Dubai Millennium – Ein Wunder sagt Good Bye

Es gibt nicht viele Dinge, die sich im Rennsport planen und vorhersehen lassen. Noch weniger, wenn es sich um eine der größten Ambition der Galopperwelt handelt. Den Gewinn des höchstdotierten Rennens der Erde, den Sieg im Dubai World Cup. Und doch hat es ein Mann geschafft, Rennsport auf eine Art und Weise zu planen. Er hatte den richtigen Riecher, das richtige Pferd und den passenden Namen.

Nicht oft erblicken Talente, deren Können an überirdisches Phänomen grenzt, das Licht der Welt. Tagein, tagaus, 365 Tage im Jahr machen sich Menschen Gedanken, kombinieren züchterische Linien, entwickeln Ideen und paaren Top-Leistung vergangener Tage. Alle sind auf der Suche. Auf der Suche nach dem perfekten Rennpferd.

Wer hätte im Jahre 1995, es war ein heißer Tag in Kentucky, als der Hengst Seeking The Gold die Stute Colorado Dancer deckte, gedacht, dass das Aufeinandertreffen dieser zwei Pferde ein solch spektakuläres Resultat erbringen würde? Ein Resultat, das sich nicht nach einer Theorie planen läßt und von welchem jeder Züchter träumt, wenn er in den Gene-Pool greift. Es sind Umstände, Zufälle, es sind Tage an denen Mutter Natur ihr bestes gibt, Tage an denen Phar Laps, Northern Dancers, Acatenangos oder eben ein Dubai Millennium gezeugt wird.

Am 20. März des folgenden Jahres erblickte das Resultat eines solchen Tages das Licht der Welt. Ein dunkelbrauner Hengst wurde geboren – sein Name war Yaazer. Schon im Kindesalter zeigte der Hengst Talent, machte bei seinem ersten Trainer David Loder in Newmarket auf sich aufmerksam. So sehr, daß sich dieser sicher war, daß er einer der Stars des angehenden Millenniums werden würde.

Yaazer hörte nicht länger auf den Namen Yaazer, er hieß nun Dubai Millennium. Der Name, der zu seinem Talent gehörte. Umbenannt von Scheich Mohammed, der auf der Suche nach einem Pferd gewesen war, welches sein Land im neuen Jahrtausend würdig vertreten würde. Eine Geschichte, wie man sie sich besser nicht hätte ausdenken können.

Am 28. Oktober des Jahres 1998 gab jener Dubai Millennium seinen Rennbahneinstand. Mit fünf Längen "vernichtete" er seine Gegnerschaft, wie das Fachblatt Racing Post am nächsten Tag zu berichten wußte. Aus fünf Längen hätten an jenem Oktobertag in Yarmouth auch locker zehn werden können, hätte es Jockey Frankie Dettori nur gewollt. Nach seinem Rennbahneinstand mußten sich die Turffans ein halbes Jahr gedulden, den edlen Vollblüter wieder in Aktion zu sehen. In Doncaster startet er mit einem 9 Längen-Sieg in seine Dreijährigen-Saison. Auf der Bahn von Goodwood folgte der erste Treffer auf Listenebene, dreieinhalb Längen trennten ihn von seinen Verfolgern. Drei Rennen hatte Dubai Millennium mit einer Summe von fast 20 Längen Vorsprung für sich entschieden, so die Bilanz vor Englands wichtigster Prüfung.

Hengstigkeit verhinderte im englischen Derby mehr als einen neunten Platz. Es war eine bittere Niederlage. Es sollte die einzige bleiben, die einzige des Galoppers auf einer Rennbahn. Was folgten, waren 6 Siege, 4 davon im Turf-Olymp auf Gruppe I-Parkett und eine Gewinnsumme von über 9 Millionen Mark.

Nach jener Derbypleite, über die Distanz von 2400 Meter lief er fortan nie mehr, ließ der Vollblüter zwei Siege in Frankreich folgen. Drei Längen Vorsprung in Maisons-Laffitte auf Gruppe III-Level und zweieinhalb in einem Gruppe I-Rennen in Deauville. Mit dem Erfolg in den Queen Elizabeth Stakes in Ascot beendete Dubai Millennium die Saison 1999, um im Folgejahr zu seinem größten Schlag auszuholen.

Es war der 2. März des Jahres 2000, des Millennium-Jahres. Aufgalopp für den Tag X. Aufgalopp in Dubai, auf der Rennbahn Nad Als Sheba in einem Listenrennen. Überlegen in Bahnrekord, so der Richterspruch. Bahnrekord für Dubai Millennium, und das über eine Distanz, auf welcher Pferde wie Cigar, Singspiel oder Silver Charm in Topform den World Cup eroberten. Es war mehr als nur ein Fingerzeig an jenem 2. März. 23 Tage später folgte die eindrucksvollste Vorstellung der jüngsten Turfgeschichte. Es war soweit. Die Prophezeiung sollte wahr werden. Der Traum, der in Newmarket mit einer Umtaufe begonnen hatte, sollte in Erfüllung gehen.

In Dubai, im Millenniumjahr, wurde Dubai Millennium mit sechs Längen Vorsprung der eindrucksvollste Sieger in der Geschichte des Dubai World Cup, ließ internationale Spitzenpferde zu Statisten werden. Und das erneut mit einem neuen Bahnrekord. Frankie Dettori spricht von der besten Vorstellung eines Rennpferdes, bei der er je im Sattel saß.

Dettori sollte auf dem Sand von Nad Al Sheba das letzte Mal im Sattel von Dubai Millennium gesessen haben. Die Verletzungen nach seinem Flugzeugabsturz hinderten ihn an einem Auftritt in Royal Ascot, als sich Dubai Millennium am 21. Juni die Prince of Wales´s Stakes sicherte. Mit 8 Längen vor dem deutschen Hengst Sumitas, der wie seine Mitstreiter zwar dasselbe Rennen bestritt, aber nie in der selben Liga galoppierte.

Es sollte Dubai Millenniums letztes Rennen sein. Am 21. Juni verabschiedete sich der Hengst von der internationalen Galoppbühne. Zu diesem Zeitpunkt konnte das noch niemand ahnen. Nach dem Rennen in Ascot war klar, daß es sich um ein Überpferd handelte. Scheich Mohammed, wichtigster Galopper-Besitzer weltweit, bezeichnete ihn als derzeit bestes Rennpferd, und als den Besten den er je besessen habe. Neben Dubai Millennium hatte ein gewisser Montjeu durch Siege im irischen Derby und dem Prix de l‘ Arc de Triomphe auf sich aufmerksam gemacht. In Fachkreisen fachsimpelte man, wer denn der bessere sein. Scheich Mohammed wollte es genau wissen, wollte die Pferde gegeneinander laufen lassen. Nur diese beiden gegeneinander. Dubai Millennium gegen Montjeu, und das um 12 Mio. Mark. Zu diesem Rennen, zum Showdown der Stars, sollte es nicht mehr kommen, das Schicksal verhinderte es.

Dann das Desaster, die Horror-Nachricht aus Newmarket. Bei der Morgenarbeit am 5. August zog sich Dubai Millennium einen Beinbruch zu. In einer stundenlangen Operation rettete man den Hengst. Überführte ihn ins Darley Stud, um seine Deckhengstqualitäten zu fordern.

Nur 82 Stuten wurde diese Ehre zu teil. 100 Pferdedamen waren zu einer Taxe jenseits der 300.000 DM gekommen, um sich von dem Hengst decken zu lassen. Doch Mutter Natur zeigte sich von der anderen Seite, zeigte ihr anderes Gesicht. Dubai Millennium erkrankte, kämpfte und verlor. Er verlor den Kampf gegen die Graskrankheit, und verstarb am 29. April des Jahres 2001. Genau 400 Tage, nachdem er den Dubai World Cup gewonnen hatte. 400 Tage nach dem Erfolg, den noch nachfolgende Generationen bestaunen werden. 82 Stuten deckte Dubai Millennium – die Hoffnung bleibt, dass seine Kinder einen Hauch Klasse ihres Vaters haben.

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