Manfred Hellwig kauft Bentley für 165.000 Euro

„Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis, befinden wir uns doch in einer schwierigen Marktsituation. Ich war morgens etwas skeptisch, aber es hat sich gezeigt, dass auch das internationale Interesse wieder da war und die deutschen Trainer gut gekauft haben“, zog BBAG-Präsident Karl-Dieter Ellerbracke am Samstag nach der Jährlingsauktion in Iffezheim ein erstes Fazit der wichtigsten Versteigerung hierzulande. „Insbesondere die Stimmung war hervorragend. Manchmal habe ich mich wie auf einer Party gefühlt.“

Und in der Tat, man musste zwar ein Minus hinnehmen, doch bewegte man sich aber in einem mehr als vertretbaren Rahmen. 248 Pferde kamen am Samstag in den Ring (239 waren es 202 gewesen), 161 fanden einen neuen Käufer (gegenüber 176 im Vorjahr).

Dies entspricht einer Prozentzahl von 64,92 (2002: 73,64 %). Der Gesamtumsatz belief sich auf 3.689.000 Euro (4.165.250 Euro) bei einem Median von 15.000 Euro (16.500 Euro im Vorjahr) und einem Durchschnittspreis von nunmehr 22.913,04 Euro (23.666,19 Euro vor zwölf Monaten).

Als Daniel Delius pünktlich um 9.30 Uhr die BBAG-Jährlingsauktion eröffnete, war die Auktionshalle bereits gut gefüllt. „Eine zügige Abwicklung“, dies war das Motto, das die Auktionatoren – neben Daniel Delius noch John O‘ Kelly, Klaus Göntzsche und Rene Alles – vom Vorstand der Baden-Badener Auktionsgesellschaft mit auf den Weg bekommen hatten. Und sie hielten sich wohltuend gut daran, hatten schon früh den Zeitplan deutlich unterboten, bis 19.00 war alles über die Bühne gegangen.

Wie zu erwarten, gab es im ersten Sektor vor allem Zuschläge im unteren Bereich. Mit 46 000 Euro war bei Katalog-Nummer 62 der erste Zuschlag im höheren Bereich fällig. Bei 46.000 Euro fiel der Hammer, als der von Manfred Höllwarth angebotene Monsun-Sohn in den Besitz der BBA Irland ging. Der noch namenlose junge Bursche ist ein weiteres Produkt der Moon Affair (85,5 Kilo GAG). Zur engsten Verwandtschaft zählen solch erstklassige Pferde wie Mocambique, Millesimo, Montepulciano oder auch Minley.

Interessant: Auftraggeber der BBA Irland war kein Geringerer als der vor Ort weilende Winfried Engelbrecht-Bresges, Director of Racing des Hong Kong Jockey Club. Der Hengst wird im Dezember 2004 als Zweijähriger bei den Hong Kong Sales in den Ring kommen.

Eine der Favoritinnen im gesamten Angebot, die von Singspiel stammende Nouvelle Noblesse, sicherte sich der Kölner Eckhard Sauren, in dessen Farben am Freitag noch Kaka zum Zuge gekommen war. Unter Katalog-Nummer 77 erschien die von Friedrich Wilhelm Holtkötter und Dr. Norbert Poth gezogene Stute im Ring. Sie ist Erstling der im Preis des Landkreises Rastatt erfolgreichen Nouvelle Pearl und vertritt eine Familie, in der es nur so von ,,Black-Type“ wimmelt. Erwähnt seinen stellvertretend Nouvelle Fortune oder Nobilissima. Bei 64 000 Euro wurde Nouvelle Noblesse zugeschlagen, sie kommt zu Mario Hofer in Training.

40 000 Euro brachte ein Highest Honor-Sohn der vor allem im Gontard-Rennen erfolgreichen Tamacana, die sich in der Zucht vor allem mit der im Henkel-Rennen platziert gelaufenen Turning Leaf empfohlen hat. Der Dunkelbraunschimmel aus dem Angebot des Gestüt Brümmerhof wurde von Blandfort Bloodstock ersteigert. Dahinter steht der englische Trainer Paul Webber, der an diesem Tag ausgesprochen aktiv war, u.a. für Trainerin Linda Ramsden, Pferde kaufte.

Ebenfalls vom französischen Spitzenhengst Highest Honor stammend, erzielte unter Katalog-Nummer 107 Austriaco 43 000 Euro. Seine Mutter Autriche, eine Acatenango-Tochter, gewann gleich drei Listen-Rennen und kam auf ein entsprechend hohes GAG von 89 Kilo. Bei der Zoppenbroicher Offerte hatte die IVA den längsten Atem. Sie steigerte für das Gestüt Höny-Hof von Manfred Hellwig, dem neuen Präsidenten der Besitzervereingung. ,,Die Blesse von Austriaco hat mich an Martillos Zeichnung erinnert“, erklärte Manfred Hellwig.

Der Highest Honor-Sohn wird zu Ralf Suerland nach Köln in Training kommen. ,,Er bekommt eine Box neben Martillo“, fügte er noch an. Drei Katalog-Nummern später trat erneut die IVA auf den Plan, als sie bei 40 000 Euro den Zuschlag für den Isarländer Monet bekam. Der Acatenango-Sohn stammt aus der nächsten Verwandtschaft von Monsun.

Die Auktionshalle war bis auf den letzten Platz gefüllt, als bei Katalog-Nummer 117 mit Directa Dancer der Halbbruder des aktuellen Derby-Siegers Dai Jin im Ring erschien. Auktionator Klaus Göntzsche rief 140 000 Euro auf, schließlich schraubte er zurück und bekam bei 90 000 Euro das erste Gebot.

Schnell war man wieder auf 130 000, doch dann ging es nicht weiter. Der Auktionator konnte nicht zuschlagen, so dass der vom Gestüt Directa angebotene Monsun-Sohn unverkauft den Ring verließ.

Die vom Gestüt Park Wiedingen angebotene Kahlua wurde von der IVA für 40 000 Euro erworben. Die erstklassigen Sprinter Key to Pleasure, Key Royal, nicht zuletzt Kaka zählen zu ihrer nächsten Verwandtschaft. Tom Tate von der Algarve Bloodstock hatte den Arm bei Katalog-Nummer 133 am längsten oben, bekam für Hill Fairy, die vom Gestüt Görlsdorf angeboten wurde, bei 46 000 Euro den Zuschlag.

Die Großmutter des Monsun-Sohnes, Singapore, gewann in Paris immerhin den zur Gruppe II zählenden Prix Maurice de Nieuil und brachte mit Gunboat Diplomacy einen mehrfachen Gruppe-Sieger. Der englische Agent zählte zu den stark engagierten Käufern, erwarb im übrigen mehrere Jährlinge speziell für den Hindernissport.

Erstmals gab es Beifall im unverändert voll gefüllten Auktionsrund, als bei Katalog-Nummer 143 auch das erste Mal in einem sechsstelligen Bereich der Hammer fiel. Für 130 000 Euro ließ Auktionator Daniel Delius den Hammer fallen, als die IVA im Auftrag von Georg Baron von Ullmann den Zuschlag für Manduro bekam.

Der Monsun-Sohn ist ein Sohn der mehrfach in Listenrennen platziert gelaufenen Mandellicht, die sich in der Zucht mit Mandela, der diesjährigen Siegerin im Las Vegas-Slenderella-Rennen und Dritten aus dem Preis der Diana, bereits einen Topnamen verschaffen hat. Rolf Brunner bot Manduro an, er wuchs im Gestüt Etzean auf. Höchst interessiert war an dem Hengst auch Walter Kautz, der neben Trainer Werner Baltromei sitzend bis 125 000 Euro mithielt.

Zu den Favoriten im Katalog zählte sicherlich auch Ungar. Der vom Gestüt Röttgen angebotene rechte Bruder des mehrfachen Gruppe-I-Siegers Ungaro, wurde für 36 000 Euro an den Stall Jenny zugeschlagen. Er kommt zu Mario Hofer in Training.

Unter Katalog-Nummer 148 kam der Erstling der großen Elle Danzig in den Ring. Daniel Delius hatte bereits ein festes Angebot für El Star vorliegen, es betrug für den Soviet Star-Sohn 90 000 Euro. Doch zur allgemeinen Überraschung gab es in der Halle nicht ein einziges Gebot, so dass El Star für 90 000 Euro zugeschlagen wurde. Es handelte sich allerdings um einen Rückkauf, der junge Hengst dürfte also weiterhin in Wittekindshofer Besitz bleiben.

Wolfgang Figge stieg im Bieterduell bei Katalog-Nummer 153 erst spät ein, gab bei 65 000 Euro sein erstes Gebot ab und bekam gegen weitere Interessenten wie Andreas Wöhler und Börje Olsson prompt den Zuschlag für Fullmix, der vom Gestüt Etzean und Dr. Klaus Schulte angeboten wurde. Der Sagamix-Sohn ist Halbbruder von Flying Dash, der vor zwei Jahren die Maurice Lacroix-Trophy gewann und später seine Karriere erfolgreich in den Vereinigten Staaten fortsetzte.

Blanford Bloodstock ersteigerte die Katalog-Nummer 154, den Desert Sun-Hengst Muganga vom Gestüt Görlsdorf und legte dafür 54.000 Euro hin. Ein vielversprechendes Angebot war natürlich die Nummer 160, die vom Gestüt Karlshof offerierte Winged Love-Tochter A beautiful mind aus der Familie des einstigen Derby-Dritten Acamani.

Bis au 80.000 Euro schnellten die Gebote hoch für die Braune, deren Mutter Allure sich auf Listen-Parkett platzieren konnte. Die IVA bekam den Zuschlag für Epalos Eigner Jürgen Hoyer (Stall Weissenhof). Andreas Schütz wird der Coach der jungen Hoffnung. „Wir haben einen Bundeskanzler für nach Hause“, sagte Rene Alles bei der gleichnamigen Nummer 171, doch der Neshad-Sohn von Heike Bischoff-Lafrentz verließ bei 19.000 Euro unverkauft den Ring.

Und um kurz vor 15.30 Uhr wurde es mucksmäuschenstill in der Auktionshalle. Denn mit der Etzeanerin Royal Highness (172) wurde etwas ganz Feines präsentiert. Eine Monsun-Tochter und Halbschwester der Winterkönigin Royal Dubai betrat das Rund. Und wenig überraschend schnellten die Gebote in stattliche Höhen, nach einem heißen Gefecht fiel der Hammer von Rene Alles bei 130.000 Euro.

Den längsten Atem hatte Alain Brandenbourger von Classic Breeding, setzte sich gegen die IVA durch. Royal Highness wird nach Frankreich wechseln, wer der neue Coach wird, war auf Anhieb noch nicht bekannt.

Und die Highlights häuften sich zur Mitte der Versteigerung. Nummer 176, eine Winged Love-Tochter mit Namen Ashar, deren Mutter sich im Scherping-Rennen platzierte und in der es von Black Type nur so wimmelt, brachte den stolzen Preis von 90.000 Euro. Einmal mehr war bei der Karlshoferin die IVA von Rüdiger Alles aktiv.

Und gegen 16 Uhr wurde es bei der 184 so richtig spannend in Iffezheim.

Rene Alles verkündete das Erscheinen des Karlshofers Bentley, einem Dashing Blade-Nachkommen aus der Blumme, die bereits den Gruppeplatzierten Baleno, sechsfachen Sieger Barito und den Hindernis-Crack Barito brachte. Ihr jüngster Spross war ausgesprochen begehrt, verspricht er doch Frühreife par excellence. Strahlen konnte am Ende Rüdiger Alles mit seiner IVA, die den nächsten Top-Zuschlag für Besitzer-Anchorman Manfred Hellwig erhielt. 165.000 Euro kostete diese Investition.

Unterbieter war Manfred Hofer (für ein neu gegründetes Syndikat). Peter Schiergen soll den jungen Hengst in Training bekommen.

Unmittelbar danach bekamen die Besucher Next Honor (185) zu Gesicht, Highest Honor-Sohn und Bruder von Derbysieger Next Desert sowie der Diana-Gewinnerin Next Gina. Bei den 70.000 Euro handelte es sich jedoch um einen Rückkauf des Gestüts Wittekindshof.

46.000 Euro wurden von Algarve Bloodstock bezahlt für den Hof Vesterberger Santiago, einen Highest Honor-Sohn, dessen zweite Mutter Secret Energy einen GA von 84 Kilo erzielte, nicht zuletzt das Goebels-Erinnerungsrennen in Krefeld an ihre Fahnen heftete.

Manfred Hofer sicherte sich die Nummer 192, Peaceful Love, eine dunkelbraune Dashing Blade-Tochter aus der guten Hoppegartenerin Peace Time, sie scheint wie ein ganz frühes Pferd gezogen zu sein. 51.000 Euro war das Finalgebot.

Einen Sendawar-Youngster und nahen Verwandten der Fährhofer Super-Cracks Silvano und Sabiango schaut man sich natürlich genauer an. Der Hof Vesterberger, mit der Katalog-Nummer 211, wurde von Klaus Göntzsche für 67.000 Euro zugeschlagen. Manfred Hofer war im entscheidenden Moment zur Stelle.

40.000 Euro betrug der Preis bei Erongo (212), einem frühreif wirkenden Desert King-Sohn, dessen Mutter solche versprechenden Pferde wie Ebisu, Eluna oder El Dessert geliefert hat. Rolf Brunner hatte den im Gestüt Etzean gezogenen Hengst angeboten, aber er behielt ihn dann auch.

Und Klaus Göntzsche konnte mit der Katalog-Nummer 213 auch ein weiteres Ass des Tages präsentieren – Soignee, eine Dashing Blade-Lady gefällt natürlich durch hochkarätige Brüder wie den sechsfachen Sieger Shining (auch auf Listen-Parkett erfolgreich) und Simoun (Gruppe II-Sieger im Mercedes Benz-Preis sowie im Idee Hansa-Preis). Brandaktuelle Referenzen also, die den Preis der von Georg Baron von Ullmann vorgestellten Stute kräftig in die Höhe trieben.

150.000 Euro zahlte schließlich Hannes Gutschow (Gestüts-Manager von Albert Darboven) im Auftrag des Haras St. Martin für Soignee. Michael Magnusson, ein in Newmarket wirkender Trainer aus Schweden, musste sich erst zuletzt geschlagen geben.

„Es ist das bestaussehendste Pferd dieser Auktion“, schilderte er. Und Gutschow gab auch gleich den neuen Trainer der Dashing Blade-Tochter bekannt: Andreas Wöhler in Bremen wird der Coach sein.

Nach einer kleinen Durststrecke kletterte die Nummer 139 noch einmal in bemerkenswerte Regionen.

Kein Wunder, denn die noch namenlose Ittlingerin (Lomitas-Lacatena) stammt von einer Mutter, die rechte Schwester von Derbysieger Lando und Halbbruder von dem Hamburg-Triumphator Laroche ist. 80.000 Euro zahlte Börje Olsson für die Braune, nahm sofort die Glückwünsche von Manfred Ostermann entgegen. „Nicholas Clement wird sie vorbereiten“, schilderte Olsson, wollte seinen Auftraggeber aber noch nicht preisgeben. Frankreich wird also die neue Heimat der Stute.

Die sechs nicht verkauften Karlshofer (das Gestüt war erneut der Top-Verkäufer nach dem kürzlichen 400.000 Euro-Deal mit der Samum-Schwester Sahel in Deauville) gehen zunächst zu Toni Potters, werden später auf die Trainer Schütz, Schiergen und Richardson verteilt.

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