Es sollte wieder nicht sein. Wieder langte es für Paolini nicht ganz. Wieder war er nicht der Schnellste gewesen. Und doch lieferte der Lando-Sohn auch bei seinem 17. Gruppe I-Start in Folge einen Bombenvorstellung ab, belegte im Audemars Piguet QE II Cup einen guten dritten Rang.
Im ersten Lauf zur World Series Racing Championship 2003 musste sich der Deutsche nur dem japanischen Vorjahressieger Eishin Preston (24,5:10-Favorit) und der frischen Derbysiegerin Elegant Fashion geschlagen geben.
Nach den Ehrenplätzen im Hong Kong Cup und dem Dubai Duty Free belegte Paolini die dritte Platzierung in Folge in einem Millionenrennen.
Mit sage und schreibe 14 Millionen HK-Dollar (1,8 Millionen Euro) war das seit 1975 ausgetragene Rennen auf dem Sha Tin-Track ausgeschrieben, Paolini schnappte sich 1,5 Millionen HK-Dollar dieser Summe, macht damit weiter Jagd auf seinen Vater Lando in der ewigen Galopper-Geldrangliste und dürfte diesen bei der nächsten internationalen Platzierung eingeholt haben.
Doch eigentlich hatte man sich am Sonntagmorgen deutscher Zeit ein wenig mehr erhofft. Denn ganz Turfdeutschland hatte die Daumen gedrückt, hatte dem Globetrotter aus dem Wöhler-Stall nun einmal den ganz großen Coup gegönnt. 33% hatten bei der GaloppOnline-Umfrage mit einem Sieg von Paolini gerechnet.
Doch in einem eher übersichtlich besetzten QE II Cup (Paolini und Eishin Preston waren die einzigen Overseas Runner gewesen, der Südafrikaner Eventuail war noch gestrichen worden) waren zwei Pferde zu stark für das sechsjährige Flagschiff von Carde Ostermann-Richter.
Eishin Preston hatte bereits am Donnerstag die Besucher Hong Kongs bei seiner Abschlussarbeit ins Staunen versetzt, brachte im Vorhaben Titelverteidigung (im Vorjahr siegte er vor Agnes Digital) unter Yuichi Fukunaga nach 2.03.80 Minuten dann 1 3/4 Längen zwischen sich und Elegant Fashion.
‚Wir hatten ein Traumrennen, und er ist auf Gras einfach ein ganz anderes Pferd als auf Sand. Alles ist aufgegangen, und er ist ein wahres Ass‘, so Jockey Yuichi Fukunaga nach dem Sieg.
“Ich glaube nicht, dass viele Hong Kong-Derbysieger den Sprung auf internationales Gruppe I-Level schaffen, aber Elegant Fashion traue ich es zu”, hatte Rennbahnkommentator David Raphael der frischen Derbysiegerin (gewann in Hong Kongs Blauem Band rund 1,7 Mio Euro) unter dem Franzosen Gerald Mosse schon vor dem Rennen erste Chancen attestiert.
Am Ende sprang der Ehrenrang mit einem Hals vor Paolini für die Danewin-Tochter heraus. Rang vier ging an River Dancer vor Red Pepper und Housemaster.
Paolini war zur Mega-Quote von 150-10 (!) (“Ich glaube, Paolinis Odds sind ein Witz. Er dürfte maximal für die Hälfte abgehen‘, meinte David Raphael dazu) an den Start gegangen, wurde wie schon zuletzt in Dubai unterschätzt.
Im Sattel von des unterwegs heftig gehenden Paolini (Platzquote 23:10) zeigte Eduardo Pedroza bei der bisher größten Herausforderung seiner Karriere eine ausgezeichnete Vorstellung, ließ sich auch von der Außenbox nicht beirren.
Pedroza legte einen Mega-Ritt hin, bescherte Paolini einen ähnlichen Trip wie Andreas Suborics im Hong Kong Cup im Dezember. Trozt der Aussenbox erwischte er einen guten Start, marschierte gleich mit ins Vordertreffen. Unterwegs immer in der Spitzengruppe galoppierend, rückte Pedroza bereits im Schlussbogen an die zweite Position und schritt Mitte der Geraden (der Leader baute ab und Paolini musste in Front ziehen) an der Innenseite in bestechender Haltung zum Angriff.
Außen war die Attacke von Eishin Preston dann aber zu stark und auch Elegant Fashion flog noch leicht an Paolini vorbei, der damit auf einem tollen dritten Rang in einem im Ziel eng zusammen liegenden Feld über die Linie kam.
Nach dem Rückzug von Eventuail rückte Paolini in Box 12. Gleiches war vor zwei Jahren mit Silvano geschehen, der auch nach dem Nichtstart eines Pferdes eine Box nach innen in die 12 gerückt war. Ein gutes Omen, wie sich herausstellen sollte.
Und doch langte es nicht ganz, den Sieg aus dem Jahr 2001 von Silvano zu wiederholen. In der Wöhler-Mannschaft (Wöhler sattelte während der letzten sechs International Meetings in Hong Kong fünf mal) zeigte man sich aber auch nach der 2 Längen-Niederlage zufrieden, war wieder einmal stolz auf Paolini, die Geldmaschine des deutschen Turfs!
‚Das Rennen war wieder einmal sehr langsam. Nicht ganz so langsam wie im Dezember, aber noch immer ein wenig zu langsam für Paolini. Er hatte unterwegs eine gute Lage, hatte aber leider keine Anlehnung und hat sich daher nicht richtig beruhigt. Als er in der Geraden vorne war, dachte Paolini er haette genug getan‘, so der Bremer Coach nach dem Rennen.
Der sechsjährige Green Dancer-Sohn Eishin Preston, der neben dem QE II-Doppel auch bereits die Hong Kong Mile in Sha Tin gewann, schraubte seine Gewinnsumme auf nun knapp 8 Millionen Euro.
Wo der ehemalige japanische Champion-Zweijährige als nächstes angreift, war direkt nach dem Rennen nicht zu erfahren. Eigentlich wollte man im nächsten Lauf der World Series in Singapur starten, doch wurde diese Prüfung bekanntlich abgesagt.