Endlich Nachwuchs im Jockey-Lager

Die Große Woche in Iffezheim, sie war auch die Woche des deutschen Jockey-Nachwuchses. Vier Siege von Benjamin Clös, zwei von Dennis Wesselmann. Das haben die Besucher auf Deutschlands Top-Rennbahn erfreut registriert und es gab auch reichlich Beifall für die Nachwuchs-Jungs im Rennsattel. Vielleicht schafft endlich einmal wieder jemand den Durchbruch. Es wäre wichtig für diesen Sport, dem die Jockeys mehr denn je fehlen.

Benjamin Clös (Foto), Azubi bei Andreas Schütz in Köln. Dennis Wesselmann, Lehrling bei Ralf Suerland, ebenfalls in Köln. Und Andreas Göritz, aktuell noch Amateurreiter mit der Option, Profi zu werden. Das sind neben Cesare Tessarin aktuell die drei Jungs in Deutschland, denen man den Sprung ins kalte Wasser des Jockey-Geschäfts zutrauen kann.

Während Clös und Wesselmann täglich am Stall arbeiten, ist Andreas Göritz noch Schüler. Am 14. September wird er 18. Aber er hat als Reiter bereits 40 Rennen gewonnen. Und der 1 Meter und 75 Zentimeter große und doch nur rund 50 Kilogramm schwere Amateurreiter ist auf dem besten Wege, in diesem Jahr Amateurchampion zu werden. Sein Vorsprung ist fast schon so groß, dass es unwahrscheinlich ist, dass ihn noch jemand einholt. Göritz hat bis jetzt nicht sonderlich viel falsch gemacht in seiner Karriere. Oder nennen wir es besser: bei seiner Nebenbeschäftigung neben der Schule, wo aktuell die 12. Klasse absolviert wird und im Jahr 2003 mit Deutsch, Erdkunde und Sport das Abitur gebaut werden soll.

"Ich möchte schon die Profi-Lizenz einreichen", sagt Göritz, immer besonnen und zurückhaltend, zu seinen Zukunftsplänen. "Ich werde das aber wohl nur im Zweitberuf machen. Was mein Hauptberuf wird, darüber habe ich heute noch keine feste Vorstellung." Dass er noch auf ein anderes Pferd als die Pferde setzt, ist nur zu verständlich. Schließlich ist er eigentlich zu groß. "Aber im letzten dreiviertel Jahr ist da nichts mehr passiert", sagt er, "gewachsen bin ich nicht." Und nur unwesentlich schwerer geworden ist er. Am 4. Juli 1999 hat Andreas Göritz sein erstes Rennen gewonnen. Als in Hamburg Belenus das Derby gewann, siegte Göritz auf der Sandpiste in Karlsruhe-Knielingen mit Lady Tea. Der erste Sieg, immer ein Besonderer. In Iffezheim war er bei der Großen Woche mit Bear King in einem Ausgleich I Zweiter. Schon außergewöhnlich, dass man ihn in einem solchen Rennen, in dem es keine Gewichtserlaubnis gibt, reiten lässt. Einen Schüler. Aber im Ziel war er Zweiter. Und deshalb war es richtig, dass er geritten hat.

Benjamin Clös und Dennis Wesselmann haben die ersten Erfolgserlebnisse in Iffezheim schon hinter sich. Clös (17) kommt aus Marburg, irgendwann zog es ihn dahin, wo die Musik spielt im deutschen Turf. Nach Köln. An den Ort, wo in Zukunft hoffentlich der Nachwuchsstall (eine Initiative von Ex-Jockey Manfred Hofer und Trainer Ralf Suerland) hoffentlich bald Realität wird.

Den Erfolgen zum Trotz: es heisst, auf dem Boden zu bleiben. Es heisst, weiter zu lernen. Mit jedem Ritt lernt man hinzu. Bei Niederlagen viel mehr als bei Siegen. Andrasch Starke, Championjockey, hat das bei einem Interview mit dem Badischen Tagblatt am Montag nach der Großen Woche deutlich gesagt: "Es ist schon richtig, dass der Nachwuchs diese Chancen erhält. Und ich verstehe es, wenn die Trainer es ausnutzen wollen, wenn ein Pferd mit einem der beiden im Sattel 4 oder 5 Kilo weniger tragen muss als mit einem Jockey. Das Problem ist: aktuell sieht es gut aus, aber die Zeit der Bewährung kommt noch. Meistens sitzen die beiden auf Pferden, die ohnehin schon zum Sieg stehen und wenn man die Gewichtserlaubnis noch herunter rechnet, kann oft gar nichts mehr passieren. Von der Taktik her sehen die meisten Siege gleich aus: von der Spitze oder von zweiter oder dritter Stelle aus zu gewinnen. Was fehlt, ist später die Rennpraxis, die taktische Erfahrung auch in anderen Rennsituationen. Und die ist für die weitere Entwicklung enorm wichtig."

Der große Hein Bollow hat bei der Hamburger Derbywoche ein Plädoyer für den Nachwuchs gehalten, als er beim Holsten-Talk von Klaus Göntzsche interviewt wurde: "Und wenn junge Männer da sind, die leicht sind und sportliche Interessen haben, die sollten sich melden. Es ist ein Beruf, in dem heute viel mehr verdient wird als wir verdient haben. Wir haben nie schlecht verdient, aber heute: nehmen Sie mal so einen Suborics oder Andrasch Starke, die eine Gewinnsumme mit den Pferden von fünf Millionen im Jahr erzielen, das sind enorme Prozente und Gehälter. Ich kann nur jedem empfehlen: werdet Jockey, wenn Ihr dafür Talent habt." Die Siege von Clös, Wesselmann und Göritz, sie müssen auch Hein Bollow besonders gefallen haben.

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