Es ist eine Art Hochsicherheitstrakt. Es erinnert eigentlich mehr an ein Gefängnis als an das, was es eigentlich ist. Denn das, was Wachen mit Schäferhunden und MP`s dort bewachen, ist ’nur‘ ein Pferdestall. Aber es ist ja auch nicht irgendein Pferdestall, sondern es handelt sich um die Gastboxen für das wichtigste Rennen des Kontinents: den Prix de l`Arc de Triomphe.
Und genau eine dieser Boxen hat Deutschlands einzige Hoffnung im Arc 2001 bereits bezogen. Anzillero ist dort angekommen, wo er am Sonntag vor der schwersten Aufgabe seiner Karriere steht. Im Bois de Boulogne, auf der Rennbahn von Paris-Longchamp. Dort, wo sich alleine in den letzten zwei Jahren Spitzenpferde wie Sinndar und Montjeu in die Siegerliste eintrugen. Auf einen Sieg von Anzillero zahlen englische Buchmacher derzeit zwischen 330 und 550:10.
Am Freitag und am Samstag Morgen wird der Erlenhofer sein Training auf der Bahn absolvieren, sich mit dem Kurs anfreunden. Auf diesem erreichten deutsche Pferde in der Vergangenheit beachtliche Erfolge. Sowohl Borgia als auch Tiger Hill erkämpften im Arc gute dritte Plätze. Der ganz große Coup gelang 1975 allerdings Star Appeal, als dieser als 1197:10- Außenseiter die ganze Turfwelt schockte und einen der schönsten Ehrenpreise für deutsche Besitzer sicherte.
Anzillero wird am Sonntag auf die Dienste eines alten Hasen vertrauen können. Kevin Woodburn sitzt im Sattel, verabschiedet sich zugleich von der internationalen Jockeybühne. Anzillero wird laufen, das ist Fakt. Denn wer am Mittwoch France Galop Glauben schenkte, nahm zuerst einmal etwas anderes an. Dort galt der Hengst als gestrichen. Doch das hatte niemand getan. Das Direktorium legte Protest ein und hurtig war er wieder drin. Wieder drin im wichtigsten Rennen Europas. Und dort ist Anzillero nun angekommen: in der Höhle des Löwen.