Erika Mäder hat die neue Errungenschaft stolz am zweiten Freitag-Renntag der Großen Woche präsentiert. Da baumelte sie doch tatsächlich an ihrem Hals, die so lange ersehnte Perlenkette. Schuld am Geschenk von Besitzer Walter Molitor war ein Pferd, das im deutschen Turf seinesgleichen sucht: Up and Away, der tolle Meilengalopper. Drei Tage zuvor hatte er im Alter von sieben Jahren endlich das geschafft, worauf man mit ihm so lange hingearbeitet hat: den ersten Gruppesieg der Karriere. Geschehen im Darley-Oettingen-Rennen, von Jockey Lennart Hammer-Hansen bis zum Schluß spannend gemacht: quasi erst im Ziel hatte Up and Away den entscheidenden, minimalen Vorteil endgültig sicher.
Es war die Krönung einer grandiosen Karriere eines Pferdes, und die Belohnung für eine außergewöhnliche Leistung einer Trainerin. Erika Mäder hat Up and Away als Siebenjährigen zum, Gruppe-Sieger gemacht. Das ist schon was. Für diesen Fall hatte Walter Molitor der Trainerin im gemeinsamen Urlaub im vergangenen Winter die Perlenkette versprochen. Dass er sein Versprechen so schnell einlösen würde, das hat dann aber auch Erika Mäder überrascht.
Dieser Up and Away. Was ist das nur für ein Pferd. In einer Rangliste, die es nicht gibt, stünde er ganz sicher in den Top10: unter den "Pferden zum Gernhaben" auf Deutschlands Rennbahnen. Gern hat man ihn auch im Krefelder Mäder-Quartier. "Der war schon als Baby bei uns und jetzt wird er bei uns auch Privatier. Der ist nicht mehr verkäuflich."
Angefangen hat es mit Problemen. Einen Start zweijährig konnte man getrost schnell abhaken, Platz sechs am 5. Oktober 1996 war eine ziemliche Ernüchterung. Daraufhin wurde er erst einmal kastriert. Dann passierte zu allem weiteren Überfluss das, was man bei Galoppern am wenigsten gebrauchen kann, eine Verletzung. "Er hatte einen Chip, am Vorderfußwurzelgelenk. Ich habe empfohlen, ihn operieren zu lassen. Wir wussten, dass das ein gutes Pferd ist." Besitzer Walter Molitor war aber eigentlich schon so weit gewesen, den Galopper der Trainerin zu schenken. Die blieb indes ziemlich hartnäckig und hat Molitor überzeugt.
Drei Starts absolvierte Up and Away nach dem Verletzungs-Malheur noch als Dreijähriger, jeweils geritten von Lutz Mäder in seiner letzten Saison als aktiver Jockey. Zweiter in Gelsenkirchen, Dritter in Iffezheim, Sieg in Köln – das war die Bilanz dieser drei Starts. Was folgte, war der vielzitierte Marsch durch die Handicaps. Ein Sieg beim Iffezheimer Frühjahrs-Meeting war zu verbuchen, ein weiterer Treffer in Hannover, dann ein Sieg beim Derby-Meeting in Hamburg. Schließlich noch Siege in Bremen und Dortmund. 74.200 Mark verdiente er anno 1998. Und wer dachte, irgendwann müsse ja mal Schluss sein, der wurde getäuscht. Mit 84.400 Mark legte Up and Away 1999 noch ein Schüppchen drauf, obwohl er sieglos bliebt. Platz zwei in der Europcar-Meile in Köln sorgte für den finanziellen Löwenanteil. 2000 lief es mit dem Gewinnen wieder besser und wieder legte Up and Away finanziell zu: 120.500 Mark verdiente er in der Millennium-Saison. Platz zwei in der Berlin-Brandenburg-Trophy und ein Sieg im Preis von Schlenderhan in Baden-Baden – das waren die Highlights.
Und 2001 legte er erneut zu. Dieses Pferd hat es tatsächlich geschafft, in jedem Jahr mehr zu verdienen. Das macht ihm keiner nach in dieser Form. "Je oller, desto doller", dieser Up and Away. Satte 223.381 Mark hat er in diesem Jahr verdient. Bei sieben Starts hat er vier Rennen gewonnen, war einmal Zweiter und zweimal Dritter. Welch ein treues Pferd. Trotz des Iffezheimer Gruppe-Sieges: die beeindruckendste Vorstellung gab es unter Andrasch Starke in der Kölner Frühjahrs-Meile, bei seinem Saisondebut. Starke saß neben fightenden Jockeykollegen im Sattel von Up and Away wie im Kinosessel und verabschiedete sich wie auf Knopfdruck auf Nimmerwiedersehen: auf und davon, up and away.
Die Karriere dieses außergewöhnlichen Galoppers wird irgendwann enden. Den Rennstall von Erika Mäder verlassen wird er nicht. "Auch mit 19 und 20 und auch mit 25 ist er hoffentlich noch bei uns. Der bleibt hier. Er rennt ohne Strick über den Hof, der frisst wie verrückt, er fühlt sich wohl. Wenn er mich von weitem erblickt, kommt er schon von ganz alleine angetrabt." Die Trainerin reitet das Pferd hin und wieder auch selbst spazieren, verabreicht ihm häufiger einmal eine Ration "Nimm 2", wie sie vor der Siegerehrung in Iffezheim verraten hat. "Unsere Pferde bekommen keine Zuckerstückchen, die kriegen "Nimm 2". Und Up and Away ist immer besonders gierig darauf.