Japan: Dominieren bei der 25. Auflage die Gastgeber?

Rasend schnell vergeht die Zeit. Zehn Jahre sind es bereits her, da sorgte Gestüt Ittlingens Lando für einen der größten Momente in der Geschichte des deutschen Galopprennsports. Dem von Heinz Jentzsch trainierten und von Michael Roberts gerittenen Hengst gelang etwas, das man gemeinhin für unmöglich gehalten hatte. Lando gewann den Japan Cup, eines der wertvollsten und bedeutendsten Rennen der Welt.

Wenn am Sonntagmorgen deutscher Winterzeit in Tokio die 25. Auflage des mit 476 Millionen Yen (4,533 Millionen US-Dollar), von denen allein der Sieger 250 Millionen Yen erhält, über die Bühne geht, dann glänzt Deutschland mit Abwesenheit. Ohnehin ist der internationale Charakter des prestigeträchtigen Rennens in diesem Jahr nicht so groß wie gewohnt. Neben dem Gastgeberland sind mit England, Frankreich und den USA nur drei weitere Nationen im 18-köpfigen Feld vertreten.

Es sieht alles danach aus, als sollte Japan seine Dominanz in diesem vorletzten Rennen der World Series Racing Championship 2005 ausbauen. Der fünfjährige Zenno Rob Roy versucht, seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen, könnte als erster das Doppel schaffen. Sicherlich wird die Favoritenrolle an ihn gehen, auch wenn er im Autumn Emperor´s Cup am 30. Oktober knapp am Sieg vorbeischrammte. Vor zwölf Monaten saß der Franzose Olvier Peslier im Sattel, diesmal ist er zum ersten Mal in Tokio, aber zum dritten Mal insgesamt dem Amerikaner Kent Desormeaux anvertraut.

Auch sein Vorgänger im Japan Cup, Tap Dance City, unternimmt nun als Achtjähriger einen neuen Anlauf. Auch wenn er im Emperor´s Cup über den neunten Platz nicht hinauskam, gilt er als Endkampfkandidat.

Beste Chancen besitzen auch Heart´s Cry (mit dem Franzosen Christophe-Patrice Lemaire, der eine vorübergehende Japan-Lizenz besitzt), der Sechste aus dem bereits angesprochenen Rennen, und der damalige Sieger heavenly Romance. Nicht unterschätzen sollte man Admire Japan, den Zweiten zu Superstar Deep Impact im Kikuka Sho und hoffnungsvollen Vertreter des Dreijährigen-Jahrgangs.

Die europäischen Vertreter sind bestens bekannt. Es stellt sich natürlich die Frage, wie sie mit dem harten Boden in Japan zurechtkommen. 2004-Arc-Sieger Bago, in diesem Jahr in dem Pariser Monstre-Rennen als Dritter noch vor Shirocco, anschließend Vierter zu dem Ullmann-Crack im Breeders´ Cup Turf, wird von Jonathan Pease aus Frankreich geschickt, absolviert seinen letzten Karrierestart, bevor er in Japan ins Gestüt gehen wird.

Selbstverständlich sitzt Thierry Gillet im Sattel des Niarchos-Vertreters. „Bago bevorzugt abgetrocknetes Geläuf, das er hier vorfindet“, meint Racingmanager Alan Cooper. Auch wenn er 2005 noch ohne Sieg geblieben ist und Arc-Sieger hier meist nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben (Helissio war 1996 immerhin Dritter), wird der Hengst stark beachtet werden müssen.

Geringer werden die Chancen des von Clive Brittain trainierten Warrsan angesehen. Der Globetrotter erreichte vor zwölf Monaten nur Platz fünfzehn. Zwar holte er sich in Iffezheim den Großen Volkswagen Preis von Baden, doch war anschließend im Arc als Achter nicht viel von ihm zu sehen. Nun steuert Jamie Spencer den Hengst.

Besser sieht es für Ouija Board aus, die für Trainer Ed Dunlop mit Kieren Fallon im Sattel als in diesem Jahr noch wenig geprüftes Pferd antritt. zwar verfehlte Lord Derbys Klassestute im Breeders´ Cup Filly & Mare Turf als Zweitplatzierte die Titelverteidigung, aber das dürfte ihr keinen Zacken aus der Krone gebrochen haben.

Mit Frankie Dettori, der 2002 mit dem Japan Cup und dem Japan Cup Dirt sogar ein großartiges Doppel schaffte, als die Rennen in Nakayama ausgetragen wurden, greift Alkaased aus dem Stall von Luca Cumani an. Mit dem Grand Prix de Saint-Cloud brachte er 2005 bereits ein Gruppe I-Rennen auf sein Konto, musste allerdings kurzfristig auf Starts im Arc und Breeders´ Cup verzichten. Ihm könnte das abgetrocknete Geläuf entgegenkommen.

Das gilt auch für den Amerikaner Better Talk Now (mit Ramon Dominguez), der 2004 den Breeders´ Cup Turf gewann und in dieser Saison für Coach Graham Motion u.a. in den Man O´War Stakes auf höchster Ebene triumphierte. Der sechsjährige Wallach soll sich nach seinem sechsten Rang zu Shirocco in Belmont Park weiter gesteigert haben. Sein Landsmann King´s Drama reist mit der Empfehlung eines Sieges Im Red Smith Handicap am 12. November in Aqueduct an.

Bereits am Samstag bekommen die Besucher mit dem Japan Cup Dirt ein großes Sand-Spektakel geboten, in dem in der Vergangenheit auch mehrfach deutsche Pferde am Start waren, was diesmal allerdings nicht der Fall ist. Der Engländer Eccentric mit Darryll Holland tritt als einziger Europäer gegen den Amerikaner Lava Man sowie die japanische Übermacht an.

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