Das Szenario vor zwölf Monaten war schon ziemlich ungewöhnlich. Extrem aufgeweichtes Geläuf. Es gewann nur, wer es ganz außen, fast schon auf der Sandbahn versuchte. Das ist längst Geschichte, wenn sich am Sonntag die Frage stellt, wer der Nachfolger von Up and Away wird. Der Mäder-Veteran hatte den widrigen Bedingungen damals getrotzt, der Jugend zum wiederholten Male die Eisen gezeigt.
Bei der Neuauflage fehlt er zwar, doch tut das der Besetzung des Großen Preises der Freien Hansestadt Bremen keinerlei Abbruch. Sage und schreibe 15 Kandidaten rücken in der Vahr in die Boxen ein zum mit 50.000 Euro dotierten und über 1600 Meter führenden vorletzten Gruppe-Rennen der Saison 2003 (Frankfurt bildet acht Tage später den Schluss).
Die Favoritenrolle dürfte einmal mehr ein Kandidat in den blauen Biovita-Farben einnehmen. Peppershot, der auch mit weichem Boden keine Probleme hat. unterlag zuletzt in Köln nur seinem Stallgefährten Peppercorn, vertritt mit Trainer Uwe Ostmann und Jockey Andreas Helfenbein das Team der Stunde.
Erfolg ist auch die Devise des Galopp Club Deutschland, wie nach dem Karriereende von Aljaarif nun in erster Linie Capital Secret beweist. Und der sechsjährige Wallach scheint so gut wie nie zuvor, landete in Iffezheim im Preis von Schlenderhan auf Rang drei trotz einiger Gewichtsvorgaben nicht weit hinter Larana, die anschließend auf Gruppe-Level eine ansprechende Figur abgab.
Die Form von Trainer Mario Hofer ist seit Monaten über jeden Zweifel erhaben, in Abwesenheit von Jean-Pierre Carvalho (steuert in Mailand Fleurie Domaine) sitzt nun Marc Timpelan (Foto) im Sattel.
Horeion Directa (Jiri Palik) ist auf diesem Level eine bekannte Größe, hat bei gerade einmal drei Starts aber nicht mehr an die Form vom Jahresdebut angeknüpft. Andreas Löwe, bei dem es ebenfalls äußerst gut läuft, glaubt aber an eine bessere Vorstellung: „Er fühlt sich rundum wohl. Auch das Wetter gefällt ihm. Um diese Jahreszeit war er immer gut auf dem Posten.“
Bei Areias (Andreas Boschert) weiß man spätestens seit dem Frühjahrs-Meeting in Baden, dass er an einem guten Tag auch für so etwas gut genug ist. Sein Betreuer Andreas Trybuhl gewann am Sonntag mit Kirschblüte ein Listenrennen in Köln.
Eine tolle Saison hatte Scapolo (Warren O´Connor), der in der Türkei mit Rang drei seine Form einmal mehr auslief, hier allerdings Höchstgewicht schleppen muss.
Askant (Jozef Bojko) und Berber (Karoly Kerekes) sind als absolute Siegertypen bekannt. Wenn Diego Lother, gebürtiger Argentinier und längst Trainer in Schweden, nach Deutschland kommt, dann sollte man aufpassen. Die Sprinter El Gran Lode, Noble Prize und Barros Luco sind die besten Beispiele. Diesmal bietet er Memorion (Rodrigo Blanco) auf, vorzugsweise auf Sand überzeugte der Vierjährige in seiner neuen Heimat, ist natürlich schwer einzuschätzen. Immerhin: Im September landete er schon einmal deutlich vor dem Recke-Schützling Mr Tango.
Avenir Rubra (mit dem Franzosen Sylvain Maillot) hat schon zwei Listen-Siege auf ihrem Konto, Besitzer Götz Meyer zu Reckendorf hatte fast nur Freude an seiner Dreijährigen, sie allein nimmt die Chance für den Derby-Jahrgang wahr.
Von den übrigen Kandidaten ist am ehesten Kronado (Eduardo Pedroza) zu nennen, der in der Form aus Iffezheim (hinter Peppercorn) gefällt. Trainer Andreas Wöhler: „Er ist in Hoppegarten sehr unglücklich geritten worden, wäre sonst bestimmt Eins-Zwei gewesen. Kronado hat konstant gute Form, ist ein Herbstpferd.“
King´s Regards (Adrie de Vries), Kuk (Andre Best), Blueberry Forest (Wladimir Panov), Whisperer (Peter Heugl) und der Bodenspezialist Sambaprinz (Martin O´Reilly) müssen entweder die Form steigern oder einen Sprung bewältigen, doch ist das gerade um diese Jahreszeit gut möglich.
Eine pralle Zehner-Karte präsentieren die Bremer zum Saisonfinale, darunter ein Ausgleich II und ein tolles Zweijährigen-Rennen.