Zeitungsvorschau Dubai

Vorschau Dubai World Cup
Drei Deutsche im harten Kampf um Wuesten-Dollars
Einn ungewoehnliches Szenario: Zu Wochenbeginn gingen heftige Unwetter ueber Dubai, selten gesehene Regenmengen ergossen sich in dem Wuestenemirat. Doch schon am Mittwoch herrschte das Bild, das jeder Besucher dieser Golf-Region kennt: Strahlender Sonnenschein, azurblauer Himmel und Temperaturen jenseits der 30 Grad auf der Celsius-Skala. Optimale Vorzeichen also fuer ein Ereignis, das im Galopprennsport seinesgleichen sucht – die Veranstaltung um den Dubai World Cup, das mit sechs Millionen US-Dollar hoechstdotierte Rennen auf dem Globus.
Aber nicht nur der erste Lauf der World Series, der Weltmeisterschaft der Galopper, zieht Dubai am Samstag in den Bann aller Turffreunde. Denn neben dem World Cup, der zum siebten Mal auf dem Nad Al Sheba-Kurs ausgetragen wird, locken noch sechs weitere Pruefungen mit exorbitanten Dotierungen (eine davon fuer arabische Vollblueter). Sage und schreibe 15,25 Millionen US-Dollar, das ist die Summe, die ausgeschuetet wird am Tag des grossen Dubai-‚Dollar-Regens‘.
‚Es sind die Olympischen Spiele des Rennsports‘, brachte es Les Benton, der Dubai World Cup-Chairman am Mittwoch bei der Startnummern-Auslosung im Jumeirah Beach Hotel auf einen kurzen Nenner. Widersprechen wird ihm kaum jemand. Voraussichtlich 101 Pferde aus den verschiedensten Flecken der Welt gehen bei der Abendveranstaltung an den Start. Mehr als 600 Medienvertreter begleiten das Event.
Und mit von der Partie sind auch drei Kandidaten aus deutschen Staellen. Zwar nicht im Dubai World Cup, aber dafuer in drei anderen Rennen des Rahmenprogramms. Zwei Vertreter kommen aus dem Quartier von Peter Schiergen (Boreal im Sheema Classic, Zoellner im Dubai Duty Free), Faberger repraesentiert den Stall von Erika Maeder in der Godolphin Mile.
Beginnen wir unsere Vorstellung mit dem amtierenden Derbzsieger Boreal, dem hoffentlich ein besseres Abschneiden vergoennt ist als seiner Schwester Borgia, die 1998 nur Platz acht im damals neunkoepfigen Feld des World Cups erreichte. Wie damals sitzt auch im Sattel von Boreal Kieren Fallon beim Kampf um insgesamt zwei Millionen US-Dollar auf der 2400 Meter-Strecke im Dubai Sheema Classic (Gruppe I).
Peter Schiergen gab sich am Mittwoch zuversichtlich: ‚Beide Pferde, Boreal und Zoellner, haben sehr zufriedenstelend gearbeitet, sind auch bestens gereist. Boreal ging seine Schlussarbeit am Dienstag auf Sand. Natuerlich sind Super-Gegner dabei. Ich waere zufrieden, wenn er Geld mitbringt.‘
Ein kleiner Nachteil koennte die Startnummer sein, denn Boreal bekam die innerste Box (eins) zugelost, was bei einem Speedpferd wie ihm nicht unbedingt guenstig sein muss. ‚Das ist nicht ideal, aber der Reiter wird versuchen, das Beste daraus zu machen‘, erlauterte der Asterbluete-Coach, der seine tolle Fruehform natuerlich gerne auf Dubai uebetragen wuerde. Ammerland-Eigner Dietrich von Betticher kann aus beruflichen Gruenden wahrscheinlich nicht selbst vor Ort sein.
In den Weg stellen sich Boreal 14 Gegner, darunter gleich fuenf Kandidaten aus dem maechtigen Stall von Saeed bin Suroor. Frankie Dettori hat sich Tobougg ausgesucht. Neben dem Arc-Dritten Sagacity verdient der Englaender Naeyef besondere Beachtung. Sein Team entschied sich kurzfristig fuer dieses Rennen und somit gegen einen Start im World Cup. Interessant aus deutscher Warte: King’s Boy sorgt sogar fuer ein inner-deutsches Duell, auch wenn der Sieger der letztjaehrigen Bosphorus-Trophy in Istanbul (fuer den Stall Kings Brothers und Trainer Andreas Woehler) inzwischen fuer saudi-arabische Interesen antritt.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – das koennte die Losung bei dem Bona-Hengst Zoellner sein, der mit Andreas Suborics (direkt aus Hong Kong eingeflogen) das Dubai Duty Free (Gruppe I, zwei Millionen US-Dollar, 1777 m) in Angriff nimmt. ‚Sein Rennen sieht noch schwerer aus als das von Boreal, aber auch Zoellner hat hier einen guten Eindruck hinterlassen‘, gibt sich sein Betreuer Peter Schiergen kaempferisch. Startnummer sieben koennte passen.
Die Gegnerschaft liest sich wie das ‚Who is who‘ auf dieser Strecke: Jim and Tonic, der in einem der packendsten Endkaempfe der juengeren Vergangenheit vor einem Jahr Fairy King Prawn und Sunline bezwang, der Dettori-Ritt Noverre, der Stoute-Schuetzling No Excuse Needed, die franzoesische Klassestute Terre a Terre, das sind nur einige der Siegaspiranten des 16er-Feldes.
Bereits im zweiten Rennen soll die grosse Stunde von Wiesenhof-Bloodstocks Faberger schlagen, der mit Adrie de Vries die Godolphin Mile bestreitet, mit einer Million US-Dollar ausgestattetes Gruppe II-Rennen ueber 1600 Meter. Als Jahresdebutant geht der Hengst in die Partie, zaehlt nach einer durchwachsenen Saison zu den krassen Aussenseitern des 16er-Aufgebots. Erst auf den letzten Druecker hatte Faberger eine Einladung erhalten. Sand ist fuer ihn Neuland, doch hat seine Betreuerin Erika Maeder (wurde erst am Mittwochabend in Dubai erwartet) wiederholt darauf hingewiesen, dass die Dirt-Trainingsleistungen immer grossartig gewesen seien. Mit Startbox 13 erwischte Faberger eine wenig guesntige Ausgangslage.
Auch in der Mile will Saeed bin Suroor offenbar alle Rekorde schlagen, bietet gleich fuenf Starter auf. Die Nummer eins koennte China Visit sein (gewann vor zwei Jahren hier schon das UAE Derby), eines von vielen Top-Engagements des Frankie Dettori, der diesem Abend aeusserst gelassen entgegenblicken kann.
Der Arc-Sieger gegen den japanischen Ueberflieger – Sakhee contra Agnes Digital, allein schon diese Auseinandersetzung verspricht jede Menge Brisanz im Dubai World Cup, dem Sechs-Millionen-Dollar-Rennen (2000 m auf Sand, Gruppe I).
Die Sand-Qualitaeten von Sakhee sind hinreichend bekannt: Nach seinem beeindruckenden Pariser Erfolg hatte der Godolphin-Crack im Breeders Cup Classic den Triumph bereits vor Augen, ehe er noch von dem Amerikaner Tiznow abgefangen wurde. Frankie Dettori wird alles daran setzen, sich nach Dubai Millennium 2000 erneut als Sieger zu verewigen. Aus Startbox sieben geht Sakhee auf die lukrative Reise, empfahl sich vor Ort mit einem Pflichtsieg.
Agnes Digital holte sich erst vor wenigen Wochen in seiner Heimat Japan noch eine bedeutende Pruefung mit unnachahmlichem Speed, ist zudem noch als Gewinner des Hong Kong Cup in bester Erinnerung. Startplatz vier scheint ideal.
Interesant: Im Elferfeld, das sich um die Nachfolge des Amerikaners Captain Steve bewirbt, stecken gleich vier Pferde der Vorjahresentscheidung. Das Beste scheint To The Victory, damals auf Platz zwei, aus Japan. State Shinto (Vierter), Sei Mi (Fuenfter)und Best of the Bests (Neunter)sind die anderen ‚bekannten Gesichter‘. Gary Tanaka vertraut auf den von Carlos Laffon-Parias trainierten Prix Perth-Sieger Keltos. Street Cry war hier 2002 Zweiter im UAE Derby, ist eine der vier Suroor-Hoffnungen.
Komplettiert wird die Mega-Karte (Beginn ist um 17.00 Uhr Ortzeit, 1400 MEZ, der World Cup wird um 21.40 Uhr =18.40 Uhr in Deutschland ausgetragen) vom UAE Derby, dem Dubai Golden Shaheen fuer die Sprinter und dem Kahayla Classic fuer Araber. Ein grosser Tag des Galopprennsports, fuer den man in Dubai saemtliche Weichen gestellt hat. Premiere World- Buchmacher-Uebertragungen (???) bitte ergaenzen.

Michael Haehn

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