Schiergens Warten auf den Derbysieg

Als Jockey war Peter Schiergen im Rennen um das Blaue Band nicht weniger als drei Mal Zweiter: mit Natiello, Monsun und Surako landete Schiergen in Horn zwar auf dem Treppchen, aber nicht auf der Champagner-Stufe mit der großen Eins. Auch als Trainer glückte bisher kein Derbysieg. Nicht mit Tiger Hill und auch nicht mit Sumitas. Das soll bald anders sein, das Derby die Tröphäen-Sammlung des Jockey-Europarekordlers bereichern. Boreal, Iberus und vielleicht Wellington Hall bilden Schiergens Troika im Rennen des Jahres.

Es ist nicht nur das Rennen des Jahres. "Das Derby ist das verrückteste Rennen des Jahres". Der Spruch stammt aus dem Munde von Heinz Jentzsch, Schiergens Vorgänger als Chef am legendären Asterblüte-Rennstall in Köln-Weidenpesch. Der Mann muss es wissen, schließlich hat er Jahrzehnte dieses Sports geprägt und nicht weniger als acht Derbys selbst gewonnen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg für Peter Schiergen. Wenn doch wenigstens das erste Derby schon gewonnen wäre. Im Ausland hat er das geschafft. In der Schweiz siegte er als Jockey mit Solon, in Österreich schnappte sich Damiano für den Trainer Schiergen das Derby. So ganz "derbyfrei" ist Schiergens Erfolgssammlung dann doch nicht.

Er war nah dran an einem Derbysieg in Hamburg. Mit Natiello bugsierte er sensationell einen 454:10-Außenseiter auf Platz zwei im Derby 1992, geschlagen wurde das Team nur von Pik König. Ein Jahr darauf ritt Schiergen Monsun, scheiterte nur an einem Lando, der endlich wieder seine alte Form zeigte. Und auch 1996 wurde der Jockey, der zu seiner Zeit die Titel hamsterte wie heute Andrasch Starke, nur von einem Star geschlagen. Mit Surako gegen Lavirco zu verlieren, das war schon alles andere als eine Schande. Dreimal Zweiter als Jockey: es gibt Schlimmeres, aber eine Stufe mehr auf dem Dreierpodest der Erfolgreichen wird immer gerne genommen.

Als Trainer standen die Vorzeichen scheinbar gut für den Kölner Coach. 1998, gleich in seinem ersten Jahr als Trainer, hat er Tiger Hill an den Start geschickt. Doch es sollte nicht sein. 31:10 notierte der Hengst am Toto, war der Star des Feldes. Und wurde genau Zehnter. Eine alte Regel hat sich bestätigt. "Das Derby gewinnt nicht das beste Pferd, sondern das glücklichste." Robertico war "Mister Lucky" war an diesem Tag, an dem in Horn der Rasen ein Moor aus Matsch war. Der Beste des Jahrgangs war der Tiger. Keiner konnte ihm von der Klasse auch nur annähernd das Wasser reichen. Nur eben an diesem verflixten 5. Juli 1998 lief alles schief.

Favorit Nummer zwei sattelte Peter Schiergen nur ein Jahr später, für den gleichen Besitzer. Georg von Ullmanns Sumitas startete als 43:10-Favorit, es reichte zum fünften Platz. So recht hat Sumitas nicht mehr seine Form zurückgefunden, in der er die ersten fünf Rennen seiner Laufbahn am Stück gewonnen hatte. Mit den Außenseitern Indian Ruby, Quezon City und Adronikus konnte Schiergen das Derby im letzten Jahr gar nicht gewinnen, das wäre gegen Samum einer Sensation gleichgekommen.

Jetzt nimmt er einen erneuten Anlauf. Und das aus einer neuen Position. Schiergen sattelt nicht den heissen Favoriten, und er sattelt nicht die krassen Außenseiter. Boreal, Dritter in der Kölner Union, und Iberus, Dritter des Italienischen Derbys, zählen für das Blaue Band zur, wie man es gerne nennt, erweiterten Favoritengruppe. Den Derbysieg erwartet von Peter Schiergen in diesem Jahr gegen eine Konkurrenz der Marke Sabiango niemand. Ein gutes Abschneiden der Pferde schon. Und je weiter die Galopper aus dem Asterblüte-Stall vorne landen, desto besser wird die Stimmung.

Schiergen ist zuversichtlich, hat die Vorbereitung der Pferde für den Tag X fast abgeschlossen. Wenn die Startboxen um 17 Uhr am ersten Juli-Sonntag aufspringen, kann er nicht mehr viel machen. Er kann auf der Tribüne sein Fernglas in die Hand nehmen und wie 50.000 andere Leute auf ein Feld von 20 Pferden starren. Und darauf hoffen, dass der unvergleichliche Manfred Chapman nach 2 Minuten und knapp 30 Sekunden möglichst häufig den Namen Iberus oder Boreal in den Mund nimmt, wenn er den Derbysieger erkannt hat.

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