Japan Cup: ohne deutsche Beteilung, aber Top-Qualit

Wer vor acht Jahren die Tagesschau einschaltete, wurde Zeuge einer absoluten Sternstunde des deutschen Galopprennsports. Gestüt Ittlingens Lando (seither gewinnreichstes Pferd in hiesigen Rennställen) hatte sensationell mit Michael Roberts für Trainer Heinz Jentzsch den Japan Cup gewonnen.

Ein bis dato unvorstellbares Ergebnis und trotz zahlreicher wichtiger Treffer in internationalen Prestige-Rennen einer der absoluten Big Points für unsere Zucht.

Dieses Ereignis ist lange her, und in Abwesenheit von Paolini, der gezielt auf den Hong Kong Cup vorbereitet wird, scheint derzeit kein deutsches Pferd auch nur entfernt das Format für solch ein Rennen zu besitzen.

Damit geht der elfte Lauf der World Series Racing Championship, die seit dem Fehlen der TV-Bilder über Premiere in Deutschland außer während Baden-Baden nur noch am Rande wahrgenommen wird, erneut ohne deutsche Beteiligung ab.

Der Qualität des 23. Japan Cups, diesmal wieder über 2400 Meter und in Tokio, kann das jedoch nicht den geringsten Abbruch tun.

Selbst wenn auch Falbrav, der Vorjahressieger mit Lanfranco Dettori, durch Abwesenheit glänzt, sein letztes Rennen der Karriere gegen Paolini im Hong Kong Cup bestreitet.

18 Pferde werden in dieser Gruppe I-Prüfung um sage und schreibe 476 Millionen Yen kämpfen – das sind rund 3,8 Millionen Euro. Bis zum Achtplatzierten winken Prämien.

Einmal mehr sind die Japaner mit neun Kandidaten sehr stark vertreten, vier Teilnehmer kommen aus den USA, drei aus Frankreich und einer aus England.

Angeführt wird das europäische Aufgebot von Islington, der von Sir Michael Stoute vorbereiteten Weinstock-Klassestute. Erneut sitzt Kieren Fallon im Sattel der frischgekürten Breeders´ Cup Fillies & Mare-Siegerin.

Islingtons Betreuer Sir Michael Stoute bezeichnet ihr Laufen in den Irish Champion Stakes als bisher beste Form, auch wenn sie dort nur Dritte wurde, doch landeten lediglich High Chaparral und Falbrav vor ihr. Den zu erwartenden abgetrockneten Boden sieht er nicht als Problem an.

Nach den Trainingseindrücken scheint Islington weiter auf dem absoluten Zenit zu sein. Man möchte sie im Feld verstecken, zumal ein Rennen wie der Japan Cup selten von der Spitze aus gewonnen wird. Startnummer 14 scheint allerdings nicht optimal.

Beste Möglichkeiten dürfte auch der von Eric Libaud in Frankreich trainierte Ange Gabriel (Foto, Thierry Jarnet) besitzen. Der auch international hochdekorierte Hengst (Sieger in der letztjährigen Hong Kong Vase) avancierte nach Triumphen im Grand Prix de Saint-Cloud (Gruppe I) und Prix Foy (Gruppe II) zum Mitfavoriten für den Prix de l´Arc de Triomphe.

Der schwere Boden machte dem im Besitz der Familie Devin stehenden Hengst allerdings einen dicken Strich durch die Rechnung. In Tokio dürfte der Untergrund weitaus vorteilhafter für den Kaldounevees-Sohn sein.

„Er ist in sehr guter Verfassung“, heißt es aus seinem Umfeld. Am Mittwoch ging er eine vielversprechende Finalarbeit. Startnummer neun wurde ihm zugelost.

Frankreichs Hoffnungen ruhen außerdem auf der von Philippe Demercastel vorbereiteten Ana Marie (Christophe Lemaire). Allerdings enttäuschte die Zweite aus den Nassau Stakes (Gruppe I) bei ihren letzten beiden Auftritten.

Sowohl im Prix de l´Opera am Arc-Tag in Longchamp (Fünfte), als auch bei einer Generalprobe in Japan (Achte) hatte man der Anabaa-Tochter wesentlich mehr zugetraut.

Australien setzt auf Fields Of Omagh (Steven King), einem sechsjährigen Wallach, der schon 26 Starts absolviert hat. Wichtigster seiner zehn Siege war der Coup in der Cox Plate (Gruppe I), ebenfalls einem Rennen der World Series.

Nach seinem zweiten Platz in 2002 peilt erneut Sarafan (Victor Espinoza) den Japan Cup an. Neil Drysdale hat den Tanaka-Crack (neun Siege bei 34 Starts) wieder gezielt auf diese Aufgabe präpariert.

Die größte amerikanische Hoffnung könnte allerdings der vierjährige Gone West-Sohn Johar sein, den Richard Mandella mit Alex Solis ins Rennen schickt. Keinen Geringeren als High Chaparral erreichte er noch im Breeders´ Cup Turf, endete in totem Rennen mit dem Tabor-Ass und war dabei noch knapp vor Falbrav.

Durch eine Infektion war Johars Bein zwei Tage leicht angeschwollen, doch soll das inzwischen kein Thema mehr sein.

Robert Frankel baut auf Denon (Corey Nakatani), sechsfacher Sieger bei 19 Versuchen, der als Dritter in den Man O´War Stakes noch einen Platz hinter dem ebenfalls nach Tokio entsandten Slew Valley (Jorge Chavev reitet für Gary Sciacca) einkam, beide ließen u.a. den Fährhofer Sabiango hinter sich.

Bleiben neun Vertreter des Gastgeberlandes, das sich traditionell in diesem Rennen bestens schlägt. Als Dritter der ausgesprochen engen 2002-Entscheidung ist Symboli Kris S noch in bester Erinnerung.

Drei Gruppe I-Treffer hat der vierjährige Hengst aus dem Stall von Kazuo Fujisawa schon auf seinem Konto, könnte erneut unter dem französischen Starjockey Olivier Peslier eine tragende Rolle spielen.

Die anderen Japaner, auch wenn die Rennen uns als Europäern natürlich wenig sagen: Active Bio (Koshiro Take/Hiroki Sakiyama), Derby Regno (Hideaki Miyuki/Shigetada Takahashi), Neo Universe (Mirco Demuro/Tsutomu Setoguchi), Sakura President (Yutaka Take/Futoshi Kojima), Sunrise Pegasus (Yoshitomi Shibata/Sei Ishizaka), Tap Dance City (Tetsuzo Sato/Shozo Sasaki), That´s The Plenty (Katsumi Ando/Kojiro Hashiguchi), Tsurumaru Boy (Norihiro Yokoyama/Kojiro Hashiguchi).

Zu sehen bekommen werden die deutschen Turffans das Rennen aller Voraussicht nach nicht, zumindest nicht live. Bereits am Samstag steigt in Tokio der Japan Cup Dirt, in dem die Europäer durch Abwesenheit glänzen, sich nur zwei Amerikaner auf Sand den Japanern in den Weg stellen.

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