Amarette & Co. – Rennstall oder nun doch ins Gestüt?

Die Frage stellt sich am Ende einer Saison jedesmal. Bleibt eine Stute noch ein weiteres Jahr in Training, oder soll sie ins Gestüt wechseln? Vor allem bei höchst erfolgreichen Ladies dürfte es durchaus zu längeren Meinungsaustauschen zwischen Besitzer und Trainer kommen.

Denn die Entscheidung ist gewiss nicht leicht, alles wird man ins Kalkül ziehen, denn wenn eine weitere Saison erfolglos bleibt, dann hat man ein volles Jahr verschenkt, was angesichts von Trainings-, Nennungs- und Transportgeldern natürlich mit immensen Kosten verbunden ist. Und andererseits hat die Stute bereits ein Gestütsjahr verloren.

Doch zumindest was die Vertreterinnen des Derby-Jahrgangs angeht, so hat sich in den letzten Jahren der Trend ergeben, dass sie meist auch noch als Vierjährige in Training bleiben. Der europäische Pattern-Kalender bietet nach jüngster Überarbeitung doch ein breit gefächerteres Programm als noch vor etlichen Jahren an.

Und nicht selten gelingt es einer bereits dreijährig profilierten Stute, sich mit zunehmendem Alter noch zu steigern. Dabei muss sie nicht unbedingt noch weitere Treffer landen, auch mit Platzierungen auf Gruppe-Level kann im Nachhinein und auf längere Sicht eine noch weit höhere Reputation erzielt werden.

Wie z.B. in diesem Jahr im Falle Royal Fantasy, die keinen Sieg einfuhr, um ein Haar aber mit dem Prix Vermeille eine der bedeutendsten Gruppe-I-Prüfungen für Stute in Europa gewonnen hätte und mit dieser Platzierung natürlich ihren Wert enorm gesteigert haben dürfte.

Wenn man in diesem Jahr Bilanz zieht – an dieser Stelle kommen in Deutschland trainierte dreijährige und ältere Stuten in Frage -, dann hat die an zehnter Stelle rangierende Tocopilla exakt 50.000 Euro verdient. Inlands- und Auslandsgewinnsumme sind stets zusammengerechnet und sieben der bestplatzierten Ladies kommen auf eine sechsstellige Euro-Gewinnsumme, was unterm Strich in dieser Breite eine vorzügliche Bilanz ist.

Nach Gewinnsumme steht Gestüt Schlenderhans 14. Siegerin im Preis der Diana, die Monsun-Tochter Amarette (208.700 Euro Jahresgewinnsumme), an erster Stelle. Lediglich zweimal kam die Dreijährige in dieser Saison an den Start.

Zunächst überraschte sie beim Jahresdebut im Kölner Schwarzgold-Rennen, als sie noch locker Saldentigerin in die Schranken verwies. Dann kam ihr ganz großer Wurf, als sie Andreas Schütz zum klassischen Triumph im Preis der Diana, der erstmals auf der Derby-Bahn vom Stapel lief, sattelte. Mit Andreas Suborics gewann Amarette mit einer in der Tat klassischen Verbindung von Können und Kampf gegen La Ina und Saldentigerin.

Da die Monsun-Tochter der von Kings Lake stammenden Avocette auch als Zweijährige bei ihrem einzigen Start als Siegerin zur Waage zurückgekehrt war, trägt sie immer noch eine blütenweiße Weste. Und daran hat sich zum heutigen Tag nichts geändert, denn nach Hamburg kam sie nicht mehr an den Start.

Amarette steht zurzeit in Schlenderhans Dependance in Disternich, hat also den Rennstall von Andreas Schütz längst verlassen. Etwa zum Jahreswechsel wird man entscheiden, ob die Diana-Siegerin noch einmal in den Weidenpescher Park zurückkehren wird, oder in Schlenderhans Mutterstutenherde eingereiht wird. Amarette geht auf Alma mater und somit auf eine der ältesten Linien in Quadrath-Ichendorf zurück. Aus ihr stammenden die Derby-Sieger Alarich und Alpenkönig.

Als Zweijährige war sie im Premio Dormello bereits hauchdünn an einem Gruppe-Treffer vorbeigeschrammt, und genau dieses Ziel verpasste Saldentigerin (140. 140 Euro) auch in diesem Jahr mehrfach knapp. Als Zweite (Preis von Europa), Dritte (Preis der Diana) und Vierte (Deutsches Derby) kam die von Peter Schiergen für das Gestüt Bona trainierte Stute somit in Rennen der höchsten Gruppe-Kategorie über die Linie.

Somit keine Frage, dass die Tiger Hill-Tochter, die Heinz Harzheim als Jährling aus dem Aufgebot des Gestüt Wittekindshof für 58 000 Euro in Iffezheim ersteigert hatte, zu den besten Pferden des Jahrgangs zählt. Nur das Sahnehäubchen, das wollte einfach nicht gelingen.

Im Jean Harzheim-Rennen, dem früheren Las-Vegas-Slenderella-Rennen, war Saldentigerin als Jahresdebutantin zum Zuge gekommen. Am nächsten dran an einem Gruppe-Treffer war sie wohl im Preis von Europa, als Albanova erst mit den letzten Galoppsprüngen den Widerstand der Bona-Stute brach.

Es wundert somit nicht, dass die Tiger Hill-Tochter ein weiteres Jahr in Training bleibt und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn nicht der erste Gruppe-Treffer in die Scheuer gefahren werden sollte.

Genau so sieht es auch ihr Betreuer Peter Schiergen: „Die Stute hat sicherlich eine tolle Saison hingelegt, aber war auch oft mit Fortuna nicht im Bunde. Das Ziel ist für 2005 der Sieg in einem Gruppe-Rennen, wir werden die passenden Prüfungen zwischen 2000 und 2400 Meter auswählen, auch ein Blick über die Grenzen werfen.“ Aktuell überwintert Saldentigerin im Gestüt Römerhof, wo die Bona-Stuten seit vielen Jahren ihr Zuhause haben.

Am klassischen Sieg schrammte La Ina (127.680 Euro) im Düsseldorfer Henkel-Rennen wie auch im Preis der Diana in Horn knapp vorbei. Shapira bezwang sie auf dem Grafenberg, in Hamburg kam sie nach einer großen Schlussoffensive nicht mehr ganz an Amarette heran. Bereits als Zweijährige landete die von Andreas Trybuhl trainierte Monsun-Tochter im Preis der Winterkönigin und im Prix Miesque in Maisons-Laffitte zwei Platzierungen auf Gruppe-Parkett.

Ihr bislang einziger Treffer markierte sie im Kölner Stutenpreis, einem Listenrennen. Als stark beachtetes Pferd rückte die von Benedikt Fassbender gezogene Stute im WestLB Deutschlandpreis in die Boxen, kam unter Wayne Lordan aber nur als Sechste über die Linie. Damit verabschiedete sich die Monsun-Tochter von der Bundesrepublik, sie wechselte in den Besitz vom Team Valor und wird nun in den Staaten trainiert, soll dort auch 2005 ihre Rennlaufbahn fortsetzen.

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