Die Derbygeschichte des Titel-Verteidigers

Als Jockey war Peter Schiergen im Rennen um das Blaue Band nicht weniger als drei Mal Zweiter: mit Natiello, Monsun und Surako landete Schiergen in Horn zwar auf dem Treppchen, aber nicht auf der Champagner-Stufe mit der großen Eins. Das sollte sich am 01. Juli des Jahres 2001 schlagartig ändern. Boreal avancierte auf dem Horner Moor zum Helden Hamburgs, holte endlich Schiergens ersten Titel in dem Super-Rennen.

Für Schiergen war das Derby bis zu diesem Zeitpunkt eher durchwachsen gewesen. Nicht einmal die großen Favoriten schafften es in Horn. Nicht mit Tiger Hill und auch nicht mit Sumitas gelang Schiergen der große Wurf. Doch das ist nun Geschichte. Die Tröphäen-Sammlung des Jockey-Europarekordlers bereichern ist längst um den Ehrenpreis der Hamburger bereichert, ein verwelkter Lorbeerkranz hängt längst im Asterblüte-Stall in Weidenpesch.

Es ist nicht nur das Rennen des Jahres. ‚Das Derby ist das verrückteste Rennen des Jahres‘. Der Spruch stammt aus dem Munde von Heinz Jentzsch, Schiergens Vorgänger als Chef am legendären Asterblüte-Rennstall in Köln-Weidenpesch. Der Mann muss es wissen, schließlich hat er Jahrzehnte dieses Sports geprägt und nicht weniger als acht Derbys selbst gewonnen.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg für Peter Schiergen. Doch nach dem ersten Titel in Horn, ist nun auch der zweite Coup im Blauen Band alles andere als unmöglich. Auch im Ausland hat er es bereits geschafft. In der Schweiz siegte er als Jockey mit Solon, in Österreich schnappte sich Damiano für den Trainer Schiergen das Derby.

Als Jockey war Schiergen nah dran an einem Derbysieg in Hamburg. Mit Natiello bugsierte er sensationell einen 454:10-Außenseiter auf Platz zwei im Derby 1992, geschlagen wurde das Team nur von Pik König. Ein Jahr darauf ritt Schiergen Monsun, scheiterte nur an einem Lando, der endlich wieder seine alte Form zeigte. Und auch 1996 wurde der Jockey, der zu seiner Zeit die Titel hamsterte wie heute Andrasch Starke, nur von einem Star geschlagen. Mit Surako gegen Lavirco zu verlieren, das war schon alles andere als eine Schande. Dreimal Zweiter als Jockey: es gibt Schlimmeres, aber eine Stufe mehr auf dem Dreierpodest der Erfolgreichen wird immer gerne genommen.

Als Trainer standen die Vorzeichen scheinbar gut für den Kölner Coach. 1998, gleich in seinem ersten Jahr als Trainer, hat er Tiger Hill an den Start geschickt. Doch es sollte nicht sein. 31:10 notierte der Hengst am Toto, war der Star des Feldes. Und wurde genau Zehnter. Eine alte Regel hat sich bestätigt. ‚Das Derby gewinnt nicht das beste Pferd, sondern das glücklichste.‘ Robertico war ‚Mister Lucky‘ war an diesem Tag, an dem in Horn der Rasen ein Moor aus Matsch war. Der Beste des Jahrgangs war der Tiger. Keiner konnte ihm von der Klasse auch nur annähernd das Wasser reichen. Nur eben an diesem verflixten 5. Juli 1998 lief alles schief.

Favorit Nummer zwei sattelte Peter Schiergen nur ein Jahr später, für den gleichen Besitzer. Georg von Ullmanns Sumitas startete als 43:10-Favorit, es reichte zum fünften Platz. So recht hat Sumitas nicht mehr seine Form zurückgefunden, in der er die ersten fünf Rennen seiner Laufbahn am Stück gewonnen hatte. Mit den Außenseitern Indian Ruby, Quezon City und Adronikus konnte Schiergen das Derby im letzten Jahr gar nicht gewinnen, das wäre gegen Samum einer Sensation gleichgekommen. Danach kamen 2001 dann Iberus, Wellington Hall und eben jener Boreal. Der Derbybann war gebrochen, nun geht es um Titel Nummer 2.

Dafür stehen vier Pferde bereit. Der Schlenderhaner Irulan, Helmut von Fincks Mendosino, Haus Hahns Ammonias und Nicaragua in den Farben des Vorjahressiegers. Der Trainer-Mumm ist Irulan, wie gut unterrichtete Quellen zu berichten wissen. Aber Chancen, Chancen sollten alle der vier Pferde haben. Familien-Intern gilt auch Mendosino als interessante Kandidat, soll der Favorit von Trainer-Ehefrau Gisela sein. „Nicaragua wird das schwache Laufen aus der Union sicher korrigieren und Ammonias hat noch nichts falsch gemacht und sich ständig gesteigert“, ist Schiergen zuversichtlich.

Die Vorbereitung der Pferde für den Tag X ist abgeschlossen. Wenn die Startboxen um 16.50 Uhr am Sonntag aufspringen, kann er ohnehin nicht mehr viel machen. Er kann auf der Tribüne sein Fernglas in die Hand nehmen und wie 50.000 andere Leute auf ein Feld von 20 Pferden starren. Und darauf hoffen, dass der unvergleichliche Manfred Chapman nach 2 Minuten und knapp 30 Sekunden möglichst häufig den Namen Irulan, Mendosino, Ammonias oder Nicaragua in den Mund nimmt, wenn er den Derbysieger erkannt hat. So wie im letzten Jahr mit Boreal.

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