Letzter Platz trotz Super-Leistung: Proudwings-Tragödie

Es hatte nicht viel gefehlt und Ralf Suerland hätte sich im deutschen Turf wohl unsterblich gemacht. ‚Ich war 10 Minuten Gruppe I-Sieger, aber eben nur 10 Minuten‘, so der Kölner Trainer unmittelbar nach der Entscheidung im Prix Jacques Le Marois. In den Augen des 53-jährigen standen Tränen der Enttäuschung. Und das zurecht. Proudwings passierte als Erste die Linie dieser mit Mega-Krachern besetzten Meilen-Prüfung. Doch schon umittelbar, nachdem der Pfosten des Gruppe I-Rennens passiert wurde, ertönte in Deauville die Sirene: Protest der Reinleitung. Und das gegen Proudwings. Als die Sirene tönte, war klar, dass der Sieg nicht nach Deutschland gehen würde.

Leider blieb die Stute nicht gerade, kam dem Mitfavoriten und Goldolphin-Hengst Noverre in die Quere. ‚Eigentlich müßte man es so lassen, denn diese Stute hätte keiner geschlagen‘, soll Frankie Dettori nach dem Rennen gesagt haben. Es war die Anerkennung eines Unterlegenen, der am Ende dann doch vor der Stute war. Lange ließ sich die Rennleitung mit ihrer Entscheidung Zeit. Mehr als 15 Minuten standen in den Gesichtern der Beteiligten große Fragezeichen. Es war klar, dass man den Sieg verlieren würde. Man wußte aber nicht, auf welchen Platz Proudwings nach der Behinderung wohl gesetzt werden würde.

Züchter und Eigner Dr. Rolf Wilhelms war zu diesem Zeitpunkt, als die Rennleitung tagte, alles egal. Er herzte seine Prinzessin (so wird die Stute von der Familie genannt) und sah nur die Superleistung, die die Fünfjährige auf den grünen Rasen des Turfmekkas gelegt hatte. ‚Es ist doch völlig egal, was passiert. Das zählt nicht. Was zählt, ist die Stute und ihrer wahnsinnige Leistung heute. Sie ist vielleicht das beste Meilenpferd weltweit.‘ Und da könnte der Patentanwalt aus dem Norden Deutschlands auch Recht haben, denn die Stute schlug nicht irgendwelche Hengste, sondern Europas Meilen-Elite, die Creme de la Creme der 1600 Meter-Pferde.

Als dann der endgültige Richterspruch verkündet wurde, machte sich Entsetzen in den Gesichtern aller Deutschen vor Ort breit: Proudwings wurde nicht nur der Sieg aberkannt, sondern sie wurde auf den allerletzten Platz zurückgesetzt. Ralf Suerland, der in diesem Moment der wohl unglücklichste Mensch der ganzen Rennbahn gewesen sein mag, fasst seine Empfindung in folgende Worte: ‚Das sind die grausamsten Minuten meiner Karriere. Eine so bittere Entscheidung. Es sind ganz schwarze Momente. Da kann man mal hier ein Gruppe I-Rennen gewinnen und dann das. Ich kann eigentlich nur den Mut zusammen nehmen und das Beste daraus machen und mir vornehmen, dass die Gegner in Ascot eins vor die Mütze bekommen.‘

Neben Proudwings, für die man den französischen Spitzenjockey Christophe Soumillon gebucht hatte, startet mit dem Mehl Mülhens-Sieger Royal Dragon ein weiteres deutsches Pferd. Und auch der Drache schlug sich in der Höhle des Löwen mehr als beachtlich, endete auf Platz sechs. Andrasch Starke beorderte ihn (wohl eher unfreiwillig, weil kein anderer ging) an die erste Stelle und führte bis weit in die Gerade. Am Ende trennten den Danehill-Sohn nur knapp 2 Längen vom Sieger, nur 1 3/4 hinter Platz drei. Bei anderem Rennverluaf und mehr Glück wäre ein Platz auf dem Treppchen im Bereich des Möglichen gewesen.

Die Jacques Le Marois-Tragodie endete somit mit einem Sieg des Franzosen Vahorimix, der schon seinen letzten Sieg am grünen Tisch erkämpft hatte. Im Sattel des Siegers saß Olivier Peslier. Platz zwei ging an die französische Superstute Banks Hill aus dem Quartier von Andre Fabre vor Noverre (Frankie Dettori) und dem französischen Runner-Up Chichicastenango.

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