Schon den ganzen Vormittag strömte durch die Wettkassen erstaunlich viel Geld auf den ausländischen Gast Kutub. Nicht mehr Paolini war nach seinen zwei italienischen Gruppe I-Siegen Favorit, sondern der Hengst des Godolphin-Imperiums. Die Erklärung waren die heftigen Regenfälle über Riem in den letzten Tagen. Weicher Boden, eine Spezialität von Kutub, wie man vorher im Godolphin-Lager vernehmen konnte. Dass dem auch wirklich so ist, bewies der Hengst dann im Großen Dallmayr-Preis von München. Nicht den Hauch einer Chance ließ der Hengst den sieben angetretenen deutschen Kandidaten.
Alle hatten gegen Dettori und Kutub das Nachsehen, keiner konnte ihm Paroli bieten. Der Favorit gewann die Siegprämie, bescherte seiner Wett-Anhängerschaft einen Toto von 26:10. Und wie schon im letzten Jahr reist der Dallmayr-Sieger nach dem Rennen zurück nach England. Nachdem der Ehrenpreis des letzten Jahres an das Team von Greek Dance ging, wandert er in diesem Jahr an Scheich Mohammed al Maktoum. Saed bin Surror, Trainer von Kutub, war sich seiner Sache früh sicher: ‚Kutub ist auf weichem Boden einfach noch eine Klasse besser als auf gutem Boden. Ich wußte schon früh, dass es heute reichen würde und wir gewinnen.‘ Für Frankie Dettori war es nach dem Erfolg im Jahre 1995 mit Germany der zweite Erfolg im wichtigsten Rennen der München Turfsaison.
Und wo landeten die deutschen Hoffnungen? Als erster (vier Längen hinter dem Sieger) schob sich innen noch Krombacher auf den zweiten Rang. Der Ittlinger Schimmel war wohl die Überraschung des Rennens, konnte seine Derbyschlappe mehr als ausbügeln. Dabei hatte die derzeitige Nummer 1 im Dreijährigen-Lot von Peter Rau nicht einmal einen idealen Rennverlauf. Auf den letzten Metern stellte Torsten Mundry noch Paolini, schlüpfte innen vorbei. Der Jockey nach dem Rennen: ‚Krombacher ist hervorragend gelaufen und hat die Derbyform wieder ins richtige Licht gerückt. Dabei war nicht alles ideal und in der Geraden ist es einmal sehr eng geworden.‘ 70.000 DM gingen dafür auf das Konto des Gestüts Ittlingen, eine Stunde vor dem Rennen mit Abitara in Deauville erfolgreich.
Dann kam er erst: Paolini. „Nur“ Platz drei für den italienischen Gruppe I-Helden. Für den Sieg kam der Lando-Sohn an diesem Sonntag allerdings nie in Frage. Andreas Suborics versuchte auf Platinis Buder alles, aber vergeblich. Ein Paolini auf weichem Boden ist einfach nicht derselbe. In Mailand hatte der von Andreas Wöhler trainierte Hengst Kutub noch das Nachsehen gegeben. Doch da war der Boden auch gut gewesen. Aber auch wenn der Boden gut gewesen wäre, wäre Kutub an diesem Sonntag wohl nur schwer zu schlagen gewesen. ‚Für Paolini waren die Bedingungen heute einfach nicht ganz optimal. Heute war er auch unterwegs sehr eifrig, was uns den zweiten Platz gekostet haben könnte‘, so Jockey Andreas Suborics nach dem Rennen.
Vom großen Schütz-Trio zog sich die Wittekindshoferin Salonblue am besten aus der Affäre. Unter Norman Richter erkämpfte die Stute bei ihrem erst vierten Lebensstart immerhin den vierten Platz. Danach kam dann der Riesen-Außenseiter Onaldo ins Ziel des Hauptrennens. Limerick Boy, im Deutschen Derby immerhin als Favorit gesattelt und auch auf dem bevorzugten weichem Boden unterwegs, enttäuschte mit einem sechsten Platz, war aber auch schon am Toto abgemeldet gewesen. Sogar nur Platz sieben ging an den zweifachen Gruppe-Sieger Zöllner. Nach idealem Rennverlauf konnte er als es zur Sache ging einfach nicht zulegen, musste Grenzen bekennen. Dahinter kam Pryor, auch er ist kein Freund von weichem Boden, ins Ziel. Lange war er an der Spitze des Feldes, aber als es ernst wurde, konnte auch Champion Andrasch Starke nicht mehr viel retten.