Als am ersten Dezembersonntag in Neuss der letzte Lauf zur Fegentri-Weltmeisterschaft anstand, war die Luft eigentlich schon etwas raus. Der Grund: Zu deutlich beherrschte der 20jährige Engländer David Dunsdon den Wettbewerb, stand schon vor dem Endlauf als Sieger fest. Auch im folgenden Rennen auf der von der Recke-Stute Believe ließ er der Konkurrenz keine Chance.
193 Punkte hatten sich in diesem Wettbewerb zum Schluss auf Dunsdons Konto angesammelt, der Franzose Eric Selter kam als Zweiter mit 95 Punkten nicht einmal auf die Hälfte. Der erste Titel für Dunsdon war nur die logische Konsequenz, nachdem er im letzten Jahr schon Platz zwei belegt hatte.
Normalerweise nutzen gerade in England die guten Amateure ihre Erfolge als Sprungbrett für den Wechsel ins Profilager, doch hat Dunsdon, Neffe des Trainers Josh Gifford, solche Ambitionen nicht. “Ich habe gesehen, wie Freunde von mir, die wirklich gute Reiter waren, kämpfen und sich durchschlagen mussten. Und was war, als sie 35 waren? Nichts! Es ist fast unmöglich geworden, ein vernünftiges Leben zu haben, wenn man nicht zu den Topleuten gehört”, sagt Dunsdon.
Der Engländer, der in der abgelaufenen Saison in Deutschland drei Rennen gewonnen hat und auf beiden Gebieten, Flach – und Hindernisrennen aktiv ist, wird stattdessen in Kürze einen Job als Geschäftsführer einer Bar in London antreten. “Die Idee ist, mich hochzuarbeiten, mit dem Ziel, einmal eine eigene Bar oder ein Restaurant zu haben, vielleicht auch ein Hotel.‘ Bereits Dunsdons Vater John ist im Hotelwesen tätig.
“Es waren tolle Erfahrungen, die ich bei den Fegentri-Rennen sammeln konnte. Es war eine große Ehre für mich, mein Land bei den Rennen rund um den Globus zu vertreten. Ich werde nicht vergessen, wie ich in Budapest gegen den siebzigjährigen Pal Kallai geritten bin, der mit seinem Pferdeschwanz wie ein Doppelgänger von Rumpelstilzchen aussah. Toll war auch, als ich beim Heimflug aus Italien einmal mit dem Kanadischen Supermodel Jenny Mac, dem Gesicht von Oil of Olaz, zusammensaß.”
Das Reiten gelernt hat Dunsdon beim früheren Epsom-Trainer Geoff Lewis, für den er als Schüler geritten hat. Er nennt Lewis seinen Ziehvater. “Geoff hat mir so viel über Reiten und Rennen beigebracht”, sagt Dunsdon, der ein begeisterter Hobbyboxer ist, zweimal in der Woche im Fitzroy Lodge Boxing Club in London in den Ring steigt und dort die Fäuste fliegen lässt.
Einmal stieg Dunsdon sogar mit der englischen Boxlegende Nigel Benn in den Ring. “Ich habe mehr getanzt, als gespart, habe nur versucht, nicht getroffen zu werden”, sagt Dunsdon rückblickend.
Nach seinem Weltmeistertitel hat Dunsdon in sportlicher Hinsicht nun natürlich neue Ziele. Eines der Amateurrennen während des großen Cheltenham-Festivals oder die Foxhunters’ Chase in Aintree möchte er gewinnen. Kandidat dafür könnte der 11jährige Struggles Glory sein, der in der letzten Saison sogar am Grand National teilnahm und mit dem Dunsdon schon einmal erfolgreich war.
“Ich weiß, dass es wie ein Klischee klingt, aber die Erfahrungen, die ich durch die Fegentri gemacht habe, haben mich geprägt, wie es keine anderen hätten tun können. Ich weiß nun in etwa, wie David Beckham sich fühlt, wenn er mit Schmeicheleien überschüttet wird. In Prag und anderen Orten wurde ich auch ganz toll empfangen. Ich habe Freundschaften geschlossen, die ein ganzes Leben dauern werden. Ich beneide den Amateur, der in der nächsten Saison an der Fegentri-WM teilnimmt. Ich werde sie furchtbar vermissen.”