Als Dietrich von Boetticher am Sonntag Nachmittag den Absattelring in Köln betrat, hatte er ungewöhnliche Dinge in seiner Hand: einen Jockeyhelm und eine Peitsche. Beides von John Reid. Utensilien von dem Jockey, der zusammen mit Boreal im Preis von Europa stürzte. Ein Raunen ging durch die Menge, den rund 20.000 Zuschauern stockte der Atem. Und Rennkommentator Manfred Chapman musste sich erst wieder fangen, um in den normalen Rhythmus zurückzufinden. Im ersten Bogen des Gruppe I-Rennens kam der Ammerländer Derbysieger zu Fall. Doch schon schnell stehen Jockey und Pferd wieder. Erstes Aufatmen in Weidenpesch.
Als der erste Schock verdaut ist, analysiert Trainer Peter Schiergen: ‚Es ist auf die Ecke hin sehr eng geworden. Boreal ist auf ein Pferd aufgelaufen und ist so zu Fall gekommen‘. Und dieses Pferd, auf das Boreal auflief, war, wie es das Schicksal wollte, ausgerechnet der zweite Schiergen-Starter Tareno.
Der Derbysieger hat, nach ersten Eindrücken, wohl nur kleinere Blessuren von diesem Sturz davon getragen. Peter Schiergen dazu: ‚Die Beine sind in Ordnung und er ist nicht lahm zurück gekommen. Er war auch nicht sonderlich aufgedreht oder dergleichen. Er ist auf den Kopf gefallen und wird nun natürlich erst einmal eine Pause erhalten.‘ Boreal wurde gleich nach dem Sturz in seine Box im Asterblüte-Quartier geführt und von einem Tierarzt untersucht. Ob der Sturz des Borgia-Bruders tatsächlich nur kleinere Verletzungen (Schiergen spricht kurz nach dem Rennen von einer eventuellen Gehirnerschütterung) zur Folge hatte, wird sich wohl erst in den nächsten Tagen herausstellen.
Der Prix de l`Arc de Triomphe ist nach dem Sturz in Köln nun aller Voraussicht nach ad acta gelegt. Schiergen spricht davon, dass Boreal die Saison 2001 beendet. Und das hat sich der Fuchs auch redlich verdient, feierte er mit dem Sieg im Deutschen Derby und Platz zwei im Großen Preis von Baden eine sensationelle Saison und steht in der Riege der Dreijährigen unangefochten auf der Pole Position.