Für den aufmerksamen Beobachter der Turfszene hat sich das bisher eher unspektakuläre Thema der Pferdetransporte in der letzten Zeit zunehmend mehr in den Vordergrund geschoben. Mehrere Trainer haben eigene Transporter angeschafft, die Lkw-Maut auf Autobahnen erhitzt die Gemüter, Grenzformalitäten haben manchen internationalen Transport behindert, und auch hinsichtlich der Transportbeihilfe-Regelung der Rennvereine kommen Zweifel auf.
Die Zahl der Trainer, die auf ein eigenes Gefährt setzen, wächst ständig und hängt sicher mit den stark zunehmenden Starts im Ausland zusammen. Da es dort in den meisten Fällen für die Deutschen keine Transportkosten-Zuschüsse der Rennbahnen gibt, muss schon sehr genau kalkuliert werden, ob man die Fahrt ins Ausland aus finanziellen Gründen riskieren will.
Die Transportkosten sind in diesem Zusammenhang der wichtigste Faktor, so dass sich auf die Länge der Zeit ein eigenes Transportvehikel sicher rentiert. Hubertus Fanelsa ist ja bekanntlich für seine Expeditionen im Inland mit seinem Großtransporter gleich richtig eingestiegen, doch die meisten Trainer setzen auf die ‚Camionnettes‘, die in Frankreich seit jeher beliebten Kleinlaster für zwei Pferde.
Der Vorteil: Sie können mit dem normalen Pkw-Führerschein gelenkt werden, so dass man keinen teueren Lkw-Fahrer beschäftigen muss. Die Rennställe Fechner, Suter, Rotering und Wöhler gehören zu den modernen Selbstfahrern, Andreas Löwe plant den Umstieg.
Neuerdings ist Ertürk Kurdu mit dabei: ‚Unser Transporter hat auch Klimaanlage und Videoüberwachung.‘ Der Wagen des geschäftstüchtigen Werner Glanz ist mit dem Sponsoring der Besitzergemeinschaft Holtkötter/Dr. Poth (Stall Wendelstein) unterwegs. Auch Gestüte wie etwa Brümmerhof oder Karlshof setzen auf diese praktischen Kleinlaster.
Dem finanziellen Vorteil des Selbstfahrens steht der Aufwand an Zeit und Kraft gegenüber, den ein Trainer als Chauffeur leisten muss. Werner Glanz: ‚Wenn man als Trainer auch noch selber fährt, geht das auf die Dauer doch an die Substanz.‘ Inzwischen lässt Glanz meist seinen Reisefuttermeister nach Italien steuern. Aber auch wer auf gewerbliche Spediteure setzt, ist nicht immer aller Sorgen ledig.
Besonders beliebt bei rheinischen Ställen ist für Italienfahrten ein ostdeutscher Anbieter wegen seiner günstigen Preise. 1500 Euro werden für einen Mailand-Start aufgerufen. Im Frühjahr wurde das Gefährt Marke Eigenbau jedoch an der Schweizer Grenze gestoppt, weil es nicht den zulässigen Gewichtsbeschränkungen entsprach. Die Pferde wurden anderweitig über die Grenze gebracht und in der Schweiz dann wieder in den beanstandeten Transporter eingeladen.
Auf dem Rückweg wurde die kontrollfreie Route über den Brenner gewählt. Die Pferdebesitzer werden mit Feedback über derlei Ungemach nicht unnötig behelligt.
Manchmal liegt es wohl einfach an der fehlenden Transparenz der Spediteurs-Rechnungen, dass Besitzer unwirsch reagieren. Ein Rennstalleigner nach dem Blick auf die Kosten einer Italien-Tour:’Der ist wohl über Jugoslawien gefahren.‘ Die Besitzer wissen halt meist nicht, was die Spediteure ihrerseits zahlen müssen. Als weitere Gruppe gibt es sie nach wie vor, die Vertreter der ‚Hänger-Fraktion‘.
Ausgerechnet Christian von der Recke, sonst immer Vorreiter bei neuen Trends, gehört dazu und begründet es so: ‚Für uns gilt kein Überholverbot, und wir können auch schneller als 100 km/h fahren. Zudem brauchen wir mit dem Hänger keine Tachoscheibe.‘ Für die Kleinlaster gelten allerdings dieselben Vorteile.
Wie sieht nun die finanzielle Seite aus? Für einen gewerblichen Transport mit vier Pferden zum Rennen in Avenches waren ab Baden-Baden pro Tier stolze 1200 Euro fällig. Üblicher Preis ist ein Euro pro Kilometer, ein eigener neuer Kleinlaster kostet den Trainer dagegen von 40.000 Euro aufwärts. Dabei ist kein Wagen wie der andere, denn es handelt sich um Maßanfertigungen.
Als besonders konzeptionell durchdacht gilt in Fachkreisen derjenige von Werner Glanz, quasi die Blaue Mauritius unter den Kleinlastern. Vielfahrer wie Recke würden die Kosten so eines Gefährts recht bald amortisieren. Die Anschaffungsfrage stellt sich vor allem bei mittelständischen Trainern, die von der Natur ihrer Besitzerklientel her den Druck spüren, bei den hohen Transportkosten eine Lösung zu finden.
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