Es war ein echter Verhandlungsmarathon am Dienstagnachmittag in den Räumen des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen in der Kölner Rennbahnstraße. Mehrere Berufungsverhandlungen standen an, von denen die der Auszubildenden Katharina Niebecker erwartungsgemäß die längste und auch die interesanteste war. Die Berufung der bei Dr.Andreas Bolte (Foto) beschäftigten Siebzehnjährigen wurde vom Renngericht abgewiesen.
Katharina Niebecker war von der Neusser Rennleitung am 12.Januar nach dem Ritt auf Sir Ivanhoe wegen Nichtwahrnehmung der Gewinnaussichten für vier Wochen die Lizenz entzogen worden. Außerdem reichte die RL die Angelegenheit an den Ordnungsausschuss weiter. Vor beiden Gremien hatte sich Niebecker bei den Befragungen dahingehend geäußert, dass sie von ihrem Trainer die Order bekommen hätte, ihr Pferd auf den letzten Platz zu reiten. Der Ordnungsausschuss verhängte damals einen Lizenzentzug von sechs Monaten. Gegen dieses Urteil hatte Niebecker nun Berufung eingelegt.
Diesmal erklärte die Beschuldigte, dass sie bei der Vernehmung der Rennleitung eine psychische Blockade gehabt hätte und dort nicht die Wahrheit gesagt hätte. Bei der Verhandlung vor dem Ausschuss hätte sie das klarstellen wollen, doch war ihr damals (sie erschein damals ohne Rechtsbeistand) von seiten des Ordnungsausschusses angeraten worden, sich nicht zu äußern, um sich nicht selbst zu belasten.
‚Ich habe von Dr.Bolte nicht die Order bekommen, Letzte zu werden. Was ich vor der Rennleitung gesagt habe, entspricht nicht der Wahrheit‘, hieß es nun von Niebeckers Seite.
Am Strafmaß änderte das nichts. Wegen vorsätzlicher Nichtwahrnehmung der Gewinnaussichten beließ es das Renngericht unter Vorsitz von Dr.Heinz Fassbender bei der vom Ordnungsausschuss verhängten Strafe und wies die Berufung zurück.
Gespannt sein kann man nun auf die Verhandlung am Donnerstag in einer Woche, wenn sich Andreas Bolte vor dem Ordnungsausschuss verantworten muss, der durch die früheren Aussagen seiner Auszubildenden natürlich stark belastet worden ist.
Martin O’Reilly, der gegen seinen Lizenzentzug bis zum 10.7. dieses Jahres Berufung eingelegt hatte, zog diese zurück, nachdem ihm Fassbender klar gemacht hatte, dass diese Berufung zum Scheitern verurteilt sei.
Mehr Erfolg hatten Alessandro Schikora und Karoly Kerekes. Schikora war von der Frankfurter Rennleitung wegen Peitschenmißbrauchs zu drei Tagen, Kerekes von der Münchner RL wegen Behinderungs zu zwei Tagen Sperre verdonnert worden. In beiden Fällen wurden die Entscheidungen zugunsten der betroffenen Jockeys abgeändert.