STORY WULFF

Eigentlich kennt sich der Mann überhaupt nicht aus. Seine rennsportlichen Erfahrungen beschränken sich auf den Besuch der Provinzrennbahn in Schwanewede, allerdings in jugendlichem Alter, nach Baden-Baden ist er letztes Jahr einen Tag zur “Großen Woche” gefahren, unlängst zum Gruppe-Rennen nach Bremen. Auf der Rennbahn in Hamburg-Horn war er noch nicht ein einziges Mal, zumindest hat er dort noch keine Rennen gesehen. Und doch soll Volker Wulff, 48, mit seiner Agentur En Garde bei der diesjährigen Derby-Woche in vorderer Linie tätig sein. Soll zuständig sein für den gesamten Eventbereich, “für alles außer den Sport und die Wetten”, umschreibt er seinen Aufgabenbereich.

Und vielleicht liegt in seiner Unkenntnis sogar eine Chance. “Ich hatte den Eindruck, dass es dem Vorstand des Renn-Clubs sogar ganz recht ist, wenn einer von außen einmal neue Ideen in die Sache hereinbringt”, sagt er.

Wir sitzen im Jürgenshof, einem zur Mittagszeit erstaunlich gut besuchten Restaurant im Dunstkreis des Bremer Weserstadions. Volker Wulff ist mit einem Kombi mit sechsstelliger Kilometerzahl vorgefahren, die ersichtlich in kurzer Zeit zusammengekommen sind. Die Anreise war nicht lang, seine Agentur sitzt in Hagen, im Norden Bremens. 1992 gegründet, Wulff hatte zuvor Landwirtschaft studiert, hatte im elterlichen Betrieb gearbeitet, dann zusammen mit Kaspar Funke die Agentur Escon, die Reitturniere vermarktet, aus der Taufe gehoben.

Nach fünf Jahren trennten sich die Wege, Wulff eröffnete sein eigenes Geschäft, tat im Grunde das, was er vorher getan hatte: Sportveranstaltungen organisieren. “Das war zu Anfang nicht ganz einfach”, erinnert er sich, “wir waren ja neu auf dem Markt. Wir mussten uns über kleinere Veranstaltungen hocharbeiten.” Rudern, Volleyball, auf Messen war man, das Kerngeschäft aber blieb der Turniersport, das ist es heute ausschließlich. Die Turniere in Leipzig und in München hat er quasi selbst erfunden, seit 2000 macht er das Spring-Derby in Klein-Flottbek, auf eine eigene Rechnung, anerkannt erfolgreich.

En Garde kümmert sich um alles, vom Ticketverkauf bis zum Abspielen der Nationalhymne, um die Hindernisse, um die Unterbringung der Reiter. Wenn etwas über Volker Wulff in den Medien steht, dann fungiert er unter “Derby-Chef”, und wenn er nach seiner offiziellen Bezeichnung gefragt wird, dann zuckt er nur die Achseln, er ist es wohl auch.

Im Juli 2004 gab es einen Anruf von Dr. Andreas Jacobs, ob er sich denn vorstellen könne, das Derby in Horn zu vermarkten. “Ich kannte ihn persönlich nicht”, sagt Wulff, “natürlich Albert Darboven, der hatte in Flottbek schon einmal etwas gemacht, auch Burkhard Wahler, der Bruder von Eugen Andreas Wahler, war mir aus dem Turniersport bekannt.”

Ende letzten Jahres kam man sich endgültig näher, “allerdings haben wir bis heute keinen offiziellen Vertrag”, sagt Wulff am Dienstag, “aber das wird schon laufen, wir sind uns einig, in jedem Fall auch nicht nur für ein Jahr, sondern für eine längere Zeit.”

Es waren in der Vergangenheit nervige Wochen für den Hamburger Renn-Club, “es gab sehr viel Unruhe im Vorfeld”, stellte der zunächst noch außen stehende Wulff fest. Er ist relativ schnell zu einer Erkenntnis gekommen, die im Grunde jeder gewinnen konnte: “Die Veranstaltung ist nicht schlecht, sie ist auch nicht schlecht vermarktet worden, denn sie ist keineswegs ins Unendliche zu steigern. Nur: Die Veranstaltung hatte schlechte Zahlen.” Weil, was längst kein Geheimnis ist, in Hamburg mehr Geld ausgegeben wurde, als in der Kasse war.

Das lag sicher nicht an den mangelnden Sponsorengeldern. “Wir können uns mindestens auf das einstellen, was wir im letzten Jahr hatten”, sagt Wulff, “natürlich gab es einige Sponsoren, die sehr skeptisch waren, angesichts der anderen Gesprächspartner von Seiten des Renn-Clubs. Andere haben aber auch gesagt, nicht schlecht, dass es etwas Neues gibt, wir waren mit dem einen oder anderen nicht so zufrieden.”

Selbst hat En Garde noch nicht viel für die Meetings tun können, “einige wenige kleinere Sponsoren haben wir gewonnen”, heißt es, der Vorteil in Horn ist natürlich, dass der Vorstand in diese Thematik eingebunden ist, auf einen bewährten Pool zurückgegriffen werden konnte. Und ganz wichtig war, dass die großen Partner weiter mit im Boot sind. Außer Jungheinrich, doch das war schon vorher klar, dass das Unternehmen in diesem Jahr nichts mehr macht. Gut, Holsten hat etwas abgespeckt, Toto-Lotto konnte aber erfreulicherweise reanimiert werden.”

Das Rad neu erfinden, das konnte Wulff natürlich nicht, zudem galt es zunächst einmal, die Wogen zu glätten, denn dass das Krisenmanagement des Renn-Clubs letzten Sommer alles andere als optimal war, das ist zu jedem Hamburger durchgedrungen, der in jenen Tagen die Lokalzeitungen gelesen hat.

Doch über Vergangenes möchte er sich nicht äußern, nur, dass es positive Gespräche mit Franz-Günther von Gaertner und Günther Gudert (“Er betont sehr, dass er mit uns keine Probleme hat”) gab und es nicht die geringsten Ressentiments mit der abgelösten Geschäftsführung gibt. Schließlich vertritt Gudert auch pferdewetten.de, den Sponsor der “Diana”, da hat man zwangsläufig miteinander zu tun.

Die komplette Story lesen Sie in der Sport-Welt

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
Sa., 30.08. Baden-Baden
So., 31.08. Baden-Baden
Mi., 03.09. Baden-Baden
Sa., 06.09. Baden-Baden
So., 07.09. Baden-Baden, Quakenbrück
Galopprennen in Frankreich
Mo., 25.08. Moulins, Clairefontaine
Di., 26.08. Deauville
Mi., 27.08. Clairefontaine, Vittel
Do., 28.08. Deauville
Fr., 29.08. La Teste, Saint-Malo
Sa., 30.08. Deauville, Tarbes