Es gibt viel zu erzählen um das Deutsche Derby, das seit 1869 abgehalten wird, damals als Norddeutsches Derby in Hamburg eingeführt wurde. Es wurde aber nicht fortwährend in der Hansestadt entschieden, so finden sich auch Berlin (1919, 1943 und 1944) München-Riem (1946) und Köln (1947) als Austragungsorte in den Annalen des Rennes wieder. Zwei Weltkriege hatte das Rennen der Rennen zu überstehen, nur im Jahre 1945 kehrte kein Pferd als Sieger vom Geläuf zurück, da es entfallen musste. Erfolgreichster Besitzer im Blauen Band ist das traditionsreiche Gestüt Schlenderhan der Familie Oppenheim, mit 16 Siegen.
So hervorragende Pferde wie Sturmvogel, Sieger, Orgelton, Schwarzgold, Magnat oder Asterblüte konnte die erfolgreichste deutsche Zuchtstätte hervorbringen (unser Foto zeigt die beiden Titelanwärterinnen Tomori und Salve Regina). Bei den Trainern ist es George Arnull, der am häufigsten in den Siegerlisten auftaucht. Er konnte dieses wichtigste Rennen im Leben eines Vollblüters ganze neun Mal an seine Fahnen heften, in den Jahren 1938 bis 1941 gar viermal in Serie. In diesen vier Austragungen hiess das Erfolgsgespann jedesmal Gestüt Schlenderhan bei den Besitzern, George Arnull bei den Trainern sowie Gerhard Streit als Siegreiter, der in seiner Karriere das Derby ’nur‘ acht Mal für sich entscheiden konnte, damit aber auch an erster Stelle der Jockeys rangiert.
Die höchste Siegquote auf einen Derbystarter gab es hingegen eher in der näheren Vergangenheit. Im Jahre 1982 war es Erwin Schindler, der auf dem Horner Moor für eine Sensation sorgte, als er den krassen Aussenseiter Ako, der für eine Siegeventualquote von 608:10 für Trainer Hans Günther Heibertshausen gestartet war, als Ersten über die Ziellinie brachte. Dagegen ist der Geldwechselkurs von 10:10 auf die in ihrem Leben ungeschlagene ungarische Wunderstute Patience, die 1905 keinen Gegner zu fürchten brauchte, ernüchternd. Allerdings kamen in diesem Jahr auch nur vier Pferde an den Ablauf, die geringste Zahl startender Pferde in der Geschichte des Deutschen Derbys.
1971 gab es auf die Dreierwette, diese Art der Wette wurde erst am 1. Dezember des Jahres 1957 in Deutschland eingeführt, Lauscher-Madruzzo-Quisquis mit 368 228:10 die bislang höchste Quote im Blauen Band. Die Wette war auf der Rennbahn nur einmal getroffen, bedeutete eine Auszahlung des Renn-Clubs von 92 057 Mark. Lauscher, der von Dave Richardson geritten wurde, notierte am Totalisator bei 220:10, der Zweite Madruzzo bei 293:10 und die drittplatzierte Stute Quisquis sogar bei horrenden 1137:10. Keine Überraschung für die eingefleischten Turffans. In den Vorbereitungsrennen hatte es immer unterschiedliche Sieger gegeben, die Hengste wurden in diesem Jahr regelmässig von den Stuten geschlagen.
Vor drei Jahren stellte Belenus eine neue Rekordzeit für das Derby auf. Der nur einen Monat vor dem Rennen erstandene Lomitas-Sohn profitierte natürlich von guter Bahn, was in Hamburg keine Alltäglichkeit ist, und vom Tempomacher Banyumanik, der das Feld schon früh auseinanderriss. So konnte die bislang schnellste Zeit von 2:25,81 Minuten erreicht werden. Das Turf-Syndikat um Initiator Manfred Hofer hatte einen wahren Husarenstreich fertig gebracht, feierte diesen im Anschluss auch gebührend. So konnte man Mitbesitzer Thomas Brandl (damaliger Eishockeyspieler-Nationalspieler) und Trainer Andreas Wöhler bei einem Bad im Horner-See beobachten.
Ungeschlagen bislang auch die langsamste Derby-Sieg-Zeit des Schlenderhaners Mah Jong von 1927, der nach 3:03,20 Minuten den Zielpfosten knapp als Erster passierte. In diesem Jahr sprachen alle von einem Sumpf-Derby, denn Boden konnte man den Untergrund schon gar nicht mehr nennen. Es regnete ohne Ende, der Himmel kannte kein Erbarmen mit den angereisten Turffans und den Aktiven. Auch im letzten Jahr, speziell am Samstag vor dem Derby, schossen wieder sintflutartige Regenfälle nieder und verhinderten die Austragung der letzten beiden Rennen. So dürfte nun auch aufgezeichnet sein, wie das Horner Moor zu seinem Namen kam.