nicht mehr als Rohlinge in den Rennstall abgeliefert werden.

Und wenn man dann noch erwähnt, dass Cashs jüngere Bruder Steve ein führender Trainer im Lone Star Park in der Nähe von Dallas ist und nicht selten ein Pferd aus dem El Primero Training Center erhält, dann schließt sich der Kreis der Asmussens.
Der hoch gewachsene Cash Asmussen hatte im Rennsattel schnell Karriere gemacht.

Mit 17 Jahren stieg er zum Nachwuchs-Championjockey in den USA auf, im selben Jahr wurde er nach 236 Saisonsiegen mit dem Eclipse Award ausgezeichnet. Sein Blick ging schon früh weit über den amerikanischen Tellerrand hinaus. 1981 gewann er mit Mairzy Doates den Japan Cup. Ihn interessierten auch die großen Rennen in Europa, dort, wo die teuren Jährlinge der Kentucky-Auktionen Jahr für Jahr gelandet waren.

Und als zu Beginn der achtziger Jahre in Paris eine der heiß begehrtesten Stellen neu zu besetzen war, da tauchte auf einmal der Name Asmussen im europäischen Jockey-Karussell auf. Der Texaner wurde Stalljockey bei Francois Boutin, bekam einen Privatvertrag von Stavros Niarchos. Asmussens Vorgänger Philippe Paquet war schwer verunglückt und seitdem an den Rollstuhl gefesselt.

Asmussen benötigte keine lange Eingewöhnungszeit, er erfüllte sofort die in ihn gesetzten Erwartungen. 1985 wurde er als erster ausländischer Reiter Champion in Frankreich, vier weitere Championate schlossen sich an. Mit 199 Saisonsiegen brach der US-Amerikaner den bis dahin von Yves Saint-Martin gehaltenen Rekord. Nach vier höchst erfolgreichen Jahren für Stavros Niarchos gab Asmussen ein kurzes Intermezzo für Mahmoud Fustok, ehe er in Irland am bedeutenden Stall von Vincent O’Brien seine Zelte aufschlug.

Doch auf der Grünen Insel wurde der Texaner nicht so recht heimisch, vor allem mit der Presse kam er nicht klar. Schnell zog es ihn nach Paris zurück, dort mochte man seine Reitweise, dort liebte man seine öffentlichen Auftritte. Sie ähnelten denen eines großen Politikers, die Show, das war auch stets sein Ding gewesen. So auch in Deutschland, wo er überwiegend Auftritte in Baden-Baden und Hamburg hatte.

Unvergessen auch sein erfolgreiches Gastspiel mit Dear Doctor 1992 im Rahmen der „Telewette – Rennen der Woche“, das Sonntags live von den Bahnen in SAT 1 zu sehen war. Die Bahn am Horster Schloss platzte aus allen Nähten, der Gast aus Frankreich gewann, Es war die Zeit, als der Rennsport hierzulande ganz oben stand.

Zurück in Paris ging es für Cash Asmussen bei Andre Fabre weiter, Und so bei einem der introvertiertesten Trainer überhaupt. Ohne Showallüren, ohne lächeln, völlig professionell, Trainer-Champion offenbar für die Ewigkeit. Doch Asmussen kam mit Fabre – und umgekehrt – zunächst klar. Größte Erfolge gab es zu verzeichnen, doch nach drei Jahren war auch diese Liaison zu Ende. Genau das, was Asmussen immer mehr zu pflegen begann, dies passte Fabre nicht. Der Amerikaner mischte sich verstärkt ins Management ein, gab immer häufiger unverhohlen auch Besitzern seine Meinung kund.

Von nun an war er ohne festen Stall im Rücken, Asmussen ritt nahezu die kompletten neunziger Jahre als Freelancer. Allerdings band ihn Henri Chalhoub, der vor allem bei John Hammond in Chantilly ein großes Lot trainieren ließ, näher. Und auf einem Chalhoub-Pferd machte Asmussen seinen so lange gehegten Traum von einem Sieg im Prix de l’Arc de Triomphe wahr.

Mit Suave Dancer, den Cash Asmussens Vater als Jährling im Katalog für Henri Chalhoub ausgewählt hatte und der junge Hengst gelangte dann auch für 45.000 Dollar in seinen Besitz. Der Jährling blieb zunächst bei Keith Asmussen in Texas, er bildete ihn aus und dann erst gelangte er in den Rennstall von John Hammond.

Und genau das ist es, was nun auch Cash Asmussen zustande bringen will. „Einen besseren Lehrmeister als meinen Vater gibt es nicht“, so der in über 22.000 Rennen im Einsatz gewesene Asmussen. Über 3000mal war er als Sieger zur Waage zurückgekehrt, darunter in 90 Gruppe-I-Rennen. Viermal ritt er den französischen Derby-Sieger, gewann alle Klassiker Frankreichs und siegte natürlich auch beim Breeders’ Cup und auch im Hong Kong Cup. Das war ihm immer sehr wichtig gewesen, dass er auch auf diesem im Rennsport so aufstrebenden Flecken auf der Weltkarte erfolgreich war.

Seine weltweiten Kontakte setzt er heute natürlich so richtig ein, und zwar für seine Pferdeagentur. So war Cash Asmussen auf der letztjährigen Keeneland September Sales für den Hong Kong Jockey Club aktiv und kaufte Jährlinge, die in diesem Jahr in der ehemaligen britischen Kronkolonie bei der HKJC-Auktion für Zweijährige in den Ring kommen werden. Keine Frage, Cash Asmussen ist ein international angesehener Turfagent. Und im August, da zieht es ihn – wenn in Texas die Ferien sind – mit Ehefrau Cheryl und seinen beiden Töchtern Carylyn (11) und Christine (8) nach Deauville zum großen Sommermeeting und der Jährlingsauktion.

Dorthin, wo der „Amerikaner in Paris“ vor einigen Jahren auch zur vorgerückter Stunde in den Szene-Lokalen des Weltbades mit seinen Fans feierte. Viel essen konnte er nie, dass er 54 Kilo oder teils sogar noch weniger in den Sattel brachte, dies war für ihn eine Pflicht. Den Trainern und Besitzern gegenüber.

Eine weitere Passion, der Cash Asmussen nachgeht, sollte man nicht unerwähnt lassen. Er führt die Familientradition fort und züchtet Vollblüter, umfangreicher als die Asmussens es je zuvor taten. Die Mutterstuten stehen allerdings nicht in Texas. Ihr Heim ist die weltberühmte Walmac International Farm in Lexington/Kentucky, eine bessere Adresse kann es kaum geben. Ihr Besitzer, Johnny T.L.Jones ist seit langem ein Freund der Asmussens. „Die Nachkommen gehen auf die Auktionen. Wenn sie die Reservepreise nicht erreichen, dann kommen sie zu uns nach Hause, nach Texas. Dort bereiten wir sie dann für den Rennstall vor.“ So, wie es einst Cashs Vater Keith mit Suave Dancer tat.

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